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Andesit
Andesit ist ein vulkanisches Gestein aus Plagioklas, Pyroxen und Amphibol. Wie Basalt besteht es vor allem aus Plagioklas, jedoch mit einem wichtigen Unterschied: Im Andesit ist der Plagioklas reicher an Natrium, ärmer an Kalzium und enthält deshalb mehr SiO2. Das macht die Lava zähflüssiger als Basalt, was sich auf die Gestalt der Vulkane und das Aussehen ganzer Gebirge auswirkt.
Neben viel Plagioklas können Andesite bis zu 10 % Foide oder bis zu 20 % Quarz enthalten. Beide stecken unsichtbar in der Grundmasse. Ein Andesitmagma, das sich in der Tiefe langsam abkühlt, wird zu Diorit.
Viele Andesite sind Porphyre mit Plagioklas als Einsprengling. Andesite sind oft heller als Basalte.


Der Name „Andesit“ leitet sich von den südamerikanischen Anden ab. Darin steckt auch der Hinweis auf ihre Entstehung, denn die meisten Andesite findet man über Subduktionszonen, wie es sie an den Westküsten von Nord- und Südamerika, in Indonesien oder in Japan gibt. Andesite sind typische Gesteine des „pazifischen Feuerrings“, einer ausgedehnten Kette aktiver Vulkane rund um den Pazifik. In Europa gibt es Andesite nur in kleinen Vorkommen, weil hier der geologische Rahmen ganz anders ist.
Die folgenden Andesite stammen von der Insel Kyushu im Süden Japans.

(Sammlung Hincke)

(Sammlung Hincke)
Die Grundmasse dieser Andesite ist ungleichmäßig, rissig und enthält dunkelgrau glänzende Anteile. Das spricht für Gesteinsglas, das die Lava besonders zäh und rissig macht. Der Vulkan Unzen ist ein kegelförmiger Stratovulkan mit steilen Flanken, so wie auch andere Vulkane mit andesitischer bzw. dazitischer Lava. Seine Form ist der Zähflüssigkeit der Lava geschuldet.
Wie andere Andesitvulkane neigt auch der Unzen zu explosiven Ausbrüchen und ist für seine pyroklastischen Ströme berüchtigt. Am Unzen kamen 1991 die Vulkanologen Maurice und Katja Krafft ums Leben.
Andesitvulkane sind keine freundlichen Nachbarn.
Die hellen Einsprenglinge hier sind Plagioklase, die dunklen Kristalle sehr wahrscheinlich Amphibole. (Für eine genaue Aussage müsste das Stück zerschnitten werden.)
Diese Probe ist jung und stammt aus einem Lavastrom der 1990er Jahre.

Gleiche Vulkane gibt es auch an der Westküste der USA im Gebirgszug der „Cascade Range“. Dort liegen die Vulkane parallel zur Küste und entstanden als Folge der Subduktion der pazifischen Platte unter die nordamerikanische. Einer dieser Vulkane ist der Mt. Rainier.

Auch das ist wieder ein typischer Andesit mit hellen Plagioklasen und mäßig vielen dunklen Mineralen.

In Europa kommen Andesite nur auf kleiner Fläche vor. Der folgende stammt aus dem Kosovo und enthält besonders viele Einsprenglinge. Die Probe ist ein Bohrkern aus der Nähe von Gračanica.


dass es sich um Plagioklas handelt
Die hellen Plagioklase sind zum Teil vergrünt, was bedeutet, dass dieser Andesit heißen Lösungen ausgesetzt war. Die Fluide haben die teilweise Zersetzung des Feldspats bewirkt, die sich als Grünfärbung zeigt.
Auch in Norddeutschland kann man mit etwas Ausdauer Andesite finden, die als eiszeitliche Geschiebe ursprünglich aus Skandinavien kommen.
Vor etwa 1700 Millionen Jahren war der „Transskandinavische Granit- und Porphyrgürtel“ in Schweden ein Gebirgszug über einer Subduktionszone. In der Region Dalarna findet man Andesite aus dieser Zeit. Der „Venjan-Porphyr“ (Venjan-Porphyrit) ist einer davon.

(Polierter Schnitt)
Dieser Andesit dürfte zu den ältesten in Europa gehören.

Proben und Koordinaten
Andesit vom Sakurajima, Japan (Bild 2, 3): Umgebung von N31.591888, E130.638153
Andesit vom Unzen, Japan (Bild 4, 5): Umgebung von N32.750983, E130.283886
Andesit Mt. Rainier, USA (Bild 6, 7): Umgebung von N46.781359, E-121.768219
Andesit aus Gračanica im Kosovo (Bild 8, 9): Umgebung von N42.599942, E21.192262
Venjan-Porphyr aus Dalarna: N60.335556, E14.043889
Die Proben aus Japan sind Teil der Sammlung von A. und E. Hincke
Die Proben vom Mt. Rainier und aus dem Kosovo gehören zur Sammlung von D. Pittermann
Der Venjan-Porphyr (Venjan-Porphyrit) ist Teil der Sammlung von Xander de Jong, Nimwegen, heute im Museum „de Bastei“.
Literatur:
Frisch W., Meschede M., Blakey R. 2011: Plate tectonis, Springer Verlag Berin
Le Maitre RW (Hrsg.), Streckeisen A, et al: 2004 Igneous rocks: A Classification and Glossary of Terms, Cambridge University Press
Vinx R. 2015: Gesteinsbestimmung im Gelände. 4. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg
Vinx R. 2024: Gesteine - Dokumente der Erdgeschichte, 1. Auflage, Quelle & Meyer, Wiebelsheim
Matthias Bräunlich, Dezember 2024