kristallin.de > Gesteinsbestimmung
Steine bestimmen, Teil 2
1. Grundlegende Gesteinsarten
1.1. Gefüge magmatischer Gesteine (Erstarrungsgesteine)
1.1.1. Porphyre
1.1.2. Bildung der Minerale
1.1.3. Reihenfolge der Kristallisation
1.1.4. Viel Granit, wenig Rhyolith, viel Basalt, wenig Gabbro
1.2. Metamorphe Gesteine (Umwandlungsgesteine)
1.2.1. Gneise
1.2.2. Mylonite
1.2.3. Migmatite
1.2.4. Granofelse
1.3. Sedimentgesteine (Sedimentite, Ablagerungsgesteine)
1.3.1. Korngrößen
1.3.2. Sandsteine
1.3.3. Konglomerate
1.3.4. Brekzien (sedimentär, tektonisch, magmatisch, vulkanisch)
1.3.5. Kalk und Dolomit
2. Die Bestimmung magmatischer Gesteine im Gelände
2.1. Grobkörnige Gesteine (Plutonite)
2.2. Vulkanite im Gelände
Inhalt Seite 2:
3. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF)
3.1. Minerale im Dreieck - wie liest man das Streckeisen-Diagramm?
3.2. Streckeisen-Diagramm für Plutonite
3.3. Wie benutzt man das Streckeisen-Diagramm?
3.4. Streckeisen-Diagramm für Vulkanite
4. Weitere Gesteinsgruppen
5.
Überholte Gesteinsnamen
6. Empfehlenswerte Literatur
7. Anhang: Schätztafeln für Prozentgehalte
8. Probenverzeichnis
- Teil 2: Minerale bestimmen -
3. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF)
Das Streckeisen-Diagramm ist die Grundlage für die Benennung magmatischer Gesteine. Es gilt, solange das Gestein zu mindestens 10 % aus Feldspäten und Quarz bzw. Feldspatvertretern besteht. (Was es mit den Feldspatvertretern auf sich hat, wird weiter unten geklärt.)
Um mit dem QAPF-Diagramm arbeiten zu können, muss man verstehen, was die Linien darin bedeuten. Deshalb sollten Sie den folgenden Abschnitt nicht überspringen.
3.1. Minerale im Dreieck oder: Wie liest man das Streckeisen-Diagramm?
Um Minerale in einem Gestein darzustellen, benutzen Geologen Dreiecke, in denen für jedes Mineral eine Ecke reserviert wird. So steht in der folgenden Grafik ganz oben ein „Q“ für Quarz. Links unten beim „A“ gibt es nur Alkalifeldspat und ganz rechts, beim „P“, nur Plagioklas.
Will man ein Gestein mit Feldspäten und Quarz darstellen, beginnt man mit dem Quarzgehalt. Auf der Basislinie zwischen Alkalifeldspat und Plagioklas gibt es gar keinen Quarz. Senkrecht nach oben zu steigt der Quarzgehalt an. Enthält ein Gestein 5 % Quarz, so gehen wir unten von der Grundlinie aus 5 Prozent der Strecke in Richtung „Q“ nach oben. Dort ziehen wir eine waagerechte Linie für 5 % Quarz.

Im zweiten Schritt wird auf dieser Quarzlinie das Mengenverhältnis der beiden Feldspäte markiert. Gibt es gleich viel Alkalifeldspat und Plagioklas (Beispiel 1), so liegt der sich ergebende Punkt 1 gleich weit entfernt vom linken und vom rechten Ende der Linie. Es kommt also nicht darauf an, wie viel Alkalifeldspat und Plagioklas überhaupt im Gestein stecken, sondern es interessiert nur ihr prozentualer Anteil.

und gleichen Anteilen von Alkalifeldspat und Plagioklas.
Wäre in unserem Beispiel mehr Alkalifeldspat und weniger Plagioklas vorhanden, rutscht der grüne Punkt in Richtung auf das A (für Alkalifeldspat). Dann ergibt sich bei unverändertem Quarzgehalt der Punkt 2.

