Gesteine bestimmen (Fortsetzung)


1. Bestimmung     2. Minerale


Bestimmung Seite 1:

1. Grundlegende Gesteinsarten    

1.1. Magmatische Gesteine (Erstarrungsgesteine)
    1.1.1. Porphyre
    1.1.2. Bildung der Minerale
    1.1.3. Reihenfolge der Kristallisation
    1.1.4. Viel Granit, wenig Rhyolith, viel Basalt, wenig Gabbro

1.2. Metamorphe Gesteine (Umwandlungsgesteine)
    1.2.1. Gneise
    1.2.2. Mylonite
    1.2.3. Migmatite
    1.2.4. Granofelse

1.3. Sedimentgesteine (Sedimentite, Ablagerungsgesteine)
    1.3.1. Korngrößen
    1.3.2. Sandsteine
    1.3.3. Konglomerate
    1.3.4. Brekzien (sedimentär, tektonisch, magmatisch, vulkanisch)
    1.3.5. Kalk und Dolomit

2. Die Bestimmung magmatischer Gesteine im Gelände
    2.1. Grobkörnige Gesteine (Plutonite)
    2.2. Vulkanite im Gelände

Bestimmung Seite 2:

3. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF)
    3.1. Minerale im Dreieck - wie liest man das Streckeisen-Diagramm?
    3.2. Streckeisen-Diagramm für Plutonite
    3.3. Wie benutzt man das Streckeisen-Diagramm?
    3.4. Streckeisen-Diagramm für Vulkanite

4. Alte Gesteinsnamen, Quarzporphyre
5. Weitere Gesteinsgruppen
6. Empfehlenswerte Literatur
7. Schätztafeln für Prozentgehalte
8.1. Dichte von Gesteinen bestimmen (neue Seite)
8.2. Salzsäure-Test für Karbonatgesteine (neue Seite)

Zurückhaltung empfohlen
Verzeichnis der abgebildeten Proben

   Teil 2: Gesteinsbildende Minerale

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3. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF)

Das Streckeisen-Diagramm ist die Grundlage für die Benennung magmatischer Gesteine. Es gilt, solange das Gestein zu mindestens 10 % aus hellen Mineralen besteht. Das sind Feldspäte, Feldspatvertreter und Quarz. (Zu den Feldspatvertretern weiter unten.)
Um mit dem QAPF-Diagramm arbeiten zu können, muss man verstehen, was die Linien darin bedeuten. Deshalb sollten Sie den folgenden Abschnitt nicht überspringen.

3.1. Minerale im Dreieck - Wie liest man das Streckeisen-Diagramm?

Um Minerale in einem Gestein darzustellen, benutzen Geologen Dreiecke, in denen für jedes Mineral eine Ecke reserviert wird. So steht in der folgenden Grafik ganz oben ein „Q“ für Quarz. Links unten beim „A“ gibt es nur Alkalifeldspat und ganz rechts, beim „P“, nur Plagioklas.

Will man ein Gestein mit Feldspäten und Quarz darstellen, beginnt man mit dem Quarzgehalt. Auf der Basislinie zwischen Alkalifeldspat und Plagioklas gibt es gar keinen Quarz. Senkrecht nach oben zu steigt der Quarzgehalt an.

Quarzgehalte im QAPF-Diagramm
Bild 55: Verschiedene Quarzgehalte im Dreieck QAP

Sind beispielsweise 5 % der hellen Minerale Quarz, so gehen wir von der Grundlinie aus 5 Prozent der Strecke in Richtung „Q“ nach oben. Dort ziehen wir gedanklich eine waagerechte Linie für 5 % Quarz.

Im zweiten Schritt wird auf dieser Linie das Mengenverhältnis der beiden Feldspäte markiert. Bei gleich viel Alkalifeldspat und Plagioklas (Beispiel 1), liegt der Punkt gleich weit entfernt vom linken und vom rechten Ende der Linie. Es kommt also nicht darauf an, wie viel Alkalifeldspat und Plagioklas überhaupt im Gestein stecken, sondern es interessiert nur ihr relativer Anteil.

Fünf Prozent Quarz und gleich viel Alkalifeldspat und Plagioklas
Bild 56: Der Punkt 1 steht für ein Gestein mit 5 % Quarz und gleichen Anteilen von Alkalifeldspat und Plagioklas.

Ist dagegen mehr Alkalifeldspat als Plagioklas vorhanden (Beispiel 2), dann rutscht der sich ergebende Punkt in Richtung auf das A (für Alkalifeldspat). Es ergibt sich Punkt 2 - bei gleichem Quarzgehalt.
Direkt auf „A“ und auf der Linie von A nach Q ist aller Feldspat ein Alkalifeldspat, also 100 %.

