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Åland-Ignimbrit:
Das Gestein, das hier vorgestellt wird, ist eine
Rarität.
Zum einen ist das Anstehende mit kaum 100 m Durchmesser sehr klein.
Zum anderen sind vulkanische Gesteine in den skandinavischen Rapakiwiplutonen
praktisch nicht mehr vorhanden. Wegen des hohen Alters dieser Gesteine ist das
allermeiste längst abgetragen.
Eine Ausnahme bildet die Insel Hogland (Suursaari) im finnischen Meerbusen. Dort
gibt es Vulkanite des Wiborg-Rapakiwis.
Zum dritten sind Ignimbrite in Rapakiwiplutonen insgesamt sehr selten.
Weltweit sind nur drei Vorkommen beschrieben: Eines in St. Francois, Missouri
(USA), ein weiteres in Ostsibirien sowie das hier vorgestellt auf Åland.
Das Gestein enthält viele Einsprenglinge.
Sie machen etwa ein Viertel des Volumens aus und bestehen aus Quarz und
Kalifeldspäten. Sie befinden sich in einer (schokoladenbraunen) dichten
Grundmasse, die von vielen gewellten Strähnen durchzogen ist. Ein solches Gefüge
bezeichnet man als eutaxitisch.
Die Schlieren, die Einsprenglinge umfließen, sind ebenfalls dicht, also auch
unter der Lupe nicht in Kristalle auflösbar. Sie sind immer heller als die
Grundmasse und meist von rötlicher oder hellbrauner Farbe.
Grundmasse und ehemalige Bimsfladen bestehen aus Alkalifeldspat, Albit und
Quarz.
Das Gestein hat ein Alter von 1,58 Milliarden Jahren.
Das Bild zeigt die typischen Merkmale eines vulkanischen Gesteins, das bei einem
pyroklastischen Strom (Glutwolkenausbruch) gebildet wird.
Die Einsprenglinge sind stark gerundet (korrodiert), etliche zerbrochen.
Die hell-fleischfarbenen Alkalifeldspäte zeigen tiefe Risse und Einbuchtungen,
in die die Grundmasse gedrungen ist
Die Schlieren in der Grundmasse, auch Flammen oder Fiammen genannt, sind die
Reste flachgedrückter Bimsfladen. Sie laufen hier im Bild von unten links nach
oben rechts.
Die Flammen umfließen die Kristalle - ein sichtbarer Hinweis, daß diese vor dem
Vulkanausbruch schon in der Lava vorhanden waren. Die Gesteinsfragmente,
Kristalle und Bimsfladen wurden in unmittelbarer Nähe des Vulkans abgelagert.
Danach verfestigten sie sich durch ihr Eigengewicht und die hohen Temperaturen.
In frischen Ignimbriten bestehen die Schlieren aus Gesteinsglas.
In so alten Gesteinen wie diesem hier ist das Glas inzwischen rekristallisiert,
was aber nur im Dünnschliff zu sehen ist.
Dieses Gestein ist von den finnischen Geologen eingehend untersucht worden.
(Eklund, Shebanov,
Fröjdö, Yli-Kyyny, Andersson:
A flow-foliated
ignimbrite related to the Åland rapakivi granite in SW Finland)
Dabei wurde eine ungewöhnlich hohe Temperatur von etwa 950° beim Ausbruch des
Magmas festgestellt. (Für solche Bestimmungen werden die Gehalte an Mineralen
wie Ilmenit und Spinell untersucht, die sich sehr früh ausscheiden).
Gesteine von granitischer Zusammensetzung wie dieses hier verfestigen sich aber
bei Temperaturen unterhalb von 800°. Die Anwesenheit der vielen Kristalle zeigt,
daß dieser Prozeß bereits begonnen hatte. Damit gibt es einen Widerspruch: Die
Temperatur des Vulkanausbruchs ist höher als die Bildungstemperatur der
Einsprenglinge.
Im Ignimbrit finden sich nun auch Reste von Basalt bzw. Anorthosit. Diese
Gesteine sind als Magma wesentlich heißer (1000°-1100°) und dazu sehr viel
beweglicher.
Der Vorgang, der zur Bildung des Ignimbrits führte, wird wie folgt angenommen:
Das an Einsprenglingen reiche Granitmagma bleibt auf seinem Weg zur
Erdoberfläche stecken und bildet eine Magmakammer in geringer Tiefe. Danach
dringt von unten her in diesen Kristallbrei ein zweites, sehr viel heißeres
basaltisches Magma ein und heizt das Granitmagma stark auf. Dadurch kommt es
zu einer erneuten Verflüssigung (abgerundete Einsprenglinge!) sowie zu einer
vermehrten Freisetzung von Gasen, die den Druck auf das Dach der Magmakammer
zusätzlich erhöhen.
