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Feldspatvertreter (Foide)
Feldspatvertreter
entstehen dann, wenn in einer Gesteinsschmelze nicht genügend SiO2 enthalten
ist. Oder andersherum gesagt: Enthält ein Magma so viel Kalium oder Natrium,
dass beide nicht vollständig in den Feldspäten untergebracht werden können,
dann bilden sich neben den Feldspäten auch Foide. Solche Gesteine, die einen
Überschuss an Kalium und Natrium haben, werden als Alkaligesteine
bezeichnet.
Die wichtigsten Feldspatvertreter sind: Nephelin, Leucit, Cancrinit,
Sodalith, Nosean und Hauyn, wobei Nephelin mit Abstand am häufigsten
vorkommt.
Foide sind im Gelände
Mangelware, und Sie werden kaum zufällig einen Feldspatvertreter finden. Wer
diese Minerale sehen will, muss eines der bekannten Vorkommen aufsuchen. Nur
dann hat man eine reale Chance, Feldspatvertreter mit bloßem Auge zu
erkennen.
Im skandinavischen Geschiebe gibt es vier Gesteine, in denen makroskopisch
erkennbare Feldspatvertreter vorkommen: Larvikit, Foyait (= Nephelinsyenit),
Lardalit und der Tinguait aus Särna (Mittelschweden). Alle vier Gesteine
sind sehr selten.
Nephelin
(Na,K)[AlSiO4]
Ist meist bräunlich,
gelbbraun oder grau und zeichnet sich durch schlechte Spaltbarkeit aus.
Meist zeigt Nephelin unebene Bruchflächen mit Fett- oder Glasglanz. Nephelin
kann Quarz irritierend ähnlich sehen. In beiden Bildern ist der Nephelin das
graubraune Mineral:

In der älteren Literatur wird für Nephelin auch der Begriff „Eläolith“
verwendet.

Es kann sich lohnen, bei einem Friedhofsbesuch die
Grabsteine aus Larvikit genauer anzusehen. Auch Verkleidungen oder
Arbeitsplatten aus Larvikit können graubraunen Nephelin enthalten, wie das
folgende Beispiel zeigt:

Unten: Wasserklarer
Nephelin in einem Lardalit aus Südnorwegen.
Vergrößerung ohne Beschriftung
Den meisten Nephelin,
gemessen am Gesteinsvolumen, enthält der Nephelinsyenit aus
der Gegend nördlich von Larvik in Südnorwegen. Das Gestein besteht aus weißen
Kalifeldspatleisten und viel grauem Nephelin in den Zwickeln. Der Nephelin ist an seinem unebenen Bruch,
der grauen Farbe und dem Glanz leicht erkennbar. An der
Oberfläche von Geschieben verwittert er gelbbraun. Der für dieses Gestein
ebenfalls benutzte Begriff „Foyait“ bezieht sich auf das Gefüge mit den
regellos verteilten tafeligen Alkalifeldspäten. Es gibt diesen
Nephelinsyenit auch in einer körnigen Variante (Bild weiter unten beim
Sodalith).


Vergrößerung ohne Beschriftung
In Deutschland findet man den vermutlich schönsten Nephelin am Katzenbuckel
im südlichen Odenwald. Dieser Vulkanit enthält lokal viel Nephelin in Form
rechteckiger oder quadratischer Einsprenglinge. Im Bild hier ist der
Nephelin außen braun verfärbt. Im größten Kristall ist der an Quarz
erinnernde, glänzende Bruch erkennbar.

Im Unterschied zu Quarz
ist Nephelin ritzbar, allerdings kann frischer Nephelin so hart sein, dass
man sich wirklich anstrengen muss. Ein besser erkennbarer Unterschied zeigt
sich mit Salzsäure. Nephelin wird bei längerer Einwirkung zersetzt, während
Quarz und Feldspäte unbeeindruckt bleiben.

