Der Granit im
Rödömassiv ist überwiegend als Wiborgit ausgebildet, dessen große und
auffällige Ovoide das Anstehende prägen. Damit gehört dieser
Rapakiwi nicht nur zu den besonders auffälligen Gesteinen, sondern er ist
auch der einzige in ganz Schweden mit einem gut entwickelten Rapakiwigefüge.
Das gilt für Aufschlüsse vom Nordwesten der Insel Rödö bis hin nach
Rödskäret im Osten.
Außer Wiborgit
finden sich im Rödömassiv in geringerer Menge auch
porphyrische Rapakiwis,
bei denen die großen Feldspäte nicht rund, sondern eckig bis regellos
geformt sind. Diese werden begleitet von
Porphyrapliten (große, vereinzelte
Kalifeldspäte in feinkörniger Matrix) und
Granitporphyren. Pyterlit habe ich
an keiner Stelle gefunden, jedoch hin und wieder Übergangsformen vom
Wiborgit hin zum
Pyterlit, die letzterem schon recht nahe kommen.
Gemeinsame Merkmale
der Gesteine von Rödö:
Alkalifeldspat: Die
Rödö-Gesteine verdanken ihre auffälligen Farben vor allem dem
Alkalifeldspat. Er ist überwiegend hellrot,
ziegelrot
oder fleischfarben,
weniger häufig auch blaßgelblich, orange oder braunrot. Bei einem großen
Teil der Rödö-Rapakiwis sind die Ovoide heller gefärbt als die Grundmasse.
Die Größe der
Alkalifeldspatovoide liegt meist um 2 cm, einige sind größer. Kleinere
Ovoide kommen vor, sind aber für das Erscheinungsbild dieser Gesteine nicht
prägend. Hier liegt ein wichtiger Unterschied zu den Wiborgitgefügen auf
Åland, in denen die Ovoide generell kleiner sind. Da es in ganz Fennoskandia
nur zwei nennenswerte Vorkommen von roten Rapakiwis mit Wiborgitgefügen
gibt, Åland und Rödö, ist die Größe der Ovoide relevant für die Bestimmung
von Geschieben.
Quarz: Ihm kommt bei
der Bestimmung von Rapakiwis eine Schlüsselrolle zu. Die ältere
Generation (Qz1) ist auf Rödö überwiegend hellgrau und gerundet. Hin und
wieder gibt es blaue Quarze sowie vereinzelt milchig weiße, ab und zu auch
etwas
dunklere Tönungen. Wirklich dunkle Quarze kommen nicht vor.
Die Mehrzahl der
großen Quarze hat einen Durchmesser von 3 bis 5 mm, große Exemplare
erreichen 1 cm. Gelegentlich sind die Quarze der ersten Generation kleiner
als 3 mm.
Die großen Quarze sind in den Gesteinen von Rödö so häufig, daß
man in nahezu allen Handstücken mehrere von ihnen findet. Für die Bestimmung
von Geschieben müssen aber neben den Quarzen unbedingt auch andere Merkmale beachtet
werden, denn helle Quarze gleicher Färbung gibt es auch in den Rapakiwis von Nordingrå, Ragunda und lokal auch auf Åland.
Es ist auffällig,
daß die großen Quarze auf Rödö oft weniger stark korrodiert sind als zum
Beispiel in den Rapakiwis von Åland oder dem finnischen Festland. Sichtbar
ist das an den dann glatten Umrissen vieler Quarzkörner. Starke Korrosion,
die sich in tiefen Einbuchtungen und aufgelösten Rändern der Quarze zeigt,
kommt zwar auch vor, ist aber auf Rödö seltener als in anderen
Wiborgiten.
Die zweite
Generation der Quarze (Qz2) ist meist klein und nur mit einer Lupe sicher zu
erkennen, Ausnahmen bilden die pyterlitähnlichen Gefüge, in denen die
kleinen Quarze generell etwas größer sind. In den Wiborgiten sind die
kleinen Quarze als graphische Verwachsungen mit wurm- bzw. kommaförmigen
Quarzen ausgebildet oder durchziehen die Grundmasse als kantige, körnig
aussehende Quarze. Wegen des Formenreichtums gibt es
keine,
für Rödö charakteristische Ausbildung
der kleinen Quarze. Die beiden folgenden Bilder zeigen das:
Oben: Graphische Verwachsungen im Rödö-Rapakiwi. Die Form der kleinen Quarze
(Qz2) ähnelt denen im Åland-Rapakiwi („Quarzfische“). Links von der
Bildmitte ein Saum von graphischen Verwachsungen um einen Alkalifeldspat (=
Afs).
Qz1 = gerundete Quarze, 1. Generation,
Pl = Plagioklas. Polierter
Schnitt, Strandgeröll vom Südwestufer Rödös.
Ganz anders sehen
dagegen die kleinen Quarze (Qz2) im folgenden Bild aus. Hier sind fast nur
kantige Exemplare vorhanden.

Quarze der 2.
Generation (Qz2) in körniger Ausbildung, Rödö-Rapakiwi.
Loser Stein vom Südwesten Rödös, angefeuchtete Oberfläche.
