1.2. Ziegelrote Wiborgite - und ihre Doppelgänger von
Nordingrå und
Hammarudda.
Die ziegelroten Wiborgite
sind nach meinen Beobachtungen die
zweithäufigste Form auf Rödö. Ihr gemeinsames Merkmal sind intensiv rote
Ovoide in einer ebenso roten Grundmasse. Das
Verhältnis von Grundmasse und Ovoiden ist unterschiedlich: Ein
Teil dieser Wiborgite enthält sehr viel
feinkörnige Grundmasse, andere
dagegen auffallend wenig.
Zuerst aber
ein Blick auf das Anstehende auf der Insel
Rödö, Südwestküste, nördlich von Svånken (Im Hintergrund Alnö, Blick nach
Westen):
In der Vergrößerung können Sie erkennen, daß rechts vorn der Rapakiwityp
mit den hellen Ovoiden ansteht
(Seite 3), während der Granit in der Bildmitte
ein intensiveres Rot zeigt.
Die
Nahaufnahme unterhalb zeigt den Übergang von einem Gefüge in das andere.
Der kräftige Farbton ist direkter Sonne geschuldet, zusätzlich hatte ich die
Oberfläche des Felsens angefeuchtet.
Die hellen Ovoide kommen im Bild vor allem nur unten und rechts vor, das
Viertel oben links ist dagegen fast vollständig rot gefärbt. Solche Gefüge
wie hier im Bild oben links meine ich mit "ziegelrotem Wiborgit". Andere
ziegelrote Varianten sehen Sie hier unten:
In der Bildmitte ein großer Block vom ziegelroten Typ. Die
grauen Gneise sind Nahgeschiebe aus dem benachbarten svekofennischen
Wirtsgestein, in das der Rödö-Rapakiwi eingedrungen ist. Einige Gerölle sind
dunkle Ganggesteine, die zum Rödöpluton gehören.
(Rödö, Südwestküste
bei Stenviken)
Schaut man sich die roten Wiborgite genau an, fällt das stark
schwankende Verhältnis von Ovoiden zu Grundmasse auf. Das erste Bild zeigt
eine Variante mit viel Grundmasse.
Loser Stein von Stenviken im
Südwesten von Rödö.
Die ziegelrote Farbe allein ist nicht spezifisch für Rödö. Um rote
Rapakiwis einem Herkunftsgebiet zuordnen zu können, müssen die großen hellen
Quarze hinzukommen, und die rundlichen
Alkalifeldspäte müssen deutlich größer als 1 cm sein - andernfalls kommt
auch Nordingrå als Herkunft in Frage. Das erfordert bei so
gleichmäßig roten Gefügen ein genaues Hinsehen, da die Korngrenzen
wenig auffällig sind.
Ausschnitt:
Von gleicher roter Farbe, aber von ganz anderem Aussehen sind die
Varianten mit wenig Grundmasse.
Ziegelroter Wiborgit, wenig Grundmasse, der Qz1 dominiert. Loser Stein,
ebenfalls Stenviken, Rödö.
Unten und oben: Vergrößerungen aus diesem Stein. Das Gefüge besteht überwiegend
aus ungesäumten Ovoiden (Alkalifeldspat), dazu die auffälligen großen
Quarze. Die kleinen Quarze der 2. Generation sind nur ganz spärlich
vorhanden.
Dieser Gefügetyp hier oben ist de facto kein richtiger Wiborgit mehr, denn
es gibt kaum noch Säume um die Ovoide und von den kleinen Quarzen gibt es viel zu wenige.
Dieses Gefüge
hat keinen Namen, was aber auch nicht nötig ist.
Entscheidend bleibt, daß gerade dieses ungewöhnliche Gestein einen guten Leitgeschiebetypus abgibt, denn solche Rapakiwis gibt
es nur auf Rödö.
Verwechselungsgefahr:
Es gibt bei ziegelroten Rapakiwis sehr ähnliche Gesteine im nördlich benachbarten Gebiet des Nordingrå-Rapakiwis sowie auf Åland.