Dieser Foyait wurde für 30
Stunden in 24 %ige Salzsäure gelegt. Am Ende hat
sich der im frischen Zustand graue Nephelin (oben) in eine lockere,
gelbliche Masse zersetzt (unten). Die weißen Alkalifeldspäte blieben
unverändert.
(Vergleich
als Animation)

Wenn Sie genau hinsehen, gibt es zersetzte Minerale auch an Stellen, an
denen vorher kein grauer Nephelin war. Dort ist Sodalith zerfallen,
der ebenfalls in diesem Gestein vorkommt. (Zu Sodalith gleich mehr.)
Leucit
K[AlSi2O6]
Während im Nephelin
Natrium und Kalium ihren Platz haben, enthält Leucit nur Kalium, ist also
der zum Kalifeldspat gehörende Foid.
Leucit kommt ausschließlich in kaliumbetonten Vulkaniten vor und ist
entsprechend selten. Bei der Gesteinsbestimmung von Hand spielt Leucit keine
Rolle, da er ohne Labor nicht bestimmbar ist. Ich führe ihn hier nur auf,
weil er zu den Foiden gehört. Ansprechende, makroskopisch erkennbare
Kristalle gibt es in einem Vorkommen bei Rom. Zwar sind die Leucitkristalle
in diesem Gestein inzwischen in weiße Zeolithe umgewandelt, jedoch haben die
Kristalle die für Leucit typische Gestalt (Ikositetraeder) behalten.
Frischer Leucit ist klar.
 

Auch der einzelne Kristall hier links war ursprünglich ein Leucit, der
inzwischen aber in Kalifeldspat umgebaut wurde - unter Beibehaltung der
ursprünglichen Kristallform des Leucits. Es handelt sich um eine
Pseudomorphose von Kalifeldspat nach Leucit.
Sodalith
Na8[Cl2/(AlSiO4)6]
Das Mineral Sodalith
bildet zusammen mit den Feldspatvertretern Nosean und Hauyn die
Sodalithgruppe. Sodalith kommt als intensiv blaues, graues oder weißes
Mineral hauptsächlich in Alkaligesteinen vor, kann aber auch metamorph
gebildet werden.
Für Liebhaber skandinavischer Gesteine ist der schon erwähnte Nephelinsyenit
aus Südnorwegen interessant. Darin kann neben Nephelin auch Sodalith
vorkommen, der allerdings meist hellgrau und unauffällig ist. Hellblauen
Sodalith findet man nur selten in Form kleiner Körner.

Vergrößerung ohne Beschriftung
Sehr viel interessanter wird es unter UV-Licht. Sodalith fluoresziert dann
intensiv orange und es zeigt sich, dass im norwegischen Nephelinsyenit
gelegentlich sehr viel mehr Sodalith steckt, als man vermutet. Das folgende
Handstück kommt aus Kvelde und stammt von Henrik Arildskov. Der Nephelin ist
braun, der Sodalith hellgrau mit nur undeutlicher Spaltbarkeit. Das weiße
Mineral ist Alkalifeldspat.
 
Links im normalen Licht, rechts unter UV-Licht. Sodalith fluoresziert
orange.
 
Im Ausschnitt ist erkennbar, dass der im normalen Licht gelbbraune Nephelin
unter UV-Licht dunkel aussieht, während der weiße Alkalifeldspat hell
bleibt.
Hier der direkte Vergleich in einer Animation.
Wer Zugang zu UV-Licht hat, kann damit auf die Suche nach magmatischem
Sodalith gehen. (Zur Wellenlänge kann ich leider keine Angaben machen, das
UV-Licht lieferte ein Prüfgerät für Geldscheine.)
An dieser Stelle der
Hinweis auf blaue Dekorgesteine, die vor allem für Inneneinrichtungen
verwendet werden. Eines davon ist der Sodalith-Syenit aus Brasilien, der als
„Azul Bahia“ im Handel ist.
 
