Diese Beschreibung ist erheblich
umfangreicher als andere, denn ich möchte hier eine Reihe von wirklich
ausführlichen Darstellungen eröffnen.
Daher richtet sich dieser Abschnitt vor allem an fortgeschrittene
Geschiebesammler. Das Erkennen von Quarz und Feldspäten wird ebenso
vorausgesetzt wie der Umgang mit einer Lupe, da nur so die kleinen Quarze
der graphischen Verwachsungen sicher erkannt werden können. Eine sichere
Bestimmung von Rapakiwis ist ohne Lupe - von Ausnahmen abgesehen - nicht
möglich.
Bedenken Sie bitte, daß Gesteine von Rödö eher seltene Geschiebe sind, denn
das Herkunftsgebiet ist klein und liegt weit im Norden.
Für Eilige: Eine kurze Zusammenfassung finden Sie hier.
Allgemeines:
Die Umgebung der Insel Rödö und der nördlich benachbarte Nationalpark "Hohe Küste" gehören für mich zu den schönsten
Landschaften in Schweden. Auch ohne Bezug zur Geologie ist dieser Landstrich eine Reise wert,
für den geologisch Interessierten kommen auf Rödö dann noch der grobkörnige, leuchtend rote
Granit mit seinen unterschiedlichen Varianten und die verschiedenen
Ganggesteine hinzu. An den perfekt sauberen Stränden Rödös liegen die
unterschiedlichsten Varianten des Rapakiwis wie auf dem Präsentierteller.
Die Gerölle wechseln sich mit anstehendem Fels ab, der von der Brandung
geglättet ist. Jeder Meter Ufer bietet interessantes Gestein.
Die
Gesteine des Rödömassivs sind nur an vier Stellen oberhalb der Wasserlinie
zugänglich, wobei der größte Teil auf die Insel Rödö entfällt. Einen
zweiten, ergiebigen Aufschluß bietet die südöstlich vor Rödö liegende, nur
wenige hundert Meter große Insel „Rödögubben“. Auch sie ist bewaldet,
hügelig und ermöglicht an vielen Stellen eine Probennahme im anstehenden
Granit. Der dritte Aufschluß liegt an der Nordostküste Rödös, dort befindet
sich dicht unter Land die winzige Schäre „Rödhällan“, nur wenige Dutzend
Meter lang. Zuletzt gibt es ganz im Osten eine kahle Klippe von gut
zweihundert Metern Ausdehnung mit dem Namen „Rödskäret“. Sie ist der einzige
Aufschluß im Nordosten des Plutons. Rödskäret ist Vogelschutzgebiet, deshalb
ist das Betreten erst im Hochsommer, am Ende der Brutsaison der Seevögel
gestattet.
Der gesamte Rest des Granits liegt unter Wasser. Es leuchtet daher ein, daß
eine vollständige Kenntnis des anstehenden Gesteins nicht möglich ist. Wenn
es unter Wasser Gefügevarianten geben sollte, die sehr verschieden von denen
an Land sind, werden wir diese im Geschiebe wahrscheinlich nicht als
Rödö-Gesteine erkennen.
Die Insel Rödö liegt auf 62° 23’ Nord und 17°
33’ Ost in der Bucht von Sundsvall an der schwedischen Ostküste. Zwischen
der Hafenstadt Sundsvall und Rödö befindet sich noch die wesentlich größere
Insel Alnö. Rödö selbst ist klein und mißt diagonal nur gut 2 km.
Es gibt auf Rödö zwar einzelne Häuser, aber keine Straßen und auch keine
Fähre dorthin. Als Besucher ist man deshalb auf ein Boot und
 die Hilfe eines Einheimischen angewiesen.
Das Anlegen auf Rödö und den Schären ist nur bei ruhigem Wellengang möglich
und in der Regel mit nassen Füßen verbunden. Die Küste ist entweder felsig
oder so voller großer Steine, daß man, um das Boot nicht zu
beschädigen, bereits zwei bis drei Meter vor dem Ufer aussteigen und das
Boot ans Ufer ziehen muß.