Das gilt insbesondere für die Varianten mit viel Alkalifeldspat, wenig
Plagioklas und viel Grundmasse zwischen den Ovoiden. Daher reicht es
nicht aus, nur auf
die Farbe des Steins, die hellen Quarze und graphische Verwachsungen zu
achten.
> Wenn die Ovoide groß sind (1,5 cm und mehr) und in ihrer Mehrzahl einen kräftigen, gelblichen Plagioklassaum
haben, ist das Gestein
sicher von Rödö. Fehlen jedoch Plagioklas und
dunkle Minerale weitgehend, ergibt sich ein roter Rapakiwi, der fast
nur aus Alkalifeldspat und Quarz besteht. Dann
besteht Verwechselungsgefahr mit den anderen Vorkommen. Zum Vergleichen zuerst
noch eine
Probe von Rödö (geschnitten und poliert):
Ausschnitt:
ABER:
Unten sehen Sie ähnliche Gefüge in Rapakiwis von Nordingrå.
Oben: Plagioklasarmer Nordingrå-Rapakiwi. Strandgeröll auf dem Anstehenden
in Norrfällsviken, Halbinsel Mjällom, Ångermanland, naß fotografiert.
Zwar unterscheiden sich die beiden Gefüge hier oberhalb in der Form der
graphischen Verwachsungen, aber deren Ausbildung schwankt auf Rödö ebenso
wie in Nordingrå. Allein der etwas größere Gehalt an Plagioklas (gelb) und
die größeren Qz1 im Rödö-Gestein sind ein Anhaltspunkt zur Unterscheidung.
Die rundlichen Alkalifeldspäte sind im Nordingrå-Gebiet tendenziell
kleiner, aber es gibt Überschneidungen, also
Gebiete, in denen die Ovoide gleich groß sind.
Das nächste Bild zeigt eine etwas brauner getönte Variante, ebenfalls von
Nordingrå, in der die graphischen Verwachsungen kantig und auch
fischförmig ausgebildet sind. Die großen Quarze sind hier ein wenig
dunkler als in den allermeisten Rödö-Gesteinen. Insel Ulvö,
Nordingrå-Gebiet, polierter
Schnitt:
Das helle Mineral oben rechts im Bild ist Kalzit. Links von der Bildmitte
ist ein unregelmäßiger heller Einschluß von Epidot, der beim Polieren
angerauht wurde und daher fast weiß aussieht. Unbeschädigt ist der Epidot
hellgrün.
Der einzige durchgehend erkennbare Unterschied der Gesteine von Rödö und
Nordingrå besteht in der Größe der großen
Quarze, denn die sind in Nordingrå kleiner als in den Rödö-Gesteinen.
Die Grenze liegt bei 3 mm. Darüber Rödö, darunter Nordingra (und
einige Rödö-Gesteine, die sich dann nicht unterscheiden). Die großen
Quarze sind in den Rödö-Gesteinen außerdem fast immer ein wenig (!) heller
als in Nordingrå. Allerdings ist dieser Unterschied wirklich minimal.
Daß die kleinen Quarze in den Bildern unterschiedlich aussehen, ist
nicht so wichtig, denn es gibt einfach
zu
viele verschiedene Ausbildungen, vor allem in Nordingrå.
(Ich benutze den Namen "Nordingrå" hier für das Rapakiwivorkommen
insgesamt und nicht bezogen auf den Ort.)
Leider gibt es noch einen weiteren "Doppelgänger". Er stammt von Åland,
genauer gesagt aus dem Quarzporphyrgang von
Hammarudda:
Das abgebildete Stück von Hammarudda (links im Bild) ist dort nur eine von
mehreren Varianten, die fast alle rote Alkalifeldspatovoide enthalten.
Wenn bei diesem Gestein die Grundmasse nicht dicht ist, sondern erkennbare
kleine Quarze enthält, besteht Verwechselungsgefahr mit den
plagioklasarmen, ziegelroten Rödö-Gesteinen (rechts). Der
Hammarudda-Porphyr unterscheidet sich nur durch geringfügig dunklere
Quarze. Im Bild hier ist das im direkten Vergleich erkennbar, aber
diese Möglichkeit hat man bei der Bestimmung von Geschieben im Gelände
nicht.
