Rochlitzer Porphyr
Rochlitzer Porphyr findet man in Städten.
Er wird seit Jahrhunderten als Baustein verwendet und ist auch außerhalb von Sachsen und Thüringen verbreitet. Man erkennt das Gestein leicht an seiner graurötlichen bis orangerötlichen Farbe und den hellen, unregelmäßigen Streifen darin.
Das Gestein wird am Rochlitzer Berg im westlichen Sachsen abgebaut.


Entstehung
Rochlitzer Porphyr ist eine vulkanische Ablagerung, die sich vor 296 - 294 Millionen Jahren im Zuge einer ganzen Serie von Vulkanausbrüchen bildete. Damals war Deutschland Teil des großen Kontinents Pangäa und lag knapp nördlich vom Äquator. Das Zeitalter des Karbon war gerade zu Ende und das Perm begann mit heftigem Vulkanismus. Gesteine aus dieser Zeit gibt es nicht nur in Sachsen, sondern auch in Thüringen, Sachsen-Anhalt, im Saar-Nahe-Gebiet und in Südnorwegen.
Der Rochlitzer Porphyr besteht aus einer feinkörnigen Grundmasse mit zwei Sorten Feldspat und Quarz als Einsprenglinge. Seine Zusammensetzung entspricht der eines Granits, aber da es ein vulkanisches Gestein ist, wird es als „Rhyolith“ bezeichnet. Zu den Einsprenglingen kommen noch die „Fiamme“. Das sind kurze, oft wellige Einschlüsse, die als heiße, weiche und formbare Lavafetzen zusammen mit der Asche, den Feldspäten und Quarzen abgelagert wurden.

(unbeschriftetes Bild)
Die Fiamme belegen, dass der Porphyr die Ablagerung eines „pyroklastischen Stroms“ ist. So nennt man gasreiche, heiße Aschewolken, die an den Hängen von Vulkanen abgehen. Ihre Ablagerung heißen „Ignimbrit“. Man erkennt sie an den flach gedrückten Lavafetzen, den Fiamme. (Das trifft nur auf einige, nicht auf alle Ignimbrite zu.)

(unbeschriftetes Bild)
Dass die Lava zäh und der Vulkan explosiv gewesen sein muss, zeigt schon der Quarz. Jedes Gestein mit so viel Quarz ist als Magma bzw. Lava überaus zähflüssig. Quarzreiche Schmelzen bewegen sich kaum und verstopfen regelmäßig den Aufstiegskanal im Vulkan. Wenn dann der Druck zu groß wird, explodiert er und das Magma wird in kleinste Partikel zerrissen. Diese „Asche“ wird in der unmittelbaren Umgebung des Vulkans abgelagert. Jeder pyroklastische Strom erzeugt eine neue Schicht, aus der nach und nach eine Hunderte Meter dicke Ablagerung entstehen kann – wie hier beim Rochlitzer Porphyr.

Zwischen den Feldspäten und den Quarzen gibt es viele kleine Hohlräume, die durch die Entgasung der Lava nach der Ablagerung entstanden. Einige der Löcher sind auch dem Zerfall der Feldspäte geschuldet, was durch überhitztes Wasser und CO2 verursacht wurde.

(unbeschriftetes Bild)
Die Zersetzung eines Gesteins durch aggressive Flüssigkeiten wird „Alteration“ genannt. Sie fand hier direkt nach der Eruption in der noch heißen Ablagerung statt. Dabei zirkulierten die Flüssigkeiten vor allem in Spalten und Rissen und bleichten den umgebenden Stein aus. So bildeten sich die hellen Streifen. Es sind ehemalige Risse, von denen aus heiße Flüssigkeiten den umgebenden Stein entfärbten.

Bei der Alteration wurde auch fein verteilter Quarz ausgeschieden. Er wirkt als Zement und macht den Rochlitzer Porphyr hart genug, um ihn als Baustein nutzen zu können.

Der größte Teil des Rochlitzer Porphyrs hat ein fast gleichkörniges Gefüge mit unauffälligen Feldspäten und ist insofern kein typischer Porphyr. Porphyre zeichnen sich durch einen deutlichen Größenunterschied zwischen den Einsprenglingen (Feldspäte, Quarze) und der Grundmasse aus.
Ausgeprägt porphyrische Gefüge kann man hin und wieder auch am Rochlitzer Berg finden, aber eher selten. Die Bilder 9-12 zeigen zwei Handstücke des Rochlitzer Porphyrs mit vielen Feldspäten und Quarz.


die glasglänzenden Einsprenglinge sind Quarze
Diese Handstücke entsprechen dem, was man bei „Porphyr“ erwartet: Feldspäte, die sich von der feinkörnigen Grundmasse abheben.

als die meisten Rochlitzer Porphyre
Auch diese Feldspäte sind zersetzt und zeigen im frischen Bruch keine Spaltflächen.

zwei verschieden gefärbte Feldspäte
Ab und zu stecken im Porphyr auch Einschlüsse von Fremdgesteinen. Es sind Bruchstücke aus dem tiefen Untergrund, die von der aufsteigenden Lava mitgerissen wurden.