Bei Punkt 2 macht der Alkalifeldspat etwa 80 % der Feldspäte aus. Deshalb rutscht Punkt 2 zu etwa 80 % der Strecke zwischen den beiden Enden bei A und bei P.
(„Bei“ heißt: am Ende der waagerechten Linie, nicht in der Ecke des Dreiecks.)
Beispiel 3: Läge der Quarzgehalt höher, sagen wir bei etwa 30 %, dann wandert zuerst die Quarzlinie nach oben. Auf der Höhe von 30 % (zwischen der unteren Basislinie und dem Q ganz oben) wird wieder gedanklich eine horizontale Linie gezogen, auf der dann 80 % für den Alkalifeldspat abgeschätzt werden. Es ergibt sich Punkt 3. Da die Quarzlinie jetzt kürzer ist (das Dreieck wird nach oben ja schmaler), liegt dieser Punkt 3 nicht über dem vom Beispiel 2, sondern weiter zur Mitte hin. Er gibt ja nur den relativen Anteil der beiden Feldspäte an.

viel Alkalifeldspat, wenig Plagioklas
Um das etwas anschaulicher zu machen, sehen Sie jetzt unten das zur Grafik passende Gestein. Es enthält etwa 30 % Quarz und deutlich mehr Alkalifeldspat als Plagioklas. Die Mengen sind nur geschätzt, denn es kommt hier allein auf das Prinzip an.

Bild ohne Beschriftung
Das milchig-weiße Mineral ist der Quarz, die großen hellbraunen Einsprenglinge sind Alkalifeldspäte und der Plagioklas sieht gelblich-dunkelbraun aus. Er bildet hier nur kleine, undeutliche Kristalle.
Beispiel 4: Im Unterschied zu oben gibt es jetzt bei gleichem Quarzgehalt nur noch einen Feldspat, nämlich Plagioklas. Damit rutscht der grüne Punkt ganz nach rechts zum Rand, wo der Plagioklasgehalt 100 % beträgt.

Unten wieder das dazu passende Gestein (Tonalit).

Bild ohne Beschriftung
Der leicht gelbliche Quarz nimmt etwa ein Drittel des Gesteins ein. Der Plagioklas ist schwach blaugrau bis weißlich-fleckig. Der spiegelnde Kristall in der Mitte zeigt die für Plagioklas typische Zwillingsstreifung.
In den Beispielen 3 und 4 gibt es keine dunklen Minerale. Wenn die vorhanden sind, gelten die Prozentangaben für Quarz und Feldspat nur für den Anteil der hellen Minerale.
Unten sehen Sie im Bild 62 ein weiteres Gestein mit dem gleichen Quarz-Feldspat-Verhältnis wie oben. Dieses Gestein enthält zusätzlich dunklen Glimmer und ist kleinkörniger. Beides ist aber für die Namensgebung ohne Belang. Es zählt allein, welche Feldspäte es gibt und wie hoch der Quarzanteil ist.

Weil diese Gesteine wichtig sind, noch ein Beispiel mit nur einem Feldspat, wiederum Plagioklas. (Bild 64)

Da es hier weder Quarz noch Alkalifeldspat gibt und Plagioklas das einzige helle Mineral ist, liegt dieses Gestein wieder ganz unten auf der Feldspatlinie, also bei 0 % Quarz und dort ganz rechts auf dem Punkt „P“. Die dunklen Minerale spielen keine Rolle. Solange die hellen Minerale 10 % des Gesteins ausmachen, geht es allein um sie, also Quarz und Feldspäte.

Um Ordnung in die magmatischen Gesteine zu bringen, haben die Geologen einfach ein Gitter über dieses Dreieck gelegt (Bild 65).

Die Felder dieses Gitters werden nummeriert und jedes einzelne steht für ein Gestein. Die blauen Ziffern an den nach oben verlaufenden Linien geben den Plagioklasanteil in % innerhalb der Feldspäte an. Eine 90 steht also für 90 % Plagioklas, was gleichzeitig 10 % Alkalifeldspat bedeutet. (Zusammen sind es immer 100 %.) Die blaue 35 bedeutet 35 % Plagioklas und damit auch 65 % Alkalifeldspat und so weiter.

