Diese
Gesteine sind hochmetamorph und wurden bei
Gebirgsbildung aus Gesteinen
mit basaltischer bzw.
gabbroider Zusammensetzung gebildet.
Mafischer Granulit ist im Geschiebe das häufiger anzutreffende Gestein.
Der Granatcoronit ist etwas seltener und stellt
eine Sonderform des mafischen Granulits dar. Vollständig
und korrekt heißt diese Sonderform: "Granatcoronitischer mafischer Granulit."
Beide Gefügevarianten sind gute Leitgeschiebe.
Der Gesteinsname verweist bereits auf den geologischen Rahmen: Granulitfazies.

Diese Gesteine stammen, wenn sie im Geschiebe gefunden werden, aus
Südwestschweden. Dort befindet sich mit etwa 15000 bis 20000 km2
Europas größtes Gebiet mit granulitfaziellen Gesteinen.
Es wird als "Südwestschwedisches Granulitgebiet" (SGR) bezeichnet.
In diesem Gebiet dominieren graue und rötliche Orthogneise das
Grundgebirge. Dazwischen finden sich in größerer Zahl, jedoch
flächenmäßig untergeordnet, mafische "Inseln", aus denen diese Gesteine
hier stammen.
Mafischer Granulit:
Die Vorkommen von basischen Gesteinen, aus denen die mafischen Granulite
entstanden, sind meist eher klein.
Oft handelt es sich um Gänge oder kleinere Intrusionen in das
dominierende, helle Wirtgestein, das heute in Form von Gneisen vorliegt.
Die Metamorphose der Basalte und Gabbros vor einer Milliarde Jahre erfolgte statisch, d.h. die Gesteine wurden
nicht deformiert. Ab und zu vorhandene Einregelungen
waren bereits vor der Metamorphose angelegt und blieben erhalten.
Mafische Granulite sind braungraue, braunschwärzliche, fein-
bis mittelkörnige Gesteine, die für Außenstehende völlig reizlos, um nicht
zu sagen langweilig, sein mögen.
Das erste Beispiel ist ein Geschiebe von Als, Dänemark:
 
Nimmt man eine Lupe zur Hand, sieht das schon ganz anders aus.
Bildbreite im Ausschnitt: 15mm.
 
Das Gefüge ist kleinkörnig, richtungslos und durchsetzt mit Massen kleinster brauner Granate.
Das Dunkle ist mattschwarzer Pyroxen, das Weiße bis Gelbliche ist
Plagioklas und die vielen kleinen braunen Körner sind die Granate. An diesem Gesteine glitzert nur wenig. Praktisch alles dunkle
Mineral ist stumpfschwarz bis grauschwarz.
Die folgende Probe mafischen Granulits stammt aus dem Anstehenden vom
Westrand der Stadt Gislaved in Westsmåland.
 
 
Nahaufnahme Mafischer Granulit, anstehend bei Gislaved, Småland,
Schweden.
Mafische Granulite sind klein- bis mittelkörnige Gesteine. Die gröbsten
Gefüge erreichen Korngrößen bis maximal 5 mm. Aber auch in diesen
gröberen Gesteinen sind die Granate immer sehr klein. Der wichtigste
Unterschied zu einem Granatamphibolit ist das Fehlen von Amphibol in
nennenswerter Menge, wobei vereinzelte Amphibole durchaus enthalten sein
können. Meist
handelt es sich um randliche Säume entlang der dunklen Pyroxene. Diese
Amphibole sind das Ergebnis retrograder Anpassung.
Das entscheidende Gefügemerkmal dieses Gesteins sind die vielen kleinen
rotbraunen Granate.
Mafische Granulite und Granatcoronite sind zwei Gefügevarianten des
gleichen Gesteinstyps. Die mafischen Granulite mit den gleichmäßig
verteilten Granaten (granoblastisches Gefüge) überwiegen im
Geschiebe. Der Übergang zum Coronit vollzieht sich dann, wenn die
gleichmäßige Verteilung der kleinen Granate abnimmt und sich die Granate
mehr und mehr an den Grenzflächen der hellen und dunklen Minerale
sammeln. Dann spricht man von
Granatcoronit.
Granatcoronite sind vorzügliche Leitgeschiebe für den
nördlichen Teil der SGR.
Während beim mafischen Granulit (s. o.) die charakteristischen Granate gleichmäßig im gesamten Gestein verteilt sind, zeichnen sich die hier beschriebenen Granatcoronite durch eine
Saumbildung aus.
Von diesen dünnen Säumen aus kleinsten Granaten ("Coronen")
erhielt das Gestein seinen Namen.
 