Wenn die Magmenkammer nach oben aufbricht, sinkt schlagartig der Druck, was zu
einer weiteren starken Freisetzung von gelösten Gasen und Wasser führt.
Damit ist der explosive Ausbruch in vollem Gange.
Das Zusammentreffen zweier, ganz unterschiedlicher Magmen ist eine Erscheinung,
die in den Rapakiwigesteinen immer wieder zu beobachten ist. Bimodaler
(zweiphasiger) Magmatismus ist ein allgemeines Kennzeichen von Rapakiwis und
dürfte einen wesentlichen Anteil an der Entstehung der ungewöhnlichen Gefüge
haben, die diese Gesteine zeigen.
Unterhalb: Die polierte Probe im Ganzen.
Sie befindet sich in der Sammlung von Herrn A. P. Meyer in Berlin.
Unten: Unverwitterte Außenseite des
Ignimbrits.
Die hellgrauen kleinen Flecke sind (angestoßene) Quarze, die
fleischfarben-rötlichen Einsprenglinge Alkalifeldspäte. Die größeren von ihnen
sind gerissen, in die Spalten und Löcher ist Grundmasse eingedrungen.
Quer durch das Gestein ziehen sich die hellbraun-rötlichen Schlieren. Sie sind
scharf gezeichnet und können mehrere Zentimeter dick werden.
Die grünlich-braunen Flecken im linken Teil sind Lösungsfällungen auf
Kluftflächen und kein typischer Bestandteil dieses Gesteins.
Eine Verwechselung mit anderen Ignimbriten ist kaum möglich.
Die ähnlich schönen Ignimbrite aus Dalarna enthalten niemals gerundete Quarze in
solcher Menge und Größe. Allein im Särna-Quarzporphyr gibt es nennenswert Quarz,
dafür ist dessen Gefüge kleinteiliger und weist nicht so üppig große Bimsfladen
auf. Särna-Quarzporphyr ist auch eher violett bis dunkelrot, nicht so schön
schokoladenbraun.
Bei Geschieben muß man unter Umständen ein kleines Stück abschlagen, um die
Farbe der Grundmasse beurteilen zu können.
Wenn diese Gesteine angewittert sind, tritt das
Gefüge noch deutlicher hervor.
Beachten Sie die roten Flecken. Das sind die angewitterten Alkalifeldspäte, die
im frischen Gestein hell sind.
Ausschnitt:
Wegen des kleinen Vorkommens ist dieser
Ignimbrit ziemlich selten. Trotzdem läßt er sich im Geschiebe finden. Nicht
zuletzt sein einmaliges Gefüge hilft, das Gestein zu erkennen.
Hier unterhalb sehen Sie einige Funde, von denen mir berichtet wurde:
(Stand Herbst 2007)
Die Funde sind nach Findernamen geordnet.
1) Herr de Jong, (Drachten, NL) Fundort: Insel Als, Dänemark (polierter Schnitt)
2) Herr Paetrow (Negast, D), Fundort Rügen (Kreptitz,
Halbinsel Wittow)
3) Herr Vinx (Hamburg, D) Fundort Klützer Winkel, Mecklenburger Ostseeküste
4) Hildegard Wilske (Flensburg, D) Fundort Insel Aerö, Dänemark
V
Zum Schluß noch ein paar Bilder aus dem
Anstehenden.
Beachten Sie die starke Klüftung. Es dürfte kaum Geschiebe größer als 20 cm
geben. Im Bild unten links ist eine 2-Euro Münze zum Vergleich.
Die Bilder können vergrößert werden.
Die Angaben zur Entstehung dieses Gesteins stammen aus folgendem Text:
Olav Eklund 1, Alexey Shebanov 2,
Soren Fröjdö 3, Kari Yli-Kyyny 1 and
Ulf B. Andersson 4:
A flow-foliated ignimbrite related to the Åland rapakivi granite in SW
Finland
Terra Nova, 8, Seiten 548 - 557, 1996
1 Department of Geologgy, Turku University, Turku, Finland
2 Department of Mineralogy, Geological Faculty of St.
Petersburg University, St. Petersburg, Russia
3 Department of Geology and Mineralogy, Åbo Akademi
University, Åbo, Finland
4 Institute of Earth Sciences, Uppsala University,
Uppsala, Sweden