Zwar gibt es verschiedene Formen der kleinen Quarze, aber gleichzeitig auch
einen
klaren Zusammenhang zwischen ihrer Gestalt und dem Gefügetyp: Wurmförmige, gebogene Quarze als graphische
Verwachsungen kommen nur in feinkörnigen Grundmassen vor und finden
sich vor allem zusammen mit vielen, plagioklasgesäumten Ovoiden, also dem
typischen Wiborgitgefüge. Wenn nur wenig Plagioklas vorhanden ist, können auch die Ovoide von
kranzförmigen graphischen Verwachsungen umgeben sein.
Bei den meisten der Rödö-Rapakiwis jedoch haben die kleinen Quarze kantig-körnige Gestalt
(im Bild direkt hier oberhalb). In dieser Form kommen sie in nahezu allen Gefügeformen auf Rödö vor,
unabhängig von der Anwesenheit von Ovoiden und der Ausbildung der
Grundmasse.
Plagioklas:
Plagioklas hat auf Rödö häufig eine gelbliche oder gelbgraue Farbe und ist
dann zusammen mit dem hellrötlichen Kalifeldspat ein Indiz für
eine Herkunft von Rödö. Das gilt um so mehr, wenn er einen auffällig kräftigen
Saum (> 2 mm) um die Alkalifeldspäte bildet. Daneben kommen Plagioklase auch
als idiomorphe Einsprenglinge vor.
Außer gelb kann der Plagioklas auch braun, rot, grünlichgrau, blaugrau oder weiß sein. Die Farbe des Plagioklases allein ist somit kein Bestimmungs-
oder Ausschlußkriterium für eine Herkunft von Rödö.
Kalzit: Für Rödö-Geschiebe wird in der Literatur Kalzit als charakteristisches Merkmal
angeführt. Das ist prinzipiell zwar richtig, allerdings schwankt der Gehalt
sehr stark. Wenn der Kalzit fehlt, bedeutet das keineswegs, daß ein Gestein
nicht von Rödö stammt.
Dazu kommt, daß im
etwa 80 km nördlich von Rödö liegenden Nordingrå-Rapakiwi lokal
ebenfalls
Kalzit vorkommt, wenn auch deutlich seltener als auf Rödö und nur in
kleinerer Ausprägung, d. h. nur wenige Millimeter groß. In den Rödö-Gesteinen
sind die Kalzitnester häufiger und größer. Im Schnitt
messen sie mehrere Millimeter und erreichen hin und wieder auch
Zentimetergröße.
Auf der Insel Rödö ist Kalzit an der Oberfläche der Gesteine nahezu komplett
ausgewittert - nur kleine Löcher zeigen an, wo
ursprünglich
Kalzit vorhanden war. Frischen
Kalkspat findet man nur, wenn man das Gestein zerbricht. Die kleinen Drusen, in denen jetzt der Kalzit fehlt,
enthalten fast immer idiomorphe Kristalle von Kalifeldspat oder Quarz in Größen von
wenigen Millimetern.
Das Bild unterhalb zeigt einen ehemals kalzitreichen Rödö-Rapakiwi,
wobei der ausgewählte Bildausschnitt besonders viele Auswitterungen zeigt.
Es gibt Rödö-Gesteine, die weder Kalzit noch Löcher aufweisen.

Oberfläche
des Anstehenden, Südweststrand von Rödö.
(Probenstelle 1539)
Die Pfeile weisen auf Löcher an den
Stellen ehemaliger Kalziteinschlüsse. Beachten Sie auch den braunen Farbton
des Plagioklases in den Ovoidsäumen sowie die große Anzahl der hellen runden
Quarze (Qz1). Letzteres ist für einen großen Teil der Rödö-Rapakiwis
typisch.
Die
charakteristischen Merkmale der Rödö-Rapakiwis - große Ovoide, große helle
Quarze, graphische Verwachsungen oder kantige, kleine Quarze sowie die für
Rödö typischen Farben – sind für die Bestimmung von Rödö-Geschieben
wichtiger
als ein möglicher Kalzitgehalt. Kommt er vor, so rundet er die
Bestimmung ab. Fehlt er, ist dies ohne Belang, sofern die anderen
Kennzeichen vorhanden sind. Umgekehrt ist Kalzit allein
kein hinreichendes
Merkmal für die Zuordnung von Geschieben nach Rödö.
Beim Bestimmen von
Geschieben müssen Löcher an der Oberfläche beachtet werden. Sie sind bei
potentiellen Rödö-Gesteinen wesentlich wahrscheinlicher als makroskopisch
erkennbarer Kalkspat.
Dunkle Minerale:
Alle Formen des Rödö-Rapakiwis sind arm an dunklen Mineralen, deren Anteil
immer bei nur wenigen Prozent liegt. Makroskopisch erkennbar sind Biotit und
Hornblende. Häufig jedoch findet man grünlichschwarze, stark zersetzte
Minerale, die ohne Dünnschliff nicht bestimmbar sind. Für das Erkennen von
Geschieben aus Rödö sind die dunklen Minerale ohne Belang.
Wegen seiner
intensiv violetten Farbe fällt der ab und zu vorkommende Fluorit auf, jedoch
wird er nur in kleinen Körnern gefunden und ist zudem
verwitterungsempfindlich - ähnlich Kalzit. Fluorit ist ebenfalls in
Rapakiwis verschiedener Vorkommen enthalten und deshalb kein für Rödö
charakteristisches Mineral.
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