Granatcoronit. Geschiebe vom Brodtener Ufer an der Ostsee
Ein Granatcoronit besteht im wesentlichen aus Pyroxen, Plagioklas und
Granat.
Magnetit kommt in unterschiedlichen Mengen vor.
Das Gestein zeigt eine grauschwarze und stumpfe Oberfläche. Je nach
der Menge des enthaltenen Granats verschiebt sich die Gesamtfarbe in
Richtung rostbraun. Aus der Entfernung sehen Granatcoronite manchen
verwitterten dunklen Gesteinen sehr ähnlich. Erst beim genaueren Hinsehen zeigt sich, daß der
vermeintlich rostigbraune Überzug von Hunderten kleiner Granatkristalle
verursacht ist und wir ein frisches und unverwittertes Gestein vor uns
haben.
Das nächste Bild zeigt in der Vergrößerung den typischen Saum aus
rötlichbraunen
Granaten an der Grenzfläche zwischen dunklen Mineralen und hellem
Plagioklas.

Bildbreite etwa 20 mm.
Hier dokumentiert sich der beginnende Zerfall der Plagioklase, die wegen
des zu hohen Drucks nicht mehr stabil waren.
Parallel zum Zerfall
der Plagioklase fand auch ein Umbau der
Pyroxene statt. Diese bildeten zunehmend Jadeit-Komponente. Jadeit ist ein
Hochdruckpyroxen.
Bei genügend lang andauerndem Druck hätte sich hier der grüne Omphazit
gebildet, der typische Pyroxen im Eklogit.
Die Granate sind das Reaktionsprodukt dieses Pyroxenumbaus bei
gleichzeitigem Plagioklasabbau. Ihr Verlauf zeichnet die chemische
Reaktionsfront zwischen Pyroxen und Plagioklas nach.
Zusätzlich wurde dabei noch Quarz
in geringer Menge frei, der die Granate randlich begleitet. Er ist wegen
der Kleinheit der Strukturen jedoch selbst mit der Lupe kaum zu
erkennen.
Hätte mehr Zeit zur Verfügung gestanden, wäre hier sehr wahrscheinlich ein Eklogit
gebildet worden. Dieser Prozeß wurde jedoch abgebrochen und das Gestein
schneller wieder vom Druck entlastet, als sich das Gefüge rückbilden
konnte.
Beachten Sie in diesem Zusammenhang die räumliche Nähe der Granatcoronite
zur Protoginzone.
Das Granulitgebiet im Südwesten Schwedens endet an dieser Nahtlinie, die
dort einen Höhenversatz im Grundgebirge begleitet. Die Existenz der
Coronite und die Tatsache, daß sich deren Gefüge nicht zurückbilden
konnten, beweisen, daß es westlich der Protoginzone eine enorme und vor
allem schnelle Anhebung des Grundgebirges gegeben haben muß.
(Karte)
Der folgende Ausschnitt zeigt die Coronen noch einmal aus etwas größerem
Abstand.
Die Granate sind
alle unter einem Millimeter klein und unauffällig. Sie bilden eine
Trennlinie zwischen dem grauschwarzen
Pyroxen und dem helleren Plagioklas. Es sind jedoch nicht alle dunklen
Minerale von Coronen umgeben. Auch können Coronen unvollständig und
einseitig ausgebildet sein. Es handelt sich auch dann um den
Granatcoronit, der keinen Doppelgänger hat. In Südnorwegen gibt es zwar
ebenfalls Gesteine mit Coronenbildung, diