Zusammensetzung
Farben und
Gefüge
Klüftung und
Verwitterung
Aplit und
Pegmatit
Granite sind magmatische Gesteine, die sich aus Gesteinsschmelzen bilden.
Das typische körnige Granitgefüge
entsteht nur, wenn sich diese Schmelzen langsam abkühlen.
Das ist
erst ab einer gewissen Tiefe in der Erdkruste der Fall, deshalb ist jeder Granit
ein Tiefengestein (Plutonit).
Zusammensetzung:
Jeder
Granit besteht aus zwei Feldspäten (Alkalifeldspat
und Plagioklas)
sowie Quarz.
Sie müssen also, um einen Granit zu erkennen, diese drei Minerale sicher
bestimmen können und ihre Anteile im Gestein abschätzen.
Der für Granit erforderliche Quarzgehalt liegt bei mindestens 20 %
der hellen Minerale. Es gibt also keine quarzarmen oder gar quarzfreien
Granite.
Um zu klären, ob es sich bei einem Gestein um einen Granit handelt, wird
zuerst nach Quarz gesucht. Quarz zeigt Glasglanz und hat einen
muscheligen Bruch. Die Pfeile im ersten Bild zeigen auf Quarzkörner.
Dazu kommt seine auffallende Härte. Quarz läßt
sich nicht ritzen.

Ist Quarz, so wie hier, in ausreichender Menge vorhanden, interessieren die
Feldspäte.
Diese erkennt man an den spiegelnden Spaltflächen. Dazu muß man den Stein
bewegen und die Minerale daraufhin beobachten, ob sie reflektierende
Spaltflächen haben.
Im nächsten Bild sind alle rosafarbenen und weißen Minerale Feldspäte.
Ihre glänzenden Spaltflächen sind im Foto nur unvollkommen wiedergegeben.
Ein rosa Feldspat spiegelt
rechts an der unteren Kante des Handstücks.

Björna-Granit. Probe aus der Sammlung des Naturmuseums in Groningen, NL.
Für die Prüfung der Feldspäte benötigt man eine möglichst frische
Bruchfläche. Alle Feldspäte
haben lebhaft
glänzenden Spaltflächen, sofern das Gestein nicht zu stark
angewittert ist.
Wie in fast allen Graniten überwiegt auch in diesem Beispiel der Alkalifeldspat. Er ist
hier rosa-fleischfarben. Der Alkalifeldspat ist in den
meisten Graniten kräftiger gefärbt als der Plagioklas.
Der zweite Feldspat, der Plagioklas, ist hier weiß. Im Bild unterhalb
besteht die gesamte weiße Fläche aus Plagioklas. Dort sind mehrere
dieser Kristalle miteinander verwachsen, von denen im Bild nur einer spiegelt. Auf der
reflektierenden Fläche sind hauchfeine und streng parallele
Linien zu sehen. (Benutzen Sie die Vergrößerung). Das sind die "polysynthetischen Verzwilligungen" des Plagioklas'. Sie sind ein
sicheres
Erkennungsmerkmal für diesen Feldspat.

Polysynthetische Verzwilligung von Plagioklas: Feine parallele Linien auf
reflektierendem Feldspat.
Zusammenfassung:
Alle
Granite haben einen Quarzgehalt von mindestens 20 % bis maximal 60 %.
Weiterhin enthält jeder Granit Feldspäte. Das sind praktisch immer
Alkalifeldspat und Plagioklas. Nur in seltenen Fällen besteht ein Granit
ausschließlich aus Alkalifeldspat.
Der prozentuale
Anteil des Alkalifeldspats liegt zwischen 90 % bis mindestens 35 % aller
Feldspäte. Daraus ergibt sich für den Plagioklas ein Gehalt zwischen 10 %
bis maximal 65 % aller Feldspäte. Wenn der Plagioklasgehalt über 65 %
liegt, ist das Gestein kein Granit mehr. (Bei ausreichendem Quarzgehalt
hat man dann einen Granodiorit oder einen Tonalit vor sich.)
Alle diese Prozentangaben beziehen sich nur auf den Gehalt an hellen Mineralen.
Die genauen Zusammensetzungen für Granit und die meisten anderen magmatischen Gesteine
sind im Streckeisen-Diagramm
niedergelegt. Einzelheiten zu diesem Schema finden sie im Abschnitt
Gesteinsbestimmung.
Dort erfahren Sie auch mehr über die Bestimmung der Feldspäte.
Neben Feldspat und Quarz enthalten Granite
fast immer zusätzlich dunkle Minerale. Meist handelt es sich um Biotit,
untergeordnet kommt auch
Amphibol (Hornblende) vor. Nur in seltenen Fällen enthalten Granite auch Pyroxen.
Ob überhaupt dunkle Minerale vorhanden sind, ist letztlich aber unerheblich.
Der Merkspruch: "Feldspat, Quarz und Glimmer, die
drei vergeß' ich nimmer" ist zwar schön einprägsam, aber in Sachen Glimmer
etwas überholt. Für die Einordnung magmatischer Gesteine werden nur die hellen Minerale beachtet.
Farben:
Die allermeisten Granite sind helle Gesteine. Neben gelblichen, rötlichen
oder weißen kommen auch mehrfarbig bunte Varianten vor.
Eine Farbe jedoch hat Granit nie:
Schwarz.
Die sogenannten "schwarzen Granite" sind allesamt Basalte, Gabbros oder deren
Verwandte, die immer nur aus Plagioklas und dunklen Mineralen bestehen -
ohne jeden Quarz.
Diese Gesteine haben mit Granit nichts zu tun und sind manchmal auch weniger robust als richtiger Granit.
Solch fehlerhaften Bezeichnungen begegnet man vor allem im
Natursteinhandel.
Gefüge:
Granite können auch bei gleicher chemischer Zusammensetzung
sehr unterschiedlich aussehen.
Es ist hauptsächlich die Korngröße der Minerale und deren Färbung, die für
die vielen unterschiedlichen Varianten verantwortlich ist.
Zwei Gefügetypen sind dabei grundlegend: gleichkörnige und
porphyrische Granite.
Der oben abgebildete Björna-Granit hat ein
grobkörniges und porphyrisches Gefüge. Grob, weil die Mineralkörner größer
als 5 mm sind und porphyrisch, weil ein Teil der Feldspäte deutlich größer als
die anderen Minerale sind.
Ganz anders das nächste Beispiel. Es zeigt einen mittelkörnigen und gleichkörnigen
Granit.
Greifenstein-Granit aus dem Erzgebirge
Auch dieser Granit besteht aus Alkalifeldspat, Plagioklas und Quarz.
Dunkle Minerale fehlen fast völlig. Die beiden Feldspäte sind farblich
kaum zu unterscheiden, so daß man mit der Lupe sehr genau hinschauen muß.
Die oben gezeigten polysynthetischen Zwillingsstreifen sind dann besonders
wichtig, da nur an ihnen der Plagioklas sicher erkannt wird.
Die braungrauen Körner sind die Quarze.
Klüftung:
Granite sind für ihr gut ausgeprägtes
Kluftsystem bekannt. Darunter versteht man ein Muster von feinsten Rissen
im Gestein, das sich während der Abkühlung bildet. Diese Risse bilden ein räumliches und oft
rechtwinkliges Gitter, das es
leicht macht, Granite in quaderförmige Stücke zu spalten. Das ist einer
der Gründe, weshalb Granite seit Jahrhunderten ein beliebter Werkstein für
Gebäude und Befestigungen sind.
Das folgende Bild zeigt den Rand der Pinge in Geyer (Erzgebirge). Als Pinge bezeichnet man einen eingebrochenen Grubenbau. In
Geyer, genauer gesagt im Geyersberg, wurde über Jahrhunderte hinweg Zinn abgebaut und
hier hatte man es mit den Hohlräumen übertrieben. Deshalb ist dort statt
eines Berges heute ein großes Loch zu sehen.
Der Berg im Hintergrund ("großer Knauer") liegt im Inneren des
Einsturzkessels.
Der Granit im Vordergrund ist entlang seiner natürlichen Klüftung
gebrochen. Seine Neigung, eckige Blöcke zu bilden, ist gut zu
erkennen.

Klüftung im Granit. Pinge in Geyer, Erzgebirge.
Granitverwitterung:
Die Verwitterung aller Gesteine beginnt entlang der Klüfte (= Risse).
Wegen ihrer auffälligen
Klüftung kann man Granite im Gelände bereits an ihren Verwitterungsformen
erkennen.

Greifensteine im Erzgebirge, Nähe Ehrenfriedersdorf / Geyer in Sachsen.
Die tiefen Furchen im Gestein sind von der Verwitterung erweiterte Risse.
Die sich bildenden Formen werden als "Wollsackverwitterung"
bezeichnet. Für
diese hier zu sehende, besonders langgestreckte Variante wird gelegentlich auch der
Begriff "Matratzenverwitterung" gebraucht.
Das oben gezeigte frische Handstück vom Greifenstein-Granit habe ich selbstverständlich
nicht an diesen sehenswerten Felsen abmontiert. Die Probe stammt
aus einem alten, aufgelassenen Steinbruch in der Nähe und auch dort habe
ich mich an einer unauffälligen Stelle bedient. Die Landschaft sollte auch
nach einer Probennahme noch so aussehen wie vorher. Außerdem sind die
Greifensteine ein Naturdenkmal.
Aplit:
Als Aplit bezeichnet man ein sehr feinkörniges, helles Gestein von
ungefähr granitischer Zusammensetzung, d.h. es ist feldspatbetont und
hell.

Aplit in Granit. Geschiebe aus Bargteheide bei Hamburg.
Der gelbliche Gang in diesem Geschiebe ist ein Aplitgang. Er ist etwa
fingerbreit.
Aplite treten fast ausschließlich in Form solcher hellen Gänge auf. Diese
Gänge können auch mehrere Dezimeter breit sein, meist jedoch sind sie eher
schmal, so wie hier.
Einen kräftiger gefärbten Aplitgang sehen Sie unterhalb.
Aplitgänge treten überwiegend in Graniten auf. Sie gehören meist
zum gleichen Pluton und repräsentieren einen späteren
magmatischen Schub.

Aplit im Reposaari-Rapakiwi, Insel Reposaari, nordwestlich von Pori,
Finnland.
Die Farbe dieses Ganges ist zwar kräftig rotbraun, trotzdem wird
ein solches Gestein noch als "hell" bezeichnet, denn es enthält keinerlei
dunkle Minerale wie Biotit oder Hornblende.
Die Münze im Bild ist ein
50-Cent-Stück, der Gang ist an der schmalen Stelle etwa 20 cm breit.
Nur ausnahmsweise treten Gesteine mit aplitischem Gefüge in flächiger
Ausdehnung auf. Ein Beispiel dafür ist der
Åland-Aplitgranit auf der Hauptinsel Ålands.
Pegmatite:
Ein Pegmatit ist das Gegenteil von Aplit. Hier sind alle Minerale
groß, gelegentlich riesig.
Nach oben ist den Abmessungen kaum eine Grenze gesetzt.
Einzelne Kristalle, insbesondere die Feldspäte, können viele Meter groß werden.
Gesteinsgefüge, in denen die einzelnen Minerale einen Durchmesser von mehr als etwa 3 cm
haben, nennt man pegmatitisch.

Pegmatit: Wenige,
aber große Kristalle.
Dieser Pegmatit stammt aus einem Aufschluß im
südschwedischen Vaggeryd-Syenit.
Das Stück enthält trotz seiner Größe (knapp 30 cm breit) nur drei Minerale,
verteilt auf vier Aggregate.
Fast die Hälfte nimmt rechts oben ein hellgrauer Quarz ein.
Der fleischfarbene Kalifeldspat bildet zwei Klumpen (Bildmitte und linker
Rand)
und dazwischen stecken zwei dunkelbraune Kalzite.
Der Kalzit
ist ein Kuriosum und normalerweise in einem Pegmatit nicht enthalten. Ich zeige
diese Probe auch deshalb, um zu illustrieren, daß es gelegentlich ganz ungewöhnliche
Kombinationen gibt.
Das schwarze Hüllmaterial auf der Oberseite ist der Rest des stark geschieferten
Wirtsgesteins, in das dieser Pegmatit eingedrungen war. Der
seidige Glanz auf der Oberfläche rührt von feinstem Glimmer her (Phyllit).
Ausschnitt unterhalb:

Der braune Kristall in der Bildmitte ist ein Kalzit.
Die Streifen auf der spiegelnden Spaltfläche unten rechts sind Druckverzwilligungen, die man in Kalzit oft findet.
Achten Sie auf den kantigen Umriß
des braunen Kristalls, besonders unten und an der Oberkante. Der Kalzit
ist gegen den Quarz und den Kalifeldspat idiomorph, er war also vor den
beiden Nachbarn als Kristall fertig.
Wie der Kalkspat in den Pegmatit kommt, ist eine
interessante und bislang unbeantwortete Frage.
Vorkommen:
Gleich den Apliten sind
die meisten Pegmatite als Gänge ausgebildet,
deren Breite zwischen einigen Dezimetern und etlichen Metern schwankt.
Manche Pegmatite sind unregelmäßig geformt und bilden Schlieren innerhalb
homogener Plutonite.
Gelegentlich gibt es Pegmatite als
große, Hunderte Meter messende, massige Körper. Diese großen Pegmatite zeigen
dann oft Zonierungen. Sie besitzen einen Kern aus
Quarz, der von einer dicken Hülle aus grobem Kalifeldspat umgeben ist. Pegmatite sind zwar nicht an
bestimmte Gesteinstypen gebunden, allerdings findet man sie meist in Graniten und deren Verwandten.
Ein Pegmatit bildet sich durch die Ansammlung von Wasser am Ende der
Abkühlung eines Magmas. Das in der Schmelze enthaltene Wasser bleibt
übrig, sammelt sich und bietet ein hervorragendes Medium, in dem Minerale
besonders gut wachsen können.
Die einzelnen Kristalle in Pegmatiten sind nicht nur besonders groß,
sondern auch oft reich an seltenen Elementen. Deshalb waren und sind
Pegmatite auch von wirtschaftlichem Interesse und wurden bergmännisch
abgebaut. Sei es, um den Feldspat zu gewinnen, sei es wegen der seltenen
Metalle.
Bei fast allen Pegmatiten dominieren die Minerale Alkalifeldspat und Quarz.
Zusätzlich kommen alle anderen
Minerale, die in der Schmelze enthalten waren, in übergroßen Ausbildungen vor. Man kann Plagioklase finden, bei denen die
polysynthetischen Verzwilligungen aus mehreren Metern Abstand zu erkennen
sind, Biotittafeln, die nach Dezimetern messen usw..
Auch seltene,
akzessorische Minerale wie Turmalin, Titanit u. a. findet man als große
Einzelkristalle und in üppigen Gruppen.
Das Bild zeigt einen Pegmatit im Gelände (südlich Mariehamn, Åland)

Der Felsen besteht aus dunkelgrauem Quarz und hellem, blaßbraunem
Kalifeldspat. Die Feldspatkristalle sind von fast quadratischem Habitus
und zwischen 5 und 10 cm groß. Die Münze ist ein 2-Euro-Stück.
Auch die Schriftgranite stammen aus Pegmatiten. Ein Schriftgranit ist
immer ein großer Kalifeldspatkristall (in der Regel ein Mikroklin), der von
orientiert gewachsenem Quarz durchzogen ist. Das Aussehen des
Schriftgranits hängt von der Blickrichtung ab. Die charakteristische
Ansicht der hakig-eckigen Quarze ist dann zu sehen, wenn man in Richtung
der Längskanten der Quarze schaut. Quer dazu sieht der Schriftgranit eher
streifig aus.
Auch wenn der folgende Schriftgranit aus Finnland kommt - solche Stücke
sind auch
bei uns im Geschiebe regelmäßig zu finden.

Schriftgranit. Loser Stein bei Pyterlahti, Ostfinnland.
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