Fällt ein magmatisches Gestein in eines dieser Felder, so erhält es dessen Namen. Damit ist der obere Teil des QAPF-Diagramms fertig. (Die Liste der Gesteinsnamen steht unter dem übernächsten Bild.)
Und was ist mit den Foiden? Weil die nie zusammen mit Quarz vorkommen, hat man das Dreieck nach unten gespiegelt und die Foide an die untere Spitze („F“) gestellt. Die Prozentlinien wurden vereinfacht. Wie in der oberen Hälfte zählt auch hier immer nur der Anteil der hellen Minerale am Gesamtgestein, also Foide + Feldspäte. Damit ist das QAPF-Diagramm (Streckeisen-Diagramm) fertig.
3.2. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF) für Plutonite

Nur die Grafik ohne Gesteinsnamen
1a = Quarzolit, 1b = quarzreiche Granitoide, 2 = Alkalifeldspatgranit
3 = Granit (3a: Syenogranit, 3b: Monzogranit), 4 = Granodiorit, 5 = Tonalit
6* = Quarz-Alkalifeldspatgranit, 6 = Alkalifeldspatsyenit, 6´ = foidführender Alkalifeldspatsyenit
7* = Quarzsyenit, 7 = Syenit, 7´ = foidführender Syenit
8* = Quarzmonzonit, 8 = Monzonit, 8´ = foidführender Monzonit
9* = Quarzmonzodiorit, Quarzmonzogabbro, 9 = Monzodiorit, Monzogabbro
9´ = foidführender Monzodiorit/foidführender Monzogabbro
10* = Quarzdiorit, Quarzgabbro,
10 = Diorit, Gabbro, Anorthosit
10´ = foidführender Diorit/foidführender Gabbro
11 = Foidsyenit (Foyait),
12 = Foid-Monzosyenit
13 = Foid-Monzodiorit/Foid-Monzogabbro,
14 = Foiddiorit, Foidgabbro, 15 = Foidolith
Unten mit zusätzlicher Beschriftung. Blau der Plagioklasgehalt, rot Quarz bzw. Feldspatvertreter.

der Quarz- bzw. Foidgehalte und der Plagioklasprozente.
3.3. Wie benutzt man das QAPF-Diagramm?
Nachdem geklärt wurde, wie das Diagramm zu lesen ist, geht es jetzt um die praktische Anwendung. Mit diesem Diagramm können Sie entweder
- den Namen eines Gesteins ermitteln oder
- nachschlagen, welche Zusammensetzung ein bestimmtes magmatisches Gestein hat.
Magmatischen Gesteinen einen Namen geben.
Sie müssen keine genauen Prozente kennen, um ein Gestein zu benennen. Solange Sie den Quarzgehalt abschätzen und die Feldspäte bestimmen können, genügt das.(Das bedeutet, dass wir ab jetzt über Plutonite reden.)
Fehlt Quarz oder ist er nur in Spuren vorhanden, dann liegt Ihr Gestein in den Feldern 6-10. Wenn dann viel Alkalifeldspat im Gestein ist, handelt es sich um einen Syenit. Sind beide Feldspäte in etwa gleicher Menge vorhanden, handelt es sich um einen Monzonit und wenn es deutlich mehr Plagioklas gibt, haben Sie in einen Monzodiorit bzw. Monzogabbro vor sich. Ist Plagioklas einziger Feldspat, reden wir von einem Diorit oder Gabbro. (Beide sind praktisch immer schwarz-weiße Gesteine.)
Die Unterscheidung zwischen einem Diorit und einem Gabbro hängt vom Kalziumgehalt des Plagioklas’ ab. Überwiegt kalziumreicher Plagioklas, ist es Gabbro, überwiegt kalziumarmer Plagioklas, dann ist es ein Diorit. Für die Bestimmung der Zusammensetzung von Plagioklas braucht man aber ein Labor und deswegen sind Diorit und Gabbro für einen Amateur nicht sicher zu unterscheiden. Ersatzweise kann man die Regel benutzen, dass Diorite meist viel heller sind als Gabbros und als dunkles Mineral meist Amphibole und oder Biotit enthalten. Gabbros dagegen enthalten Pyroxen als dunkles Mineral und sind insgesamt meist viel dunkler. Allerdings gibt es Ausnahmen, sodass diese Regel nur eine Richtschnur ist.
Doch zurück zur Schätzung von Gesteinsnamen: Enthält ein Gestein mäßig viel Quarz, so liegt es eher in den Feldern 6* bis 10*. Mäßig viel bedeutet: Genug, um ihn leicht zu finden, aber nicht genug, um die 20 % der hellen Minerale zu erreichen. Gesteine mit Quarzgehalten zwischen 5 und 20 Prozent sind Quarzsyenite, Quarzmonzonite, Quarzmonzodiorite (-gabbros) und Quarzdiorite bzw. Quarzgabbros. (Reihenfolge mit steigendem Plagioklasgehalt.)
Nur wenn wirklich viel Quarz mit reichlich Alkalifeldspat im Gestein steckt, haben Sie einen Granit vor sich. Er nimmt das große Feld 3 ein und geht mit steigendem Plagioklasgehalt in Granodiorit über. Wenn nur noch Plagioklas zusammen mit viel Quarz vorhanden ist, handelt es sich um einen Tonalit.
Nahezu alle magmatischen Gesteine, die man so im Gelände findet, liegen im oberen Dreieck des Streckeisen-Diagramms mit einer starken Häufung bei Graniten, Quarzsyeniten (7*) und Quarzmonzoniten (8*), während Syenite und Monzonite viel seltener sind. Auch Plagioklasgesteine aus dem Feld 10 sind relativ häufig. Die anderen, eher an den Rändern des Diagramms liegenden Gesteine wie Alkalifeldspatgesteine oder Tonalite spielen kaum eine Rolle.
Das gilt in ganz besonderer Weise für die untere Hälfte des Streckeisen-Diagramms - also für alle Gesteine mit Feldspatvertretern (Foide). Sie sind eine winzig kleine Minderheit und die grobkörnigen Varianten, bei denen man die Feldspatvertreter sogar mit bloßem Auge sehen kann, sind absolute Ausnahmen. Sie werden solche Gesteine kaum zufällig finden.
Sie können im Streckeisen-Diagramm auch Gesteinsnamen nachschlagen.
Wenn Sie nicht wissen, was ein Quarzmonzonit ist, suchen Sie das entsprechende Feld im Diagramm. Das ist 8*. Feld 8* wird unten von der 5 % und oben von der 20 % - Quarzlinie begrenzt: Ein Quarzmonzonit enthält also zwischen 5 % und 20 % Quarz.
Seitlich wird das Feld 8* von den 35 % und 65 % - Feldspatlinien begrenzt. Die linke steht für 35 % Plagioklas (und damit für 65 % Alkalifeldspat) und die rechte für 65 % Plagioklas (= 35 % Alkalifeldspat). Damit enthält ein Quarzmonzonit zwischen 35 % bis 65 % Plagioklas und 65 % bis 35 % Alkalifeldspat bei mindestens 5 % und maximal 20 % Quarz.
Ein weiteres Beispiel:
Sie möchten wissen, was sich mit dem Begriff „Foidolith“ verbindet. Das zu diesem Namen gehörende Feld trägt die Nummer 15. Es liegt unterhalb der Grenze für 60 % Foide und enthält keine Feldspatlinien. Das bedeutet, dass in einem Foidolith mindestens 60 % aller hellen Minerale Feldspatvertreter (Foide) sind und dass deren Zusammensetzung nicht wichtig ist, denn dazu gibt es keine Angabe. Ein Gestein, bei dem die meisten hellen Minerale Feldspatvertreter sind, sieht beispielsweise so aus wie im Bild 68. Hier ist das blass-rötlich braune Mineral Nephelin, der mit Abstand häufigste Foid.

Wenn Sie sich oben die Gesteinsnamen ansehen, dann fehlt zum Beispiel Basalt. Der Grund ist einfach: Das obige Diagramm ist das für Plutonite, also mittel- bis grobkörnige Gesteine ab einer Korngröße von 3 mm. Die feinkörnigen Vulkanite haben ein eigenes Schema.
3.4. Das Streckeisen-Diagramm (QAPF) für Vulkanite
Im Vergleich zu den grobkörnigen Tiefengesteinen sind hier einige Felder zusammengefasst.