Diese Einschlüsse sind nur einige Zentimeter groß, feinkörnig und fast immer dunkelbraun. Sie sind stark zersetzt, sodass es ohne genaue Untersuchung nicht möglich ist, den Gesteinstyp zu erkennen.

Der als Baustein benutzte Porphyr enthält wenig dieser Einschlüsse, aber wer aufmerksam ist, wird sie früher oder später finden. Ein schönes Beispiel ist der Eingang zum Turmmuseum im sächsischen Geyer. Dieser Rochlitzer Porphyr steckt voller dunkelbrauner Fragmente.

im Rochlitzer Porphyr selten (Geyer)
Der typische Rochlitzer Porphyr sieht massig aus und fällt vor allem durch sein helles Rissmuster im rötlichen Stein auf. (Bilder 16-18)

an einer Brücke in Kohren-Salis
In Hamburg:

an der Alsterdorfer Straße Ecke Sommerkamp
Ebenfalls Hamburg:

besteht aus Rochlitzer Porphyr und hellen Ziegeln
Wer in Sachsen unterwegs ist, sollte den Rochlitzer Berg besuchen. Dort kann man die alten Steinbrüche besichtigen und sich auf dem Porphyrlehrpfad über den Abbau informieren. Auch Kletterfreunde kommen auf ihre Kosten.

Am Rochlitzer Berg gibt es alte und neue Steinbrüche.



Vor allem der Gleisbergbruch lohnt einen Besuch. Hier hat man sich über Jahrzehnte in die Tiefe vorgearbeitet, was man an den Jahreszahlen (links in der Wand) ablesen kann. Die horizontalen Streifen sind Spuren der Werkzeuge, mit denen man den Stein von Hand ausgehauen hat.
Der benachbarte Haberkornsche Bruch ist älter und auch hier sieht man überall die Spuren früherer Handarbeit.
Etwa in der Mitte des Haberkornschen Bruchs findet man an der östlichen Wand ein Netz aus herausgewitterten Rissen. Es sind die gleichen Klüfte, die sonst hell gefärbt sind. Hier aber sind sie so hart mineralisiert, dass sie als erhabenes Kluftmuster herauswittern konnten.

Und dann gibt es noch die sogenannten Einsiedelei. Wohl eher nichts für Rheumatiker.

Gegenüber vom Rochlitzer Berg hat der Betreiber des Steinbruchs seinen Betrieb. Wer einen Grabstein sucht oder für den Garten eine Skulptur aus Rochlitzer Porphyr, der ist hier richtig: www.porphyr-rochlitz.de.

Links:
"Der Rochlitzer Supervulkan", Sächsisches Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Heft 9/2020:
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/35682/documents/55415
Geopark Porphyrland: https://www.geopark-porphyrland.de/geopark/supervulkane/
Rochlitzer Geschichtsverein: http://www.rochlitzer-geschichtsverein.de/?page_id=1056
oder: http://rochlitzer-geschichtsverein.de/?page_id=1058
Literatur:
FRISCH W, MESCHEDE M. 2013: Plattentektonik, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 5. Auflage
LE MAITRE RW (Hrsg.), STRECKEISEN A, et al: 2004 Igneous rocks: a classification and glossary of terms, Cambridge University Press
MARESCH, SCHERTL, MEDENBACH 2014: Gesteine. 2. Auflage, Schweizerbart Stuttgart
MURAWSKI H, MEYER W: Geologisches Wörterbuch, 10. Auflage, Enke-Verlag 1998
TRÖGER, W. Ehrenreich: Spezielle Petrographie der Eruptivgesteine
Nachdruck durch den Verlag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, 1969
VINX, R. 2015: Gesteinsbestimmung im Gelände. 4. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg
Die Deutschlandkarte ist eine eigene Bearbeitung der Datei:
„germany location map.svg“ aus Wikipedia,
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Germany_location_map.svg
Autor: NordNordWest, CC-BY-SA 3.0
Matthias Bräunlich, Juli 2022