Interessant ist, dass der Sodalith in diesem Gestein nicht fluoresziert. Die
Erklärung dafür muss im Moment noch offen bleiben. Meine erste Vermutung,
dass eine andere Genese ursächlich sei, trifft nur für das Sodalithgestein
aus Afrika („Namibia Blue“) zu, das im Zuge einer Fenitisierung entstanden
ist. Der Azul Bahia ist magmatischen Ursprungs, so wie die Proben aus
Norwegen.
(Fenitisierung ist die chemische Umwandlung
eines Gesteins durch heiße und aggressive Lösungen, die von Karbonatitmagmen
ausgehen. Sodalith kann dabei durch salzhaltige Fluide aus Plagioklas
gebildet werden.)
Hauyn
(Na,Ca,K)8–4[(SO4)2–1/(AlSiO4)6]
Hauyn gehört zur
Sodalithgruppe und ist ähnlich blau gefärbt wie Sodalith.
Als Einsprengling kommt Hauyn gelegentlich in Phonolithen vor. Zwei seien
hier gezeigt: Der eine vom Wingertsberg aus der Eifel und ein zweiter von La
Palma (Spanien). Die hellen Minerale sind Sanidine, der Hauyn ist blau.
 
Nosean
Na8[(SO4)/(AlSiO4)6]
Nosean gehört wie Hauyn
zur Sodalithgruppe. Das Mineral ist selten und
makroskopisch
nicht sicher bestimmbar. Ich zeige es hier nur deshalb, weil es zu den
Foiden gehört.
Die Probe stammt aus dem Phonolith-Steinbruch vom Schellkopf in der Eifel.
Nosean ist das dunkle Mineral. Die klaren Einsprenglinge sind Sanidine.
Cancrinit
(Na,Ca)8[(CO3,SO4)2/(AlSiO4)6]
Auch Cancrinit ist ein
exotischer Feldspatvertreter, der an CO2-reiche
Magmen gebunden ist. Im skandinavischen Geschiebe sind Funde von
Särna-Tinguait möglich, in denen Cancrinit vorkommt. Allerdings sind die
Tinguaite schon sehr seltene Gesteine und von diesen enthält wiederum nur
ein sehr kleiner Teil Cancrinit.
Cancrinit ist an
hohen CO2-Druck
gebunden, was bedeutet, dass solche cancrinitreichen Tinguaite sehr
wahrscheinlich aus dem Aufstiegskanal stammen und nicht aus den davon
ausgehenden Gängen (R. Vinx, pers. Mitteilung).
Cancrinit ist das rötlichbraune Mineral in diesem Gestein.
Typisch
für Tinguaite sind die schwarzen Nadeln aus Na-Pyroxen (Ägirin) in grüner
Grundmasse. Die wenigen hellen Einsprenglinge sind Kalifeldspäte. (Das
Gestein wurde angefeuchtet fotografiert.)
Vergrößerung ohne Beschriftung
Zusammenfassung:
Foide genießen in der geologischen Literatur zwar eine beträchtliche
Aufmerksamkeit, sind im Gelände jedoch überaus selten. Wenn sie vorkommen,
dann oft in Vulkaniten, in denen man nur mit viel Glücke kleine
Einsprenglinge findet wie z.B. den blauen Hauyn in der Eifel oder den
Nephelin vom Katzenbuckel. Meist aber steckt der Foid in der feinkörnigen
Grundmasse und ist für Amateure weder erkenn- noch bestimmbar.
Noch seltener sind Foide in grobkörnigen Tiefengesteinen. Die wenigen
Vorkommen, die es in Europa gibt, kann man an zwei Händen aufzählen. In
ihnen ist der gut erkennbare Foid fast immer Nephelin. In Südnorwegen ist
lokal noch Sodalith von Interesse, für den man aber UV-Licht benötigt, um
ihn zu identifizieren.
Alle anderen Foide sind hier nur deshalb aufgeführt, weil sie zu dieser
Mineralgruppe gehören.
Für die makroskopische Gesteinsbestimmung ist dieser Abschnitt relevant,
weil Foide nur in SiO2-untersättigten Gesteinen vorkommen. Wer also meint,
ein Gestein mit einem dieser Feldspatvertreter gefunden zu haben, muss
zuerst ganz sicher sein, dass es keinen Quarz enthält.
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