Nur die Grafik ohne Gesteinsnamen
Das alternative QAPFM-Diagramm
Es gibt noch ein weiteres, ganz anders aufgebautes Schema zur Gesteinsbestimmung: das QAPFM-Diagramm. Es enthält neben Quarz, Feldspäten und Foiden auch die häufigen dunklen Minerale
(= mafische Minerale, daher das „M“ im Namen). Das Diagramm findet sich im Buch „Gesteinsbestimmung m Gelände“ von Roland Vinx.
Ich hätte das Diagramm hier gern gezeigt, aber der Spektrum-Verlag möchte dafür eine jährlich zu zahlende Gebühr. Dann eben nicht.
4. Weitere Gesteinsgruppen
Neben der Gliederung der magmatischen Gesteine im Streckeisen-Diagramm gibt es weitere Systematiken. So wird die Familie der Gabbro-Gesteine nach den enthaltenen Pyroxenen gegliedert. Pyroxene können Klino- oder Orthopyroxen (Opx) sein. Außerdem wird der Olivingehalt beachtet.
Gabbro: Plagioklasgestein mit überwiegend Klinopyroxen (in der Regel Augit)
Norit: Plagioklasgestein, in dem Orthopyroxen mehr als 90 % des Gesamtpyroxens ausmacht.
Gabbronorit: Plagioklasgestein mit Klino- und Orthopyroxen
(Opx > 10 % des Gesamtpyroxens)
Troktolith: Plagioklasgesteine mit Olivin, weitgehend pyroxenfrei
Olivingabbro: Gabbro mit Olivin
Ultramafische Gesteine (Plagioklasgehalt < 10 % des Gesamtgesteins) werden in Peridotite und Pyroxenite gegliedert.
Peridotite sind Olivin-Pyroxen-Gesteine mit mehr als 40 % Olivin. Dazu gehören:
Lherzolith: Mehr als 40 Vol % Olivin, dazu Orthopyroxen und Klinopyroxen
(je > 10 %)
Harzburgit: Mehr als 40 Vol % Olivin, dazu Orthopyroxen
(Opx > 90 % der Pyroxene)
Wehrlit: Mehr als 40 Vol % Olivin, dazu Klinopyroxen
(Kpx > 90 % der Pyroxene)
Dunit: Mehr als 90 % Olivin
Pyroxenite sind Pyroxen-Olivin-Gesteine mit mehr als 60 % Pyroxen
(Olivin < 40 %). Dazu gehören:
Olivin-Websterit mit mehr als 60 % Klino- und Orthopyroxen.
(Beide über 10 % vom Gesamtpyroxen.) und
Websterit mit mehr als 90 % Pyroxen und weniger als 10 % Olivin.
(Weitere Gesteine dieser Gruppe siehe Vinx, „Gesteinsbestimmung im Gelände“.)
5. Überholte Gesteinsnamen
Hier noch einige überholte Bezeichnungen, denen Sie in älteren Texten begegnen können. Verwenden Sie solche alten Namen nicht für Neubeschreibungen.
„Porphyrit“: Vulkanit, dessen Einsprenglinge ausschließlich aus Plagioklasen bestehen. (Entspricht einem andesitischen Vulkanit.)
„Kristallporphyr“: Gesteine mit besonders vielen Einsprenglingen, in denen die Grundmasse nur einen kleinen Teil ausmacht. Das Gegenteil ist ein
„Felsit“: Helles magmatisches Gestein, dessen Grundmasse dicht ist (keine Kristalle erkennbar) und keine Einsprenglinge enthält. Das gilt auch für „Eurit“. Damit ist das gleiche Gefüge gemeint.
„Syenitporphyr“: Vulkanite mit Einsprenglingen von Alkalifeldspat, aber ohne Quarze.