Rödö ist hügelig und zum größten Teil
bewaldet, die höchste Erhebung (Storberget) liegt im Süden und ist 92 Meter hoch. Auch auf der kleinen
Nachbarinsel Rödögubben findet sich ein schütterer Wald, Rödskäret dagegen
ist kahl, ebenso wie das winzige Rödhällan. Bilder dazu finden Sie
auf der
letzten Seite.
Zur Schreibweise: Auf Landkarten findet man die Bezeichnungen„Rödö“ und auch
„Rödön“. Die vollständige Schreibweise („Rödön“) ist die mit dem angehängten
Artikel und bedeutet „Die rote Insel“. In der verkürzten Schreibweise
(„Rödö“) fehlt der Artikel, übersetzt also „rote Insel“ oder „Rotinsel“. Der
Name bezieht sich natürlich auf den auffallend roten Granit, aus dem die
Insel zu großen Teilen besteht. Einzelheiten zu Rödö und der näheren
Umgebung entnehmen Sie bitte der folgenden
Karte:

Geologischer Rahmen:
Das umgebende Grundgebirge besteht aus Ortho- und Paragneisen mit einem
Alter von etwa 1880 Millionen Jahren und gehört zur svekofennischen Provinz
innerhalb des Baltischen Schildes. Die Paragneise dort sind meist
Metagrauwacken, die zum Teil stark migmatisiert sind.
Auf Rödö gibt es den svekofennischen Gneis nur im Norden und Nordwesten.
Nach wenigen hundert Metern in südöstlicher Richtung wird er scharf vom
jüngeren, roten Rapakiwi durchschnitten. Die Insel gliedert sich also in
zwei Teile: Dunkelgraues, svekofennisches Gestein im Nordwesten, roter
Rapakiwigranit im Südosten. Der Rödö-Rapakiwi ist jünger und hat ein Alter von 1.497 +/- 6
Ma. (AHL 1997).
Die exakte Ausdehnung des Rödömassivs ist nicht bekannt, da es zum größten
Teil unter Wasser liegt. Es hat aber sehr wahrscheinlich einen ovalen Umriß
mit einer Breite von etwa 7 km in Ost-West-Richtung und einer
Nord-Süd-Ausdehnung von ungefähr 6 km. Das läßt sich aus Magnetfeldmessungen
des schwedischen geologischen Dienstes (SGU) ableiten.

Abb. 1 Skizze der Bucht von Sundsvall mit
den Inseln Rödö, Rödhällan, Rödögubben und Rödskäret. Angaben aus einer
Magnetfeldkarte der SGU in:
www.sgu.se/dokument/service_sgu_publ/RM123_142-154.pdf
Methodische
Grundlagen:
Alle hier folgenden Gesteinsbeschreibungen basieren auf eigenen Proben, die
ich während zweier Reisen in den Jahren 2008 und 2010 auf den Inseln Rödö, Rödögubben und Rödskäret
gewonnen habe. Runde Stücke sind Ufergerölle,
deren Ähnlichkeit mit dem umgebenden Anstehenden geprüft wurde. Die Auswahl
erfolgte so, daß sie das umgebende Anstehende repräsentieren. Alle Probenorte zusammen ergeben im nördlichen Teil des Plutons einen Querschnitt
in West-Ost-Richtung.
