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Järeda-Granit


Lagekarte

Järeda-Granit ist ein grobkörniger Granit mit schwarzen Rissen im rötlichbraunen Feldspat. Er kommt nur in Südschweden vor und ist ein leicht zu erkennendes, gutes Leitgeschiebe.
Der ehemalige Ort Järeda gehört heute zu Järnforsen im nördlichen Småland.

Wie bei den meisten Graniten überwiegt Alkalifeldspat, der rötlich, rötlichbraun oder auch hellbraun aussieht und oft einen grauvioletten Farbstich aufweist (Vinx 1999). Die Feldspäte sind etwa 1-1,5 cm groß, das Gestein ist gleichkörnig.
Typisch für Järeda-Granit sind schwarze Risse in den Alkalifeldspäten. Diese Risse sind nur wenige Zehntel Millimeter breit und zeigen alle ungefähr in eine Richtung. Das schwarze Mineral ist Biotit, was nur unter einem Mikroskop erkennbar ist.

Bild 1: Järeda-Granit, polierter Schnitt (Geschiebe, Ostseeküste in Mecklenburg)
Bild 2: Schwarze Risse im Alkalifeldspat (Bild ohne Beschriftung)

Plagioklas ist kaum sichtbar, steckt aber in großer Menge als perthitische Entmischung im Alkalifeldspat. Järeda-Granit ist ein Monzogranit, enthält also relativ viel Plagioklas. (Granite, in denen der Alkalifeldspat deutlich überwiegt, heißen Syenogranite.)

Bild 3: Järeda-Granit aus der Nähe von Målilla
(Aufnahme unter Wasser, Foto: M. Torbohm)
Bild 4: Järeda-Granit mit ausgelängten hellblauen Quarzen
(Aufnahme unter Wasser, Foto: M. Torbohm)

Der reichlich enthaltene Quarz ist weiß, hellgrau oder blau und durch mechanische Belastung rissig. Manche Quarze sind in sich in viele winzig kleine Stücke zerbrochen und sehen auf Bruchflächen körnig wie Zucker aus. Ein Teil des Järeda-Granits enthält länglich verformte Quarze und hat ein gneisähnliches Gefüge.

Die folgende Probe ist ein geschnittenes und poliertes Geschiebe von der Insel Langeland. Hier sind die Alkalifeldspäte keine einzelnen Individuen, sondern bilden größere Aggregate aus verbundenen Alkalifeldspäten. Sie sind umgeben von ausgelängten, hellblauen Quarzen, von denen einige klar und nicht zerbrochen sind. Dieser Järeda-Granit ist kräftig deformiert.

Bild 5: Järeda-Granit, Geschiebe von Langeland, Dänemark (Polierter Schnitt, Sammlung Brückner)
Bild 6: Die schwarz gefüllten Risse in den Feldspäten
zeigen ungefähr in eine Richtung (Ausschnitt aus Bild 5)

Die beiden folgenden Järeda-Granite stammen aus zwei unterschiedlichen Aufschlüssen in Järnforsen in Småland. Der Alkalifeldspat ist hellbraun und nur wenig rissig. Solche Gefüge wären, als Geschiebe gefunden, nicht mehr eindeutig. Die Proben zeigen, dass es unterschiedliche Gefügevarianten des Järeda-Granits gibt.

Bild 7: Järeda-Granit mit hellbraunem Alkalifeldspat
Bild 8: Järeda-Granit mit wenigen Rissen im Feldspat

Das Handsstück im Bild 7 stammt vom östlichen Stadtrand in Järnforsen, das im Bild 8 vom westlichen.
Bei der Bestimmung von Funden sollte man daher nur solche als Järeda-Granit bezeichnen, die einen nennenswerten Anteil an schwarz-rissigen Feldspäten enthalten. So wie das folgende Stück

Bild 9: Typischer Järeda-Granit an der Ostsee (Sammlung Figaj)

Järeda-Granit ist auch insofern interessant, als er den Zusammenhang von Geschiebegröße und Gesteinsart zeigt. Während Vulkanite oft nur als kleine Geschiebe vorkommen, ist das bei Gneisen und Graniten anders. Sie haben im Anstehenden einen großen Abstand zwischen den Klüften und können deshalb große Geschiebe liefern. Järeda-Granit ist eines der wenigen Leitgeschiebe, die auch als großer Findling vorkommen.

Bild 10: Järeda-Granit als Findling auf Rügen (Strand bei Mukran)
Bild 11: Abgelöste Scheibe neben dem Findling (Münze = 2,5 cm)

Dieser Järeda-Granit lag 2006 am Strand von Rügen in der Nähe von Mukran. Ein abgeplatztes Stück zeigt das schwarz-rissige Gefüge mit intensiv blauem Quarz.

Bild 12: Bruchfläche des Järeda-Granits auf Rügen, nasse Oberfläche

Ob der Findling heute noch dort liegt, ist nicht bekannt. Die Veränderungen an der Küste können dafür gesorgt haben, dass er inzwischen im tiefen Wasser liegt oder unter Sand begraben ist. Sollte jemand ein ansprechendes Foto neuerem Datums haben, würde ich mich darüber freuen.

Ähnliche Gesteine

Aktuell sind keine ähnlichen Granite aus anderen Vorkommen bekannt, die dem Järeda-Granit gleichen. Jedoch zeigt Marc Torbohm ein Nahgeschiebe, das etwas außerhalb des Järeda-Gebiets gefunden wurde. Es ist kräftiger rot als der typische Järeda-Granit und enthält nur wenige schwarze Risse. Solche Nahgeschiebe in Schweden sollten beachtet werden, denn sie bringen uns auf die Spur von potenziellen Doppelgängern.
Zum Namen: Per Smed benutzte in den frühen Ausgaben von „Steine aus dem Norden“ den Namen „Mariannelund-Granit“. In den späteren Ausgaben von „Sten i det danske landskab“ wurde das zu „Järeda-Granit“ korrigiert.

Proben und Koordinaten

Bild 1: Geschiebe an der Ostsee
Bild 2: Ausschnitt eines Geschiebes von der Ostsee (Sammlung Figaj)
Bild 3, 4: Proben aus der Nähe von Mållila (N57.39972, E15.71805, Sammlung Torbohm)
Bild 5, 6: Geschiebe von Langeland, Dänemark (Sammlung Brückner)
Bild 7: Probe aus Järnforsen in Småland (N57.41202 E15.61459, Sammlung Bräunlich)
Bild 8: Probe aus Järnforsen in Småland (N57.41010 E15.60557, Sammlung Bräunlich)
Bild 9: Geschiebe von der Ostsee (Sammlung Figaj)
Bild 10-12: Järeda-Granit auf Rügen

Literatur:

Holst N. O. 1885: Beskrifning till kartbladet Hvetlanda. SGU. Ser Ab. N. 8. Stockholm

Smed P. (übersetzt durch EHLERS J) 2002: Steine aus dem Norden. Geschiebe als Zeugen der Eiszeit in Norddeutschland. 2. Auflage, Borntraeger

Torbohm, M: Geologische Streifzüge - Järeda-Granit

Vinx R. 1999: Der Järeda-Granit als Leitgeschiebe: Ein roter Småland-Granit mit spezifischen Merkmalen - Archiv für Geschiebekunde 2 (9): 687-696, 3 Abb., 1 Tab., Hamburg

Vinx R 2016: Steine an deutschen Küsten. Quelle und Meyer Verlag Wiebelsheim

 

Matthias Bräunlich, November 2024

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