Beispielgestein 2 - Fünf Prozent Quarz, viel Alkalifeldspat und wenig Plagioklas
Bild 57: Beispiel 2: Quarzgehalt 5 %, viel Alkalifeldspat, wenig Plagioklas

Wenn es mehr Quarz im Gestein gibt (Beispiel 3), dann wandert zuerst die Quarzlinie nach oben. Wir ziehen also gedanklich nach etwa einem Drittel (30 %) des Wegs von der Grundlinie zur Spitze („Q“) eine horizontale Linie. Das sind 30 % Quarz. Auf dieser Linie tragen wir wieder den Anteil von Alkalifeldspat und Plagioklas ein. Da es mehr Alkalifeldspat als Plagioklas gibt, ist der Punkt wieder nach links verschoben. Weil sich das Dreieck aber nach oben verjüngt, liegt Punkt 3 nicht über dem vom Beispiel 2, sondern weiter zur Mitte hin. Das Verhältnis von Alkalifeldspat zu Plagioklas ist aber die gleiche wie im Beispiel 2.

Beispielgestein 3 - Viel Quarz, viel Alkalifeldspat und wenig Plagioklas im QAPF-Diagramm
Bild 58: Viel Quarz, viel Alkalifeldspat, wenig Plagioklas
Beispielgestein 3 - Viel Quarz, viel Alkalifeldspat und wenig Plagioklas
Bild 59: Viel Quarz, viel Alkalifeldspat, wenig Plagioklas (ohne Beschriftung)

Bild 59 zeigt das passende Gestein. Das milchig-weiße Mineral ist der Quarz, die großen hellbraunen Einsprenglinge sind Alkalifeldspäte und der Plagioklas sieht gelblich-dunkelbraun aus. Er bildet hier nur kleine, undeutliche Kristalle.

Im Beispiel 4 gibt es bei gleichem Quarzgehalt nur einen Feldspat, nämlich Plagioklas. Damit rutscht der grüne Punkt ganz nach rechts zum Rand, wo der Plagioklasgehalt 100 % beträgt.

Beispielgestein 4 - Viel Plagioklas, kein Quarz, kein Alkalifeldspat
Bild 60: Beispiel 4: Gestein mit viel Quarz und nur Plagioklas
Beispielgestein 4 - Viel Plagioklas, kein Quarz, kein Alkalifeldspat
Bild 61: Plagioklas mit viel Quarz = Tonalit (Bild ohne Beschriftung)

Der leicht gelbliche Quarz macht etwa ein Drittel des Gesteins aus. Der Plagioklas ist schwach blaugrau bis weißlich-fleckig. Der spiegelnde Kristall in der Mitte zeigt die für Plagioklas typische Zwillingsstreifung. Sie sind das entscheidende Bestimmungsmerkmal für Plagioklas und nur mit Lupe erkennbar. Diese Zwillinge muss man gesehen haben, um von Plagioklas zu reden und sie sind einer der Gründe, weshalb Geologen immer als Erstes zur Lupe greifen.

Die obigen Beispiele enthalten keine dunklen Minerale wie Biotit, Hornblende oder Pyroxen. Die spielen bei die Bestimmung der meisten magmatischen Gesteine keine Rolle, denn solange die hellen Minerale mehr als 10 % des Gesteins ausmachen, sind Feldspäte und Quarz (oder Foide) allein für den Gesteinsnamen verantwortlich. Die dunklen Minerale werden ignoriert, solange sie nicht mehr als 90 % des Gesteins einnehmen.
Ein typisches magmatisches Gestein mit dunklen Mineralen ist der folgende Tonalit. (Seine Plagioklaszwillinge sind in dieser Ansicht nicht erkennbar.)

Auch hier viel Plagioklas, kein Quarz, kein Alkalifeldspat - das ist ein Tonalit
Bild 62: Tonalit: Viel Plagioklas, viel Quarz, kein Alkalifeldspat

Gesteine, in denen Plagioklas der einzige Feldspat ist, gibt es gleich mehrfach. Ein Beispiel sind Diorit und Gabbro. Zur Unterscheidung muss man die Zusammensetzung des Plagioklas kennen, was für Amateure leider ein Hindernis ist, denn dafür braucht man ein Labor. Aber die dunklen Minerale können ein wenig helfen. (Mehr dazu weiter unten.)