Zusätzlich habe ich
meine eigenen Proben mit Material aus folgenden Sammlungen verglichen:
Nordische Sammlung der Universität Greifswald, Sammlung des Bundesamtes
für Geowissenschaften (BGR) in Hannover, Sammlung des Naturkundemuseums in
Groningen (NL), Sammlung des „Natuurmuseum“ in Nijmegen (NL) sowie die
private Sammlung von Herrn Jelle A. de Jong in Drachten, NL. Für die
Gegenüberstellung mit dem Porphyr von Hammarudda wurden mir Proben von
Xander de Jong aus Nijmegen zur Verfügung gestellt. Die Vergleiche mit
anderen Rapakiwis beziehen sich auf alle heute bekannten Rapakiwivorkommen
in Norwegen, Schweden, Finnland, die ich zwischen 2004 und 2010 beprobt
habe. Eine Liste der Vorkommen finden Sie hier
unten.
Mit „Rödö“ ist im
Folgenden immer die gesamte Intrusion gemeint. Wenn es nur um die Insel Rödö
geht, wird das im Text deutlich gemacht.
Weiter mit den
allgemeinen Merkmalen des Rödö-Rapakiwis: Seite 2
Zur
Beschreibung der einzelnen Varianten, beginnend mit den Wiborgitgefügen: Seite 3

Was fehlt bis hierher?
Vor allem die
Porphyre von Rödö
und ein Hinweis auf die Alkaligesteine von Alnö. Daher einige kurze
Erläuterungen:
Ganggesteine vor Sundsvall:
Die Bucht von Sundsvall und die vorgelagerten Inseln sind von Gängen
durchzogen wie keine zweite Gegend in Schweden. Die beiden Verursacher
dieser Gangschwärme zeigt die folgende Karte. Es handelt sich um die
Alkaliintrusion von Alnö (gelb) und den Rapakiwi von Rödö (rot) - linke Karte. Rechts der separate Ausschnitt von Rödö und seiner
südlichen Umgebung:

Zu den Rödö-Porphyren:
Die
zu Rödö gehörenden Gänge sind über eine Fläche von einigen Dutzend
Quadratkilometern verteilt
Ahl (1997). Dieses Gebiet ist aber nur zum kleinsten
Teil zugänglich, der größte Teil liegt
unter Wasser. Trotzdem gibt es schon
allein auf den Inseln mehr als 100 Aufschlüsse von Ganggesteinen, die zwar
zum Teil zusammengehören, aber trotzdem noch mindestens 45 verschiedene (!)
Gänge repräsentieren.
Schaut man sich das Verhältnis von Land zu Wasser an, ist klar, daß es am Grund der Bottensee noch sehr viel mehr von diesen
Rödö-Porphyren geben wird. Bis heute sind diese
Gesteine nur unvollständig
beschrieben. Vor allem fehlen Vergleiche mit den Porphyren aus anderen
Herkunftsgebieten Skandinaviens. Erst ein solcher Vergleich könnte klären,
welche Typen der Rödö-Porphyre als Leitgeschiebe geeignet sind. Sehr
wahrscheinlich sind die meisten Rödö-Porphyre
keine Leitgeschiebe, von einigen
wenigen, besonders auffälligen Formen abgesehen. Ihre Beschreibung wird hier
demnächst nachgereicht.
Zur Alkaliintrusion von Alnö:
Im Norden der Insel Alnö befinden sich im gelb markierten Gebiet die Alkaligesteine
von Alnö, die eine
der geologischen
Attraktionen in Schweden sind. Der Norden Alnös gehört vermutlich zu den am besten
untersuchten Gebieten in ganz Schweden. Warum ist das so?
Alkaligesteine
weisen einen so hohen Gehalt an
Alkalimetallen auf - vor allem Natrium und Kalium -,
daß Feldspatvertreter und Alkaliamphibole bzw. Alkalipyroxene gebildet
werden. Auf Alnö kommt vor allem Nephelinsyenit und Karbonatit, also
magmatisch gebildeter Kalkstein vor.
Solche Gesteine sind selten, vor allem der Karbonatit. Dazu kommt eine
Vielfalt exotischer Minerale, die es nur in diesen Gesteinen gibt.