„Granitell“: Abgeleitet von der italienischen Verkleinerungsform für Granit („Granitello“). Gelegentlich findet sich als Alternative auch die Bezeichnung „Halbgranit“. Gemeint sind kleinkörnige oder besonders helle Granite mit wenigen dunklen Mineralen.
„Ossipit“: Alte Bezeichnung für einen Anorthosit bzw. Leukogabbro.
Eine Sonderstellung nimmt „Quarzporphyr“ ein. Er wird zwar von der aktuellen Nomenklatur nicht mehr empfohlen, aber aus praktischen Gründen nach wie vor benutzt. Quarzporphyre sind Vulkanite mit einer feinkörnigen oder dichten Grundmasse und Quarzeinsprenglingen. Außerdem enthalten sie Alkalifeldspäte und oft auch Plagioklase.
In der Geschiebekunde, die auf detaillierte Gefügebeschreibungen setzt, wird nochmals unterschieden: Quarzporphyre im engen Sinne zeichnen sich durch eine dichte Grundmasse aus. Sie werden von Granitporphyren unterschieden, deren Grundmasse feinkörnig ist. Diese Differenzierung wird von den Geologen in Skandinavien nicht getroffen. Dort benutzt man „Quarzporphyr“ für alle Vulkanite und Subvulkanite mit Quarzeinsprenglingen und einigermaßen feinkörniger Grundmasse.
In der älteren deutschsprachigen Literatur wurde „Quarzporphyr“ früher für vor-tertiäre Vulkanite gebraucht, hatte also einen Bezug zum Alter der Gesteine. Das hat man inzwischen ad acta gelegt, gleichwohl existieren die entsprechenden Bücher nach wie vor. Achten Sie deshalb immer darauf, wie ein Autor die entsprechenden Begriffe benutzt. Wer Literatur zur Gesteinsbestimmung sucht, sollte nur neuere Bücher verwenden. Sie lernen sonst komplett überholte Begriffe.
6. Empfehlenswerte Literatur
Das erste Buch (Maresch) ist kompakt und als Erstanschaffung zu empfehlen. Das zweite (Vinx) lässt keine Fragen offen und ist für jeden ein Muss, der sich eingehend mit Gesteinen beschäftigt.
MARESCH, SCHERTL, MEDENBACH: Gesteine. 2. Auflage, Schweizerbart Stuttgart, 2014
ISBN 978-3-510-65285-3
VINX: Gesteinsbestimmung im Gelände. 4. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2015. ISBN 978-3-643-55417-9
Das gültige Standardwerk für magmatische Gesteine ist (in Englisch):
LE MAITRE RW (Hrsg.) Igneous rocks A Classification and Glossary of Terms
2002 Cambridge University Press. Paperback 2004, ISBN 0-521-61948-3
Für den mineralogischen Hintergrund ist man mit Okrusch/Matthes bestens beraten.
OKRUSCH, MATTHES: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springerverlag 2010. ISBN 978-3-540-78200-1
Ein sehr nützliches Nachschlagewerk für Enthusiasten ist TRÖGER: Spezielle Petrographie der Eruptivgesteine. Nachdruck durch den Verlag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, 1969
Das Buch klärt auf, welche Zusammensetzung die magmatischen Gesteine der Erstbeschreibungen hatten. Tröger bietet also eine Sammlung vieler Hundert Gesteine mit der Angabe ihrer Zusammensetzung. Sehr informativ, aber leider nur antiquarisch erhältlich.
7. Anhang
Schätztafeln für Prozentgehalte an Einsprenglingen.