Ein Gestein mit Plagioklas als einzigem hellen Mineral liegt im Feld 10 im QAPF-Diagramm
Bild 63: Plagioklas ist einziger Feldspat, kein Quarz, kein Alkalifeldspat
(Punkt „P“)

Obwohl dieses Gestein ziemlich dunkel aussieht, wird es nach dem QAPF-Diagramm bestimmt, denn es ist ein magmatisches Gestein und seine hellen Minerale (hier Plagioklas) machen mehr als 10 % des Gesteinsvolumens aus. Da es nur Plagioklas enthält, liegt es auf Punkt „P“. Das Gestein ist ein Gabbro.

Gabbro - eines der Gesteine aus dem Feld 10
Bild 64: Ein Gabbro enthält als helles Mineral nur Plagioklas,
keinen Quarz und keinen Alkalifeldspat

Um Ordnung in das Ganze zu bringen, haben die Geologen ein Gitter über dieses Dreieck gelegt.
Die blauen Ziffern an den schräg nach oben verlaufenden Linien geben den Plagioklasanteil in % an. Eine 90 steht also für 90 % Plagioklas, was gleichzeitig 10 % Alkalifeldspat bedeutet. Die blaue 35 bedeutet 35 % Plagioklas, also 65 % Alkalifeldspat und so weiter.

QAP mit zusätzlichen Plagioklasgehalten und Quarzprozenten
Bild 65: Gitter auf dem QAP-Dreieck

Die so entstandenen Felder sind nummeriert und jedes einzelne steht für ein Gestein.

Die obere Hälfte des QAPF-Diagramms enthält praktisch alle von Hand bestimmbaren Gesteine
Bild 66: Die nummerierten Felder definieren die Gesteine

Die ganze Zeit über bewegen wir uns in der oberen Hälfte des Diagramms, in der sich so ziemlich alle von Hand bestimmbaren magmatischen Gesteine befinden.
Die untere Hälfte betrifft Gesteine mit Feldspatvertretern (Foiden), die sehr selten sind. Da diese Minerale nie zusammen mit Quarz vorkommen(1), hat man das Dreieck nach unten gespiegelt und die Foide an die untere Spitze („F“) gestellt. Das zeigt die folgende Grafik.

Wie in der oberen Hälfte zählt auch hier immer nur der Anteil der hellen Minerale am Gestein, also Foide plus Feldspäte.
Weil Gesteine mit Foiden erstens selten sind und zweitens nur in Ausnahmefällen von Hand bestimmt werden können, findet unsere Gesteinsbestimmung praktisch immer im oberen Teil des Diagramms statt.

3.2. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF) für Plutonite

QAPF - Streckeisen-Diagramm für grobkörnige Tiefengesteine (Plutonite)
Bild 67: QAPF-Diagramm für Plutonite
Grafik ohne Gesteinsnamen

1a = Quarzolit, 1b = quarzreiche Granitoide, 2 = Alkalifeldspatgranit
3 = Granit (3a: Syenogranit, 3b: Monzogranit), 4 = Granodiorit, 5 = Tonalit
6* = Quarz-Alkalifeldspatgranit, 6 = Alkalifeldspatsyenit, 6´ = foidführender Alkalifeldspatsyenit
7* = Quarzsyenit, 7 = Syenit, 7´ = foidführender Syenit
8* = Quarzmonzonit, 8 = Monzonit, 8´ = foidführender Monzonit
9* = Quarzmonzodiorit, Quarzmonzogabbro, 9 = Monzodiorit, Monzogabbro
9´ = foidführender Monzodiorit/foidführender Monzogabbro
10* = Quarzdiorit, Quarzgabbro, 10 = Diorit, Gabbro, Anorthosit
10´ = foidführender Diorit/foidführender Gabbro
11 = Foidsyenit (Foyait), 12 = Foid-Monzosyenit
13 = Foid-Monzodiorit/Foid-Monzogabbro, 14 = Foiddiorit, Foidgabbro, 15 = Foidolith

Unten mit zusätzlicher Beschriftung. Blau der Plagioklasgehalt, rot Quarz bzw. Feldspatvertreter.

QAPF - Streckeisen-Diagramm für grobkörnige Tiefengesteine (Plutonite)
Bild 67a: Das QAPF-Diagramm mit zusätzlicher Beschriftung
der Quarz- bzw. Foidgehalte und der Plagioklasprozente.

3.3. Wie benutzt man das QAPF-Diagramm?

In der praktischen Anwendung können Sie mit diesem Diagramm
 - den Namen eines Gesteins ermitteln oder
 - nachschlagen, welche Zusammensetzung ein bestimmtes magmatisches Gestein hat.

Magmatischen Gesteinen einen Namen geben.
Sie müssen keine genauen Prozente kennen, um ein Gestein zu benennen. Solange Sie den Quarzgehalt abschätzen und die Feldspäte bestimmen können, genügt das. Dazu Beispiele für die grobkörnigen Tiefengesteine:
Fehlt Quarz oder ist er nur in Spuren vorhanden, dann liegt Ihr Gestein in den Feldern 6-10. Wenn dann viel Alkalifeldspat im Gestein ist, handelt es sich um einen Syenit.

Sind beide Feldspäte in etwa gleicher Menge vorhanden, handelt es sich um einen Monzonit und wenn es deutlich mehr Plagioklas gibt, haben Sie in einen Monzodiorit bzw. Monzogabbro vor sich.

Ist Plagioklas einziger Feldspat, reden wir von einem Diorit oder Gabbro. (Die beiden letzteren sind immer schwarz-weiße Gesteine.)
Die Unterscheidung zwischen einem Diorit und einem Gabbro hängt vom Kalziumgehalt des Plagioklas’ ab. Überwiegt kalziumreicher Plagioklas, ist es Gabbro, überwiegt kalziumarmer Plagioklas, dann ist es ein Diorit. Um das zu bestimmen, braucht man aber ein Labor und deswegen sind Diorit und Gabbro für Amateure nicht sicher zu unterscheiden.
Ersatzweise kann man die Regel benutzen, dass Diorite meist viel heller sind als Gabbros und als dunkles Mineral meist Amphibole und oder Biotit enthalten. Gabbros dagegen enthalten Pyroxen als dunkles Mineral und sind insgesamt meist viel dunkler. Diese Regel trifft oft zu, aber es gibt Ausnahmen.

Doch zurück zur Schätzung von Gesteinsnamen:
Enthält ein Gestein mäßig viel Quarz, so liegt es eher in den Feldern 6* bis 10*. Mäßig viel bedeutet: Genug, um ihn leicht zu finden, aber nicht genug, um die 20 % der hellen Minerale zu erreichen. Gesteine mit Quarzgehalten zwischen 5 und 20 Prozent sind Quarzsyenite, Quarzmonzonite, Quarzmonzodiorite (-gabbros) und Quarzdiorite bzw. Quarzgabbros. (Reihenfolge mit steigendem Plagioklasgehalt.)

Nur wenn wirklich viel Quarz mit reichlich Alkalifeldspat im Gestein steckt, haben Sie einen Granit vor sich. Er nimmt das große Feld 3 ein und geht mit steigendem Plagioklasgehalt in Granodiorit über. Wenn nur noch Plagioklas zusammen mit viel Quarz vorhanden ist, handelt es sich um einen Tonalit.

Nahezu alle magmatischen Gesteine, die man so im Gelände findet, liegen im oberen Dreieck des Streckeisen-Diagramms mit einer starken Häufung bei Graniten, Quarzsyeniten (7*) und Quarzmonzoniten (8*). Auch Plagioklasgesteine aus dem Feld 10 sind relativ häufig.
Die anderen, an den Rändern des Diagramms liegenden Gesteine wie Alkalifeldspatgesteine oder Tonalite spielen kaum eine Rolle.
Das gilt in ganz besonderer Weise für die untere Hälfte des Streckeisen-Diagramms - also für alle Gesteine mit Feldspatvertretern (Foide). Sie sind eine winzig kleine Minderheit und die grobkörnigen Varianten, bei denen man die Feldspatvertreter sogar mit bloßem Auge sehen kann, sind absolute Ausnahmen. Sie werden solche Gesteine kaum zufällig finden.

Sie können im Streckeisen-Diagramm auch Gesteinsnamen nachschlagen.
Wenn Sie nicht wissen, was ein Quarzmonzonit ist, suchen Sie das entsprechende Feld im Diagramm. Das ist 8*. Feld 8* wird unten von der 5 % und oben von der 20 % - Quarzlinie begrenzt: Ein Quarzmonzonit enthält also zwischen 5 % und 20 % Quarz.
Seitlich wird das Feld 8* von den 35 % und 65 % - Feldspatlinien begrenzt. Die linke steht für 35 % Plagioklas (und damit für 65 % Alkalifeldspat) und die rechte für 65 % Plagioklas (= 35 % Alkalifeldspat). Damit enthält ein Quarzmonzonit zwischen 35 % bis 65 % Plagioklas und 65 % bis 35 % Alkalifeldspat bei mindestens 5 % und maximal 20 % Quarz.

Ein weiteres Beispiel:
Sie möchten wissen, was sich mit dem Begriff „Foidolith“ verbindet. Das zu diesem Namen gehörende Feld trägt die Nummer 15. Es liegt unterhalb der Grenze für 60 % Foide und enthält keine Feldspatlinien. Das bedeutet, dass in einem Foidolith mindestens 60 % aller hellen Minerale Feldspatvertreter (Foide) sind und dass deren Zusammensetzung nicht wichtig ist, denn dazu gibt es keine Angabe. Ein Gestein, bei dem die meisten hellen Minerale Feldspatvertreter sind, sieht beispielsweise so aus wie im Bild 68. Hier ist das blass-rötlich braune Mineral Nephelin, der mit Abstand häufigste Foid.

Ein Gestein, das nur den Feldspatverter Nephelin als helles Mineral enthält
Bild 68: Foidolith mit viel Nephelin

Wenn Sie sich oben die Gesteinsnamen ansehen, dann fehlt zum Beispiel Basalt. Der Grund ist einfach: Das obige Diagramm ist das für Plutonite, also mittel- bis grobkörnige Gesteine ab einer Korngröße von 3 mm.
Basalt aber ist ein feinkörniger Vulkanit. Vulkanite haben ein eigenes Schema.

3.4. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF) für Vulkanite

Im Vergleich zu den grobkörnigen Tiefengesteinen sind hier einige Felder zusammengefasst.

QAPF-Diagramm für Vulkanite
Bild 69: Vulkanite im QAPF-Diagramm
Nur die Grafik ohne Gesteinsnamen

4. Alte Gesteinsnamen, Quarzporphyr

Gelegentlich begegnet man Gesteinsnamen, die inzwischen überholt sind. Nur in den Eigennamen mancher Gesteine bleiben sie im Gebrauch.

„Porphyrit“: Vulkanit, dessen Einsprenglinge ausschließlich aus Plagioklasen bestehen. Heute nennt man diese Gesteine „Andesit“.
„Kristallporphyr“: Gesteine mit besonders vielen Einsprenglingen, in denen die Grundmasse nur einen kleinen Teil ausmacht. Das Gegenteil ist ein
„Felsit“: Helles magmatisches Gestein, dessen Grundmasse dicht ist (keine Kristalle erkennbar) und keine Einsprenglinge enthält. Das gilt auch für „Eurit“. Damit ist das gleiche Gefüge gemeint.
„Syenitporphyr“ meint einen Vulkanit mit Alkalifeldspat-Einsprenglingen, aber ohne Quarze. („Syenit“ ist aber ein grobkörniges Tiefengestein und man sollte die Namen der Plutonite nicht mit den Vulkaniten vermengen. Außerdem suggeriert der Name, dass es keinen Quarz gibt. Aber das ist erst durch eine eingehende Untersuchung feststellbar. Oft genug steckt der Quarz in der Grundmasse.)
„Granitell“: Abgeleitet von der italienischen Verkleinerungsform für Granit („Granitello“). Gelegentlich findet sich als Alternative auch die Bezeichnung „Halbgranit“. Gemeint sind kleinkörnige oder besonders helle Granite mit wenigen dunklen Mineralen.
„Ossipit“: Alte Bezeichnung für einen Anorthosit bzw. Leukogabbro.

Etwas anders liegen die Verhältnisse beim „Quarzporphyr“. Er wird zwar von der aktuellen Nomenklatur nicht mehr empfohlen, ist aber vor allem in der Geschiebekunde aus ganz praktischen Gründen noch im Gebrauch. „Quarzporphyr“ sind Vulkanite, die Einsprenglinge von Quarz und Feldspäten in einer feinkörnigen Grundmasse enthalten.
Nach der aktuellen Nomenklatur sind sie alle „Rhyolith“, auch dann, wenn es keine Einsprenglinge gibt. Deshalb wird dieser eine Begriff den vielfältigen Gefügen nicht gerecht.

Die früher vor allem in Deutschland übliche Zweiteilung in junge und alte Vulkanite ist längst überholt.

Obwohl dieses Thema längst passe ist, tauchen immer wieder „Melaphyre“ oder „Porphyrite“ auf, auch in Büchern für Anfänger. Das ist schade und nicht hilfreich, weil die alten Namen das Verstehen unnötig erschweren.
Hier die wichtigsten veralteten Gesteinsnamen, die früher auch das Alter der Gesteine anzeigten. Dahinter die aktuellen Bezeichnungen:

  • „Quarzporphyr“ - Rhyolith
  • „Orthophyr“ - Trachyt
  • „Quarzporphyrit“ - Dazit
  • „Porphyrit“ - Andesit
  • „Melaphyr“ - Basalt.

