Ein gekritztes Geschiebe ist ein Stein, der Spuren des
eiszeitlichen Transportes durch die Gletscher zeigt.
Zu erkennen ist das an mehr oder weniger parallelen Riefen auf einer meist recht glatten
Gesteinsoberfläche. Diese Riefen sind durch die Bewegung des
eingefrorenen Steines über dem harten Untergrund entstanden. Solche Kritzungen
konnten sich nur bilden, wenn sich der Stein an der Basis des
Gletschereises befand.
Da sich Eis nicht wie ein Festkörper bewegt, sondern wie eine zähe
Flüssigkeit, durchmischen sich auch verschiedene Teile des Eises
miteinander. Ein großer Teil des transportierten Gesteins
steckte deshalb im Inneren der
Eismasse und nicht nur an seiner Unterseite.
Sehr oft sind es Kalke, die die Spuren des eiszeitlichen Transportes
deutlich zeigen.
Das liegt daran, daß sie weicher als andere Gesteine sind. Aber auch harter
Granit zeigt diese Schrammen.
Schwieriger ist es, ein kleines Stück zu finden. Die schönsten
Gletscherschrammen sind oft auf den unverrückbaren, tonnenschweren
Findlingen.
Im Rüdersdorfer Kalk (bei Berlin) sind diese Schleifspuren schon im
19. Jahrhundert bekannt gewesen und haben einen Anteil an der
Aufklärung der Frage gehabt, wie denn überhaupt die skandinavischen
Gesteine nach Deutschland kamen. Die Erkenntnis, daß es Vereisungen
gab und Eis in der Lage ist, enorme Brocken zu transportieren, ist
noch nicht sehr alt und noch um 1900 war die Idee einer Vereisungen
und damit zusammenhängendem Gesteinstransport keineswegs allgemein akzeptiert.
Sehenswert sind die Schleifwirkungen der Gletscher auf den Felsflächen
in ganz Skandinavien. Dort sind ganze Landstriche geglättet und
"poliert" worden.
Zuerst ein typisches gekritztes Geschiebe, gefunden in Hamburg. Das Gestein ist
ein Kalk.

Unten
sehen Sie
einen Strandstein auf der Insel Fehmarn mit einem Gletscherschliff auf der Vorderseite. Der Stein
ist etwa einen Meter breit, oben rechts liegt eine 2-Euro-Münze.

Der Ausschnitt läßt die Schleifspuren noch besser erkennen.

Das nächste Bild zeigt ein mehr handliches Exemplar:
Der Stein ist ein Rapakiwigranit mit deutlicher Striemung auf zwei Seiten. Der Stein stammt aus der Kiesgrube in
Jersbek bei Hamburg.
 
Bei diesem Stück (oben) ist die Striemung verdreht und zieht sich über
die gewölbte Außenfläche. Das ist eher ungewöhnlich. In den meisten
Fällen ist die Schliffläche schön eben und glatt.
Flach einfallendes Sonnenlicht hilft beim Erkennen, ebenso eine
angefeuchtete Oberfläche.
Das nächste Beispiel ist wieder typisch und stammt aus der Kiesgrube
in Sielbek (S/H).
Bildbreite etwa einen Meter.
 
gleicher Ort, anderes Beispiel:
 
Die anstehenden, von Eis polierten Felsen findet man besonders schön
an den Küsten Schwedens und Finnlands.
Bilder
dazu:
Der Sonderfall, daß ein Geschiebe mehrere gekritzte Flächen hat und
diese gemeinsame Kanten bilden, wird als Eiskanter bezeichnet.
Beispiele sehen Sie hier:
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