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Helle und dunkle
Minerale
Alle Gesteine bestehen aus
Mineralen. Sie zu erkennen, ist Grundlage jeder Gesteinsbestimmung.
Geologen unterscheiden helle und dunkle Minerale. Für die Gesteinsbestimmung
sind die hellen Minerale Quarz und die Feldspäte wichtig, von
denen es zwei gibt. Aus diesen drei Mineralen bestehen die meisten
magmatischen Steine und ein großer Teil der metamorphen. An die Stelle von
Quarz treten in einigen Gesteinen die Feldspatvertreter (Foide).
Die zweite wichtige Gruppe ist die der dunklen Minerale. Das sind vor allem
Glimmer, Amphibole und Pyroxene. Hinter jedem Namen
steckt eine ganze Mineralfamilie, aber es genügt völlig, wenn Sie die
wichtigsten kennen.
Weitere dunkle Minerale, die Sie in den Gesteinen finden werden, sind:
Olivin, Granat, Magnetit, Titanit, Epidot
und Kalzit. Damit sind schon die für eine Bestimmung wichtigen
Minerale genannt. Wenn Sie die erkennen, liegen Sie bei der praktischen
Gesteinsbestimmung weit vorn.
Die Unterscheidung in „hell“ und „dunkel“ richtet sich nach der chemischen
Zusam-
mensetzung und nicht nach dem Aussehen der Minerale. Quarz und Feldspäte
sehen
zwar meistens hell aus, können aber auch sehr kräftig gefärbt sein, trotzdem
sind es helle Minerale.
Dunkle Minerale sind zwar oft schwarz oder dunkelgrün, aber auch hier gibt
es etliche Ausnahmen. Manche Pyroxene sind hell, ebenso wie Olivin, der
blassgrün oder hellgelblich aussehen kann. Beide gehören aber zu den dunklen
Mineralen.
Spaltbarkeit
Spaltbarkeit ist die
Eigenschaft eines Minerals, beim Zerbrechen in Stücke mit einer glatten,
ebenen Oberfläche zu zerfallen.
Manche Minerale bilden nur in einer Ebene solche Spaltflächen, manche in
zwei und wieder andere sogar in allen drei Richtungen. Mit Ebene sind
Breite, Höhe und Tiefe gemeint.
 
Glimmer haben z. B. eine sehr gute Spaltbarkeit (linkes Bild). „Sehr
gut“ bedeutet, dass die Spaltflächen immer entstehen, wenn man das
Mineral zerbricht.
„Eine“ Spaltbarkeit heißt, dass die Spaltflächen nur in einer Ebene
vorkommen. Im Bild mit dem Glimmer liegt die Spaltbarkeit oben. Vorn und an
der Seite, also den beiden anderen Raumebenen, bildet das Mineral keine
Spaltflächen und bricht rau.
Feldspäte dagegen (rechts) haben zwei Spaltbarkeiten und bilden
Spaltflächen in zwei der drei möglichen Richtungen. Das Spaltstück hat vorn
links und rechts eine senkrecht stehende, glatte Spaltfläche. Die raue
Bruchfläche, die dritte Richtung, liegt oben.
Es gibt auch Minerale mit drei Spaltbarkeiten. Kalzit ist dafür ein
Beispiel. Alle Stücke im Bild unten sind Spaltstücke, die beim Zerbrechen eines
größeren Kalzitkristalls entstanden sind. Alle Spaltstücke haben auf
allen Seiten spiegelnde Spaltflächen, weil Kalzit drei
Spaltbarkeiten besitzt.

Wie viele Spaltflächen ein Mineral entwickelt, wird von
seinem Kristallgitter bestimmt. Wie viele Sie davon erkennen, hängt auch von
Ihrer Blickrichtung ab.
Oft stecken die Minerale regellos und in unterschiedlichen Richtungen im
Gestein. Das bedeutet, dass immer auch einige mit der rauen, also der
„falschen“ Seite nach oben liegen und Sie deshalb keine Spaltfläche sehen,
obwohl das Mineral Spaltbarkeit hat. Deshalb sollten Sie jeden Stein langsam
bewegen, wenn Sie ihn mit der Lupe untersuchen. Spiegelt ein Mineral, hat es
Spaltbarkeit. Suchen Sie sich weitere Exemplare mit gleicher Farbe und
untersuchen Sie auch die. Alle Körner mit gleicher Farbe gehören zusammen
und sind ein Mineral. (Das ist eine gute Arbeitshypothese, auch wenn es
Ausnahmen gibt.)
Finden Sie bei einem Mineral keine einzige Spaltfläche, dann hat das Mineral
keine Spaltbarkeit. Davon gibt es mehrere, ein häufiges ist Quarz.
Das reflektierende Mineral auf den beiden folgenden
Bildern ist Feldspat. Die Spiegelungen der Spaltflächen erscheinen nur, wenn
sie richtig ins Licht gedreht werden.
 