Alkaligesteine
sind an Vulkanismus innerhalb kontinentaler Platten gebunden, der vor allem
in Grabenbrüchen auftritt. Beispiele sind der norwegische Oslograben, der Egergraben in Böhmen oder der ostafrikanische Graben.
Beide Intrusionen, die von Alnö und Rödö, sind trotz ihrer räumlichen Nähe
nicht miteinander verwandt. Die
Alkaligesteine von Alnö sind mit einem Alter von ca. 545 – 605 Ma. knapp
eine Milliarde Jahre jünger als der Rödö-Rapakiwi.
weiter
mit den gemeinsamen Merkmalen der Rödö-Rapakiwis >>
nach
oben Literatur:
AHL M, ANDERSSON UB, LUNDQVIST T & SUNDBLAD K (eds.) 1997
Rapakivi granites and related
rocks in central Sweden – Sveriges Geologiska Undersökning,
Forskningsrapporter Ca 87: 99 S.,
Uppsala.
EKLUND O & SHEBANOV A 1999 The origin of rapakivi texture by sub-isothermal
decompression -
in: HAAPALA I & RÄMÖ OT (eds.) Rapakivi granites and related rocks -
Precambrian Research 95
(1999), 129–146.
HAAPALA I & RÄMÖ OT 1992 Tectonic setting and origin of the Proterozioc
rapakivi granites of
southeastern Fennoscandia - Transactions of the Royal Society of Edinburgh:
Earth sciences 83
(1-2): 165-171, 5 Fig., Edinburgh.
LEHTINEN M, NURMI PA & RÄMÖ OT 2005 Precambrian geology of Finland. Key to
the evolution of
the Fennoscandian Shield - Developments in Precambrian Geology, 14: 715 S.,
Amsterdam
(Elsevier).
NILSSON KP, BERGMAN T, LUNDIN IA & WEDMARK M 19 Sundsvall, berg och
bergkvalitet - SGU:
Rapporter och meddelanden 123:
www.sgu.se/doku ment/service_sgu_publ/RM123_142-154.pdf
VINX R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände, Spektrum Akademischer Verlag, 3.
Auflage,
Heidelberg 2011.
WAHL W 1925 Die Gesteine des Wiborger Rapakiwigebietes. - Fennia, Societas
Geographica
Fenniae 45 (20): 127 S., 15 Abb., Helsinki [Helsingfors].
ZANDSTRA JG 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten - Een beschrijving
van ruim
tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië - XIII + 469
S., (1+) 118 Abb., 51
Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc. (Brill).
ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten,
Foto’s in kleur met
toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië - XII + 412 S., 272+12
unnum. Farb-Taf., 31
S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).
Liste der Rapakiwiplutone in
Fennoskandia (ohne Sedimentbedeckungen), Stand 2010:
Norwegen: Drammen
Schweden: (von N nach S) Strömsund, Mullnäset, Nordsjö, Mårdsjö,
Ragunda, Nordingrå, Rödö, Strömsbro, Noran, Götemaren, Blå Jungfrun
Finnland: (von W nach O) Åland, Kökar, Fjälskär, Vehmaa, Siipyy,
Reposaari, Eurajoki, Laitila, Peipohja, Obbnäs, Bodom, Onas, Ahvenisto und
Wiborg mit Suomenniemi.
Bottensee: mindestens ein Pluton, unbenannt, unter Wasser.
Nördliche Ostsee: Nordbaltischer Pluton (zwischen Åland und Saaremaa),
dazu westlich von Saaremaa / nördlich von Gotland ein bislang unbenannter
Pluton. Beide unter Wasser.
Bei den
Gefügevergleichen wurden wegen fehlender Proben der russische Rapakiwipluton
von Salmi, die nordschwedische Intrusion von Nordsjö und die
Unterwasserplutone südlich von Åland nicht berücksichtigt.
Ein besonderer Dank
geht an Xander de Jong (Nijmegen, NL) für Proben vom Hammarudda-Quarzporphyr.
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