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Wiborgit
Ein Wiborgit ist ein Rapakiwi-Granit, dessen rundliche Feldspäte mehrheitlich einen äußeren Saum tragen. „Wiborgit“ beschreibt also das Aussehen eines Rapakiwis, nicht seine Herkunft. (Bilder zum Vergrößern anklicken.)


Die Säume bestehen aus Plagioklas, sind nur wenige Millimeter dünn und verschieden gefärbt. Häufig sind sie graublau, braun oder grünlich, können aber auch gelblich oder rot sein.
Die rundlichen Feldspäte, die Ovoide, sind je nach Herkunftsgebiet etwa ein bis drei Zentimeter groß. Einzelne Ovoide können erheblich größer sein.
Die Bezeichnung „Wiborgit“ leitet sich vom Wiborg-Pluton im Südosten Finnlands ab. Dort wurde das Gestein zum ersten Mal beschrieben. Es gibt Wiborgite auch in anderen Rapakiwi-Plutonen.
In manchen Rapakiwis haben die Ovoide keinen Saum. Diese Variante nennt man „Pyterlit“.
Weil Plagioklas durch Wind und Wetter ausbleicht, heben sich auf angewitterten Oberflächen die Säume besonders deutlich ab.


Der Wiborgitblock liegt in der Nähe von Pyterlahti in Südost-Finnland. Sein unterer Teil war ursprünglich von saurem Boden bedeckt und wurde deshalb komplett gebleicht.
Dort ganz in der Nähe wird ein Wiborgit abgebaut, der unter dem Namen „Baltic Brown“ als Fassadenverkleidung, Küchenarbeitsplatte oder Bodenfliese verwendet wird.

Man kann Wiborgite auch in Norddeutschland finden. Sie sind immer eiszeitlich transportierte Gesteine (Geschiebe) und stammen überwiegend von den Ålandinseln in Südwest-Finnland. Diese Wiborgite sind meist rotbraun und ihre Ovoide nur etwa 1-2 cm groß.

Es gibt Doppelgänger, die keine Rapakiwis sind. Um sie von echten Rapakiwis zu unterscheiden, braucht man eine Lupe, denn jeder Wiborgit enthält neben den Ovoiden auch zwei Arten von Quarz. Einerseits mehrere Millimeter große, rundliche Quarze und andererseits viele kleine Quarze in der Grundmasse. Beide Sorten von Quarz muss man finden, um einen Rapakiwi zu bestimmen.

(Bild ohne Beschriftung)
Die kleinen Quarze können Muster bilden, die man „graphische Verwachsungen“ nennt. Die Bestimmung eines Wiborgits erfordert immer eine starke Lupe und genaues Hinsehen. (Mehr zum Quarz hier.)
Wiborgite aus dem Wiborgpluton findet man in Norddeutschland nur sehr selten. Man erkennt sie an ihren zwei bis drei Zentimeter großen gesäumten Ovoiden. Meist sind diese Wiborgite braun.
Bei Desum, in der Nähe von Vechta, gibt es einen alten Gerichtsplatz, dessen zentraler Stein so ein Wiborgit aus dem Wiborg-Pluton ist. An seiner Schmalseite sind die großen Ovoide mit ihrem hellen Plagioklassaum gut zu erkennen (Bild 9). Auch dieser Wiborgit enthält zwei Sorten von Quarz.


In Skandinavien kommen Wiborgite nur in den Plutonen von Åland, Wiborg, Rödö und in der Bottensee vor. Die Rapakiwis aus der Bottensee sind heller als die Åland-Rapakiwis und ihre Ovoide sind noch kleiner.


Alle Rapakiwis, und damit auch alle Wiborgite, sind undeformierte Granite ohne Streifen und ohne verformte Minerale. Runde Feldspäte und ein Saum allein genügen nicht, um ein Gestein als Rapakiwi zu bezeichnen. (Mehr dazu hier.)
Literatur zu Rapakiwis finden Sie hier.
Matthias Bräunlich, Mai 2024