Bild oberhalb: Ein zweites Beispiel für einen rödöähnlichen
Hammarudda-Porphyr, der von Aland stammt.
Details unten. Anderes
Handstück, gleiches Vorkommen.
Angewittert sehen diese Porphyre so aus:
Als Schlußfolgerung aus den gezeigten Beispielen bleibt.
> Kräftig rote Rapakiwigranite mit viel Alkalifeldspat, nicht zu großen
Ovoiden (um 1 cm) und wenig Plagioklas sind sich auf Rödö, Nordingrå und
Hammarudda (Aland) so ähnlich, daß sie nicht sicher zu unterscheiden sind.
Deshalb sind Rapakiwis mit roten Ovoiden ohne Plagioklassaum
keine Leitgeschiebe.
Sind die großen Quarze kleiner als 3 mm, dann spricht dies tendenziell für
Nordingrå, aber ein sicheres Kennzeichen ist dies nicht. Auch die Farbe
der Qz1 ist in den verschiedenen Vorkommen sehr ähnlich, in Nordingrå sind sie insgesamt geringfügig dunkler, im Hammarudda-Porphyr
ist selbst das nicht sicher.
Nur kräftige Plagioklassäume um Ovoide oder ungesäumte Ovoide von deutlich
über 1,5 - 2 cm Durchmesser sind ein sicheres Kennzeichen für Rödö. Dazu
kommen auf Rödö noch viele große Qz1, die über 3 mm messen und wirklich
hell sind.
Ein solches, leitgeschiebetaugliches Gefüge zeigt das
folgende Bild.
Oben und unten:
Rödö-Rapakiwi, rote Form mit viel Grundmasse, dazu ein kräftiger
Plagioklassaum.
Dieser ziegelrote Typ kommt nur auf Rödö vor und ist ein gutes Leitgeschiebe.
Im Gelände sieht das Gestein so aus:
Auch auf der östlichen Insel
Rödskäret war dieser Typ anzutreffen -
neben diversen anderen Gefügen.
Nachzutragen bleibt, daß die verwechselbaren
Gefügevarianten (mit wenig oder ohne Plagioklas) in den drei Vorkommen von
Rödö, Nordingrå und Åland jeweils nur einen kleinen Teil des
Anstehenden ausmachen.
Zum Schluß noch ein Stück, dessen Gefüge ziemlich aus dem Rahmen
fällt und keinem bisherigen gleicht. Dieses Gestein ist zwar heller als die
bisher gezeigten ziegelroten Typen, ähnelt aber den hier weiter oben
abgebildeten Formen mit wenig Grundmasse und ungesäumten Ovoiden.
Dieser hier hat aber praktisch gar keine Grundmasse mehr und besteht
im wesentlichen aus Ovoiden (ohne Saum) und grobem Quarz zwischen den
großen Feldspäten.
Die kleineren Quarze sind vereinzelt auf den Korngrenzen zu finden und
eine dritte Generation von Quarz bildet winzige Grüppchen auf den Außenseiten
einiger großer Feldspäte. In der Vergrößerung des unten folgenden Bildes sind
diese Säume oben links zu sehen, ebenso rechts vom gelbgesäumten, fast
viereckigen
Kalifeldspat. Trotz des recht groben Gefüges ist das hier kein Pyterlit, dazu müßten die
Quarze um die Ovoide kantig sein. (Pyterlite
sehen so aus)
In der letzten Vergrößerung ist einer der großen Ovoide in der unteren
Bildhälfte angeschnitten.
Schön zu erkennen ist, daß in diesem Feldspat winzige Quarze eingelagert
sind, dazu auch blaßgelbe Plagioklase. Die Durchdringung bzw. Einlagerung
von anderen Mineralen ist auch bei anderen Rapakiwis immer
wieder zu beobachten. Die Gastminerale im Alkalifeldspat sind in der Regel Quarz, Plagioklas und selten auch mal Biotit.
weiter mit den orangeroten Wiborgiten von Rödö >>
<<
zurück zu den Wiborgiten mit helleren Ovoiden
die Wiborgitbeschreibungen auf einer
Seite lesen
nach
oben