Dabei ist es gleichgültig, ob die Spaltfläche ganz
glatt ist oder in sich gestuft wie eine Treppe. Auch wenn die Spaltfläche
sich über mehrere Absätze erstreckt, so spiegelt sie in einem Stück - so,
wie im linken Bild. Feldspäte sind in Gesteinen häufig und spielen eine
Schlüsselrolle bei der Bestimmung.
Die Spaltbarkeiten wichtiger Minerale im Vergleich:
Quarz: Keine Spaltbarkeit, nur muscheliger, unebener
Bruch.
Glimmer: Eine sehr gute Spaltbarkeit
Feldspäte: Zwei gute bis sehr gute Spaltbarkeiten
Amphibole: Zwei sehr gute Spaltbarkeiten
Pyroxene: Zwei nur mäßig gute Spaltbarkeiten. In
Vulkaniten keine Spaltbarkeit.
Kalzit: Drei sehr gute Spaltbarkeiten.
Feldspatvertreter: Nur mäßige Spaltbarkeit, oft
uneben-muscheliger Bruch. Verwechselung mit Quarz möglich.
Glanz:
Minerale werden auch durch den Glanz auf ihren
Spaltflächen beschrieben, wobei die Begriffe in der Regel selbsterklärend
sind. Häufig sind „Glasglanz“, „Fettglanz“ oder „metallischer Glanz“,
letzterer vor allem bei Erzen.
Härte:
Die Härte eines Minerals spielt bei der Bestimmung eine
wichtige Rolle. Maßstab ist die Härteskala nach Mohs, die von 1 (mit dem
Fingernagel ritzbar) bis 10 (Diamant) reicht. Die Einzelheiten überspringe
ich hier, die finden Sie in der Literatur. Im Gelände genügt es, die Härte
zu schätzen. Ein Stück gehärteter Stahl ist dafür nützlich. Ihr
Taschenmesser ist aus gehärtetem Stahl, eine Nagelfeile oder eine Schere
ebenso. Normale Nägel aus dem Baumarkt sind ungeeignet. Es gibt dort auch
gehärtete Nägel, was auf der Verpackung extra vermerkt sein muss. Ich
benutze zum Prüfen meist eine Nagelfeile, weil man die gut anfassen kann und
sie ohnehin vorhanden ist.
Ritzprobe: Setzen Sie die Stahlspitze auf das Mineral und drücken Sie
kräftig vom Körper weg. Sie werden vermutlich abrutschen, aber eine Schramme
im Tisch ist wirklich besser als eine durchbohrte Hand. Mit der Lupe schauen
Sie anschließend nach, ob Sie eine Furche im Mineral hinterlassen haben oder
nur einen dünnen metallischen Abrieb vom Stahl. Minerale sind etwa bis
zur Härte 5 ritzbar.
Mit einer Ritzprobe können Sie ganz leicht Glimmer von Amphibolen
unterscheiden und auch weißen Kalkspat von hellen Feldspäten.
Zusammen mit der Lupe und dem Hammer haben Sie jetzt schon (fast) alles
beisammen, was Sie im Gelände brauchen. Es fehlt noch die Salzsäure, dazu
später mehr.
Helle gesteinsbildende Minerale
Quarz
(SiO2)
Jede Gesteinsbestimmung beginnt mit der Suche nach
Quarz. Ist er vorhanden, sind automatisch nur noch ganz bestimmte Gesteine
in der Auswahl.
Quarz ist leicht zu erkennen, denn seine Bruchfläche ist uneben und rau,
manchmal mit muscheligem Bruch. Quarz hat einen typischen
Glasglanz oder Fettglanz.

 
Zerbricht man einen Quarzkristall, entsteht der typisch
muschelige Bruch mit dem Glasglanz. So, wie hier auf den Fotos, sieht
Quarz auf Bruchflächen aus.
Das zweite Bestimmungsmerkmal von Quarz ist seine große Härte. Sie können
Quarz auch mit gehärtetem Stahl nicht ritzen.
Farbe: Quarz ist oft weißlich, hellgrau oder transparent, er kann
aber auch braun, rötlich, schwarz oder blau aussehen. Deshalb ist die Farbe
kein verlässliches Kriterium. Sie sind auf die typische Bruchfläche und die
hohe Härte angewiesen.
Form: In seltenen Fällen hat Quarz die Chance,
ungestört in Hohlräumen zu wachsen. Dann bilden sich idiomorphe, also
eigengestaltige Kristalle:

In magmatischen Gesteinen sind solche hübschen Quarze
die Ausnahme, da es fast nie die nötigen Hohlräume gibt. Meist wird Quarz
erst am Ende der Kristallisation ausgeschieden, was bedeutet, dass sich der
Quarz einen Platz in den verbliebenen Lücken zwischen den anderen Mineralen
suchen muss. Dann muss er seine Form an die noch verbliebenen Zwischenräume
zwischen den bereits kristallisierten Mineralen anpassen. Solche Nischen
nennt man „Zwickel“ und Quarz steckt oft in diesen Zwickeln. (Bild oben
rechts und unten.) Im Bild oben sehen Sie auch auf den typischen Quarzglanz
(Vergrößerung aufrufen). Nach solchen, wie Glas glänzenden und meist hellen
Körnern suchen Sie. (Das hellbraune Mineral
im Bild ist Feldspat. Quarz kommt praktisch immer zusammen mit Feldspat
vor.)

Vergrößerung ohne Beschriftung.

Vergrößerung ohne Beschriftung.
Hier sind die weißen Quarze (Q) in den Zwickeln
besonders anschaulich.
Das Bild zeigt einen polierten Schnitt, auf dem das Gefüge gut zur Geltung
kommt. Wegen der Politur fehlt hier der typische Quarzglanz.
Im Bild links unten ist der Quarz milchig-hellblau und
auch hier ist der Quarz wieder xenomorph, also fremdgestaltig.
 
In manchen Gesteinen treten die Quarze als
Einsprenglinge in einer feinkörnigen Grundmasse auf. (Bild oben rechts.)
Alle rundlichen Gebilde sind Quarze, die, bis auf den großen in der Mitte,
beim Zerteilen des Steins quer durchgebrochen sind. Der Quarz in der Mitte
hat eine zernarbte Außenseite mit winzigen, rundlichen Strukturen, die durch
Anschmelzung entstanden. Die kleinen braunen Flecken sind mit Grundmasse
gefüllte Löcher, die ins Innere des Quarzes führen. Die Löcher bildeten
sich, weil der Kristall anfing, sich wieder aufzulösen. Die umgebende
Schmelze füllte diese Löcher, was man auf den Bruchflächen der benachbarten
Quarze gut sehen kann. Achten Sie wieder auf den typischen Quarzglanz.
In seltenen Fällen kristallisieren in einer Schmelze
die Quarzkristalle vor den Feldspäten. Dann entstehen Quarze mit kantigen
Umrissen, die im Querschnitt viereckig oder sechseckig aussehen können oder
kleine Pyramiden bilden (Pfeile).

Vergrößerung ohne Beschriftung.
Das Gestein ist ein Rapakiwi aus Finnland. Im
Glazialgeschiebe kann man solche eigengestaltigen Quarze in einigen
Rapakiwi-Graniten finden.
Kein Quarz neben Foiden und neben Olivin
Wenn ein Gestein Quarz enthält, dann schließt das
einige andere Minerale von vornherein aus. Das sind vor allem Olivin und die
Feldspatvertreter (Foide), die nicht neben Quarz vorkommen. Warum ist das
so?
Olivin und die Feldspatvertreter bilden sich nur, wenn in einer Schmelze
Mangel an SiO2 herrscht. Gäbe es noch verfügbares SiO2, würde statt der Foide richtiger Feldspat entstehen und statt des Olivins ein Pyroxen.
Findet man aber Quarz im Gestein, so zeigt der einen Überschuss an SiO2 an.
Erst dann, wenn kein SiO2 mehr in andere Minerale eingebaut werden kann,
wird SiO2 ausgeschieden und erst dann erscheint freier Quarz im Gestein.
Weil nun nicht gleichzeitig ein SiO2-Mangel (Feldspatvertreter) und
SiO2-Überschuss (sichtbarer Quarz) herrschen kann, gibt es beide Minerale
nicht gleichzeitig in einem Gestein.
Die Regel, dass Olivin nicht zusammen mit Quarz vorkommt, gilt für den
normalen, gelblichen bis blassgrünen Olivin. Wenn der Olivin aber sehr
eisenreich ist („Fayalit“), dann ist er neben Quarz stabil. Fayalit kommt
manchmal in dunklen Rapakiwi-Graniten vor.
Zusammenfassung: Quarz kommt in unterschiedlichster Gestalt und in
vielen Farben vor, wobei hellgrau bis weiß oder transparent am häufigsten
sind. Meist steckt er als spät ausgeschiedenes Mineral zwischen Feldspäten,
er kann aber auch rund oder als idiomorpher Einsprengling vorkommen.
Quarz zeichnet sich durch einen auffälligen Glas- bis Fettglanz und eine
uneben-muschelige Bruchfläche aus. Um diesen Glanz zu sehen, brauchen Sie
eine frische Bruchfläche. Quarz ist so hart, dass Sie ihn nicht ritzen
können.
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