Wie gesagt: Es gibt gute Gründe, beim „Quarzporphyr“ zu bleiben, wenn das Gestein ein entsprechendes Gefüge mit Einsprenglingen hat und kein Alter mitgemeint ist.

Achten Sie bei Büchern darauf, ob und wie solche Begriffe gebraucht werden. Falls ja, ist das keine Empfehlung. Literatur zur Gesteinsbestimmung sollte neueren Datums sein. Empfehlungen weiter unten.

5. Weitere Gesteinsgruppen

Neben der Gliederung der magmatischen Gesteine im Streckeisen-Diagramm gibt es weitere Systematiken. So wird die Familie der Gabbro-Gesteine nach den enthaltenen Pyroxenen gegliedert. Pyroxene können Klinopyroxen (Kpx) oder Orthopyroxen (Opx) sein.) Außerdem ist der Olivingehalt wichtig:

  • Gabbro: Plagioklasgestein mit überwiegend Klinopyroxen (in der Regel Augit)
  • Norit: Plagioklasgestein, mit Orthopyroxen > 95 % des Gesamtpyroxens
  • Gabbronorit: Plagioklasgestein mit Klino- und Orthopyroxen (je mehr als 5 % der Pyroxene)
  • Troktolith: Plagioklasgesteine mit Olivin, weitgehend pyroxenfrei
  • Olivingabbro: Gabbro mit Olivin

Ultramafische Gesteine (Plagioklasgehalt < 10 % des Gesamtgesteins) werden in Peridotite und Pyroxenite gegliedert. Peridotite sind Olivin-Pyroxen-Gesteine mit mehr als 40 % Olivin. Dazu gehören:

  • Lherzolith: Mehr als 40 Vol % Olivin, dazu Orthopyroxen und Klinopyroxen (jeweils > 5 % der Pyroxene)
  • Harzburgit: Mehr als 40 Vol % Olivin, dazu Orthopyroxen (> 95 % der Pyroxene)
  • Wehrlit: Mehr als 40 Vol % Olivin, dazu Klinopyroxen (> 95 % der Pyroxene)
  • Dunit: Mehr als 90 % Olivin

  Pyroxenite sind Pyroxen-Olivin-Gesteine mit über 60 % Pyroxen (Olivin < 40 %):

  • Olivin-Websterit mit mehr als 60 % Klino- und Orthopyroxen. (Beide über 5 % der Pyroxene.)
  • Websterit mit 95 % und mehr Pyroxen und 5 % und weniger Olivin.

(Weitere Gesteine dieser Gruppe siehe Le Maitre)

6. Empfehlenswerte Bücher

Das erste Buch (Maresch) ist kompakt und als Erstanschaffung zu empfehlen. Das zweite (Vinx) lässt keine Fragen offen und ist für jeden ein Muss, der sich eingehend mit Gesteinen beschäftigt.

MARESCH, SCHERTL, MEDENBACH: Gesteine. 2. Auflage, Schweizerbart Stuttgart, 2014
ISBN 978-3-510-65285-3

VINX: Gesteinsbestimmung im Gelände. 4. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2015. ISBN 978-3-643-55417-9

Das gültige Standardwerk für magmatische Gesteine ist (in Englisch):
LE MAITRE RW (Hrsg.) Igneous rocks A Classification and Glossary of Terms
2002 Cambridge University Press. Paperback 2004, ISBN 0-521-61948-3

Für den mineralogischen Hintergrund ist man mit Okrusch/Matthes bestens beraten.
OKRUSCH, MATTHES: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springerverlag 2010. ISBN 978-3-540-78200-1

7. Anhang

Schätztafeln für Prozentgehalte an Einsprenglingen.

Schätztafel für Mineralgehalte
Bild 70: 1 Prozent
Schätztafel für Mineralgehalte
Bild 71: 1 Prozent
Hilfe beim Schätzen von Einsprenglingen
Bild 72: 2 Prozent
Hilfe beim Schätzen von Einsprenglingen
Bild 73: 2 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 74: 5 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 75: 5 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 76: 10 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 77: 10 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 78: 15 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 79: 15 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 80: 25 Prozent
Hilfe beim Schätzen der Menge an Einsprenglingen
Bild 81: 25 Prozent

8.1. Dichte von Gesteinen bestimmen (neue Seite)

8.2. Salzsäure-Test für Karbonatgesteine (neue Seite)

Zurückhaltung bei Gesteinsnamen empfohlen

Benutzen Sie keine Begriffe, wenn Sie nicht wirklich sicher sind, was genau damit verbunden ist. Vor allem Anfänger hantieren gern mit Gesteinsnamen wie „Granit“ oder „Quarzit“, ohne wirklich zu wissen, wie diese Gesteine definiert sind. Tun Sie das nicht.
Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen. Aber stehen Sie dazu.

Granit

Vermutlich der am meisten falsch benutzte Begriff der Geologie. Viele reden davon, fast niemand weiß, was genau in einem Granit enthalten sein muss. Das sind vor allem viel Quarz und Alkalifeldspat.
Weil man Feldspäte und Quarz finden muss, können Laien Granite nicht erkennen.
Erschwerend kommt hinzu, dass im Handel alle möglichen Gesteine als Granit verkauft werden, die gar keine sind.

Auch der Granit-Merkspruch „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess’ ich nimmer“ ist nur sehr begrenzt nützlich. Vergessen Sie das besser, denn der Glimmer spielt überhaupt keine Rolle und „Feldspat“ ist viel zu allgemein.

Von älterer Literatur muss ich an dieser Stelle abraten, denn die Regeln wurden um die Jahrtausendwende von einer internationalen Kommission nach langer Arbeit neu festgelegt. Diese Regeln gelten und sollten in den Büchern berücksichtigt sein.

 

Fortsetzung: „Gesteinsbildende Minerale

 

(1) Warum kommen Foide und Quarz nicht zusammen vor?

Foide (Feldspatvertreter) bilden sich nur dann, wenn in einer Schmelze zu wenig SiO2 enthalten ist, um alles vorhandene Kalium, Natrium und Kalzium in den Feldspäten zu binden. Dann entstehen neben Feldspat auch die SiO2-untersättigten Foide, von denen Nephelin der häufigste ist.
Findet man aber Quarz im Gestein, so zeigt seine Anwesenheit einen Überschuss an SiO2 an. Quarz erscheint nur dann im Gestein, wenn alle anderen Minerale kein SiO2 mehr aufnehmen können - es herrscht SiO2-Überschuss. Weil es nun nicht gleichzeitig SiO2-Überschuss und SiO2-Mangel geben kann, kommen Quarz und Feldspatvertreter nie zusammen vor.
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8. Verzeichnis der abgebildeten Proben

Bei der Auswahl der Gesteine habe ich eigene Aufnahmen bevorzugt, was den hohen Anteil skandinavischer Proben erklärt. Es gibt alle gezeigten Gesteinstypen auch in Deutschland, von den Rapakiwis abgesehen.

Bild 1: Graverfors-Granit, Nähe Åby, Schweden
Bild 2: Roter Ostsee-Quarzporphyr, Geschiebe
Bild 3: Phonolith, Roque de las Bodegas, Teneriffa
Bild 4: Falkenberg-Granit Oberpfalz, Deutschland
Bild 5: Granitgeschiebe, Kiesgrube, westlicher Wiborgpluton, Finnland
Bild 6: Tonalit, Uusikaupunki (Nystad), Finnland
Bild 7: Rhyolith, Übelthal bei Gehlberg, Thüringen, Deutschland (Probe von ?)
Bild 8: Kökar-Rapakiwi, Geschiebe aus Schleswig-Holstein, Deutschland
Bild 9: Idiomorpher Quarz in einem Rapakiwi-Granit, südlicher Laitila-Pluton, Finnland
Bild 10: Glimmer aus Pegmatit im Götemaren-Granit, Nähe Oskarshamn, Schweden
Bild 11: Gneis, Geschiebe auf Saaremaa, Estland
Bild 12: Gneis, Geschiebe Ostseeküste, nördlich Kiel, Deutschland
Bild 13: Gneis, Geschiebe auf Saaremaa, Estland
Bild 14: Phengitgneis bei Zöblitz, Erzgebirge, Deutschland
Bild 15: Mylonit, Geschiebe Ostsee
Bild 16: Ausschnitt aus 15
Bild 17: Migmatit, Nähe Görsdorf, Erzgebirge, Deutschland
Bild 18: Migmatit (Ausschnitt), Geschiebe auf Saaremaa, Estland
Bild 19: Granatamphibolit, Geschiebe, dänische Ostseeküste
Bild 20: Ausschnitt aus einem Granatamphibolit, Geschiebe, Ostsee
Bild 21: Marmor, Geschiebe, Möllnhagen, Deutschland
Bild 22: Marmor, Geschiebe, Kiesgrube in Vastorf, Niedersachsen, Deutschland
Bild 23: Limonitischer Sandstein, Geschiebe, Kiesgrube in Vastorf, NS,Deutschland
Bild 24: Hardeberga-Sandstein, Schonen, Schweden
Bild 25: Jotnischer Sandstein, Fulufjället, Dalarna, Schweden
Bild 26: Jotnischer Sandstein, Fulufjället, Dalarna, Schweden
Bild 27: Konglomerat, Geschiebe, Nähe Pori, Finnland
Bild 28: Quarzkonglomerat, Geschiebe, Naturkundemuseum in Groningen, NL
Bild 29: Eisenerzkonglomerat, Glockenberg bei Goslar, Niedersachsen, Deutschland
Bild 30: Transtrand-Konglomerat, Dalarna, Schweden (Sammlung Lindner)
Bild 31: Konglomerat, Strande bei Kiel, Deutschland
Bild 32: Ausschnitt aus dem Konglomerat, Strande bei Kiel, Deutschland
Bild 33: Mauer auf dem Kyffhäuser, Thüringen, Deutschland
Bild 34: Arkose, Geschiebe auf Åland, Finnland
Bild 35: Sandsteinbrekzie, Nähe Houtskär, Finnland
Bild 36: Quarzitbrekzie mit Pyrit, Geschiebe, (Sammlung Tüxen)
Bild 37: Sandsteinbrekzie, Geschiebe Varanger-Halbinsel, Norwegen (Sml. Braun)
Bild 38: Sandsteinbrekzie, Geschiebe Varanger-Halbinsel, Norwegen (Sml. Braun)
Bild 39: Tektonische Brekzie, Geschiebe, Ostsee
Bild 40: Ausschnitt: tektonische Brekzie, Geschiebe, Ostsee
Bild 41: Quarzbrekzie, loser Stein in Nordingrå, Schweden
Bild 42: Quarzbrekzie, Geschiebe auf Hiiumaa, Estland
Bild 43: Intrusivbrekzie, östlich Hammarstrand, Ragunda, Schweden
Bild 44: Intrusivbrekzie, Prästberget, Ragunda, Schweden
Bild 45: Brekzie, Kiesschurf bei Ragunda, Schweden
Bild 46: Anstehendes auf Enklinge, Åland, Finnland. Foto Xander de Jong
Bild 47: Vulkanische Brekzie - Lapilligestein, Geschiebe Svelvik Verket, Norwegen
Bild 48: Vulkanische Brekzie - Lapilligestein, Geschiebe Svelvik Verket, Norwegen
Bild 49: Impaktbrekzie aus Gardnos, Norwegen (Peter Jacobi legit)
Bild 50: Impaktbrekzie aus Gardnos, Norwegen (Peter Jacobi legit)
Bild 51: Anstehender Kalk bei Kulmbach, Oberpfalz, Deutschland
Bild 52: Kalkgeschiebe Ostsee, Deutschland
Bild 53: Faserkalk, Ostsee, Deutschland
Bild 54: Dolomit, Innichen, Südtirol (Kuhlmann legit)
Bild 55: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 56: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 57: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 58: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 59: Reposaari-Rapakiwi, Reposaari, Finnland
Bild 60: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 61: Tonalitgeschiebe, Kiesgrube Groß Pampau, Deutschland
Bild 62: Tonalit bei Uusikaupunki (Nystad), Finnland
Bild 63: Dolerit (Gabbro), Geschiebe aus Norddeutschland
Bild 64: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 65: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 66: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 67: Eigene Grafik: QAPF-Diagramm
Bild 68: Foidolith, Alnö, Schweden
Bild 69: Eigene Grafik zum QAPF-Diagramm
Bild 70: Eigene Grafik zum QAPFM-Diagramm
Bild 71: Eigene Grafik zum QAPFM-Diagramm
Bild 72: Eigene Grafik zum QAPFM-Diagramm
Bilder 73-81: Eigene Grafiken zu verschiedenen Gehalten an Einsprenglingen

Sollte in dieser Liste der Name eines Finders oder Besitzers einer Probe fehlen, dann bitte ich um eine Nachricht. Das ist keine Absicht und wird umgehend korrigiert.

Grafiken und Bilder benutzen:
Ein Teil der Grafiken auf dieser Seite hat aus ästhetischen Gründen keine graue Fußleiste. Sie dürfen sie trotzdem frei verwenden, solange Sie als Quelle "kristallin.de" angeben.
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Matthias Bräunlich, aktualisierte Fassung vom April 2025

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