Zurückhaltung bei Gesteinsnamen
Wenn Sie noch ganz am Anfang stehen, sollten Sie keine Begriffe benutzen, deren Bedeutung Sie nicht sicher kennen. Schlagen Sie alle Gesteinsnamen in den neueren Büchern nach und lassen Sie sich Zeit bei der Bestimmung. Vor allem aber: Sehen Sie genau hin.
Der Merkspruch „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess' ich nimmer“ ist nur begrenzt nützlich. Zwar enthalten viele Granite diese drei Minerale, aber der Glimmer kann fehlen und trotzdem ist das Gestein ein Granit. Auch ist „Feldspat“ zu allgemein, denn in dieser Form beschreibt die Regel auch Granodiorite und Tonalite.
Sie fahren besser, wenn Sie die Bedeutung eines Gesteinsnamen gleich richtig lernen. Entweder mit den Diagrammen im Text hier oder mit einem der empfohlenen Bücher.
Von älterer Literatur muss ich an dieser Stelle abraten, denn die Regeln wurden um die Jahrtausendwende von einer internationalen Kommission nach langer Arbeit neu festgelegt. Diese Regeln gelten und sollten in den Büchern berücksichtigt sein.
°°°
(2) Warum kommen Foide und Quarz nicht zusammen vor?
Foide (Feldspatvertreter) bilden sich nur dann, wenn in einer Schmelze zu wenig SiO2 enthalten ist, um alles vorhandene Kalium, Natrium und Kalzium in den Feldspäten unterzubringen. Dann entstehen neben Feldspäten auch SiO2-untersättigte Minerale. Das sind die Feldspatvertreter (Foide), von denen Nephelin der häufigste ist.
Findet man Quarz im Gestein, so zeigt seine Anwesenheit einen Überschuss an SiO2 an, denn Quarz erscheint nur dann im Gestein, wenn alle anderen Minerale kein SiO2 mehr aufnehmen können. Daher SiO2-Überschuss. Weil es nun nicht gleichzeitig SiO2-Überschuss und SiO2-Mangel geben kann, kommen Quarz und Feldspatvertreter nicht zusammen vor.
(zurück zur Textstelle)
8. Verzeichnis der abgebildeten ProbenBei der Auswahl der Gesteine sollte die jeweils zu zeigende Eigenschaft möglichst gut erkennbar sein. Außerdem habe ich eigene Aufnahmen bevorzugt, was den hohen Anteil skandinavischer Proben erklärt. Es gibt alle gezeigten Gesteinstypen auch in Deutschland, von den Rapakiwis abgesehen. |
|
Bild 1 |
Graverfors-Granit, Nähe Åby, Schweden |
Bild 2 |
Roter Ostsee-Quarzporphyr, Geschiebe |
Bild 3 |
Phonolith, Roque de las Bodegas, Teneriffa |
Bild 4 |
Falkenberg-Granit Oberpfalz, Deutschland |
Bild 5 |
Granitgeschiebe, Kiesgrube, westlicher Wiborgpluton, Finnland |
Bild 6 |
Tonalit, Uusikaupunki (Nystad), Finnland |
Bild 7 |
Rhyolith, Übelthal bei Gehlberg, Thüringen, Deutschland (Probe von Herrn ?) |
Bild 8 |
Kökar-Rapakiwi, Geschiebe aus Schleswig-Holstein, Deutschland |
Bild 9 |
Rapakiwi-Granit, südlicher Laitila-Pluton, Finnland |
Bild 10 |
Glimmer aus Pegmatit im Götemaren-Granit, Nähe Oskarshamn, Schweden |
Bild 11 |
Gneis, Geschiebe auf Saaremaa, Estland |
Bild 12 |
Gneis, Geschiebe Ostseeküste, nördlich Kiel, Deutschland |
Bild 13 |
Gneis, Geschiebe auf Saaremaa, Estland |
Bild 14 |
Phengitgneis bei Zöblitz, Erzgebirge, Deutschland |
Bild 15 |
Mylonit, Geschiebe Ostsee |
Bild 16 |
Ausschnitt aus 15 |
Bild 17 |
Migmatit Nähe Görsdorf, Erzgebirge, Deutschland |
Bild 18 |
Migmatit (Ausschnitt), Geschiebe auf Saaremaa, Estland |
Bild 19 |
Granatamphibolit, Geschiebe, dänische Ostseeküste |
Bild 20 |
Ausschnitt aus einem Granatamphibolit, Geschiebe, Ostsee |
Bild 21 |
Marmor, Geschiebe, Möllnhagen, Deutschland |
Bild 22 |
Marmor, Geschiebe, Kiesgrube in Vastorf, Niedersachsen, Deutschland |
Bild 23 |
limonitischer Sandstein, Geschiebe, Kiesgrube in Vastorf, Niedersachsen, Deutschland |
Bild 24 |
Hardeberga-Sandstein, Schonen, Schweden |
Bild 25 |
jotnischer Sandstein, Fulufjället, Dalarna, Schweden |
Bild 26 |
jotnischer Sandstein, Fulufjället, Dalarna, Schweden |
Bild 27 |
Konglomerat, Geschiebe, Nähe Pori, Finnland |
Bild 28 |
Quarzkonglomerat, Geschiebe, Sammlung des Naturkundemuseums in Groningen, NL |
Bild 29 |
Eisenerzkonglomerat, Glockenberg bei Goslar, Niedersachsen, Deutschland |
Bild 30 |
Transtrand-Konglomerat, Dalarna, Schweden (Sammlung Lindner) |
Bild 31 |
Konglomerat Nähe Strande bei Kiel, Deutschland |
Bild 32 |
Ausschnitt aus dem Konglomerat Nähe Strande bei Kiel, Deutschland |
Bild 33 |
Mauer auf dem Kyffhäuser, Thüringen, Deutschland |
Bild 34 |
Arkose, Geschiebe auf Åland, Finnland |
Bild 35 |
Sandsteinbrekzie, Nähe Houtskär, Finnland |
Bild 36 |
Quarzitbrekzie mit Pyrit, Geschiebe, (Sammlung Tüxen) |
Bild 37 |
Sandsteinbrekzie, Geschiebe Varanger-Halbinsel, Norwegen (Sammlung Braun) |
Bild 38 |
Sandsteinbrekzie, Geschiebe Varanger-Halbinsel, Norwegen (Sammlung Braun) |
Bild 39 |
tektonische Brekzie, Geschiebe, Ostsee |
Bild 40 |
Ausschnitt: tektonische Brekzie, Geschiebe, Ostsee |
Bild 41 |
Quarzbrekzie, loser Stein in Nordingrå, Schweden |
Bild 42 |
Quarzbrekzie, Geschiebe auf Hiiumaa, Estland |
Bild 43 |
Intrusivbrekzie, östlich Hammarstrand, Ragunda, Schweden |
Bild 44 |
Intrusivbrekzie, Prästberget, Ragunda, Schweden |
Bild 45 |
Brekzie, Kiesschurf bei Ragunda, Schweden |
Bild 46 |
Anstehendes auf Enklinge, Åland, Finnland. Foto Xander de Jong |
Bild 47 |
vulkanische Brekzie - Lapilligestein, Nahgeschiebe Svelvik Verket, Südnorwegen |
Bild 48 |
vulkanische Brekzie - Lapilligestein, Nahgeschiebe Svelvik Verket, Südnorwegen |
Bild 49 |
Impaktbrekzie aus dem Anstehenden bei Gardnos, Norwegen. Peter Jacobi legit. |
Bild 50 |
Impaktbrekzie aus dem Anstehenden bei Gardnos, Norwegen. Peter Jacobi legit. |
Bild 51 |
Anstehender Kalk bei Kulmbach, Oberpfalz, Deutschland |
Bild 52 |
Kalkgeschiebe Ostsee, Deutschland |
Bild 53 |
Kalkgeschiebe Ostsee, Deutschland |
Bild 54 |
Dolomit, Innichen, Südtirol (Geschenk von Frau Kuhlmann) |
Bild 55 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 56 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 57 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 58 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 59 |
Reposaari-Rapakiwi, Reposaari, Finnland |
Bild 60 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 61 |
Tonalitgeschiebe, Kiesgrube Groß Pampau, Deutschland |
Bild 62 |
Tonalit bei Uusikaupunki (Nystad), Finnland |
Bild 63 |
Dolerit (Gabbro), Geschiebe aus Norddeutschland |
Bild 64 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 65 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 66 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 67 |
eigene Grafik: QAPF-Diagramm |
Bild 67a |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bild 68 |
Foidolith, Alnö, Schweden |
Bild 69 |
eigene Grafik zum QAPF-Diagramm |
Bilder |
eigene Grafiken zu verschiedenen Gehalten an Einsprenglingen |
Sollte in dieser Liste der Name eines Finders oder Besitzers einer Probe fehlen, dann bitte ich um eine Nachricht. Das ist keine Absicht und wird umgehend korrigiert.
Kopien von Grafiken auf dieser Seite.
Ein Teil der Grafiken auf dieser Seite hat aus ästhetischen Gründen keine graue Fußleiste. Sie dürfen diese Grafiken trotzdem frei verwenden, solange Sie als Quelle "kristallin.de" angeben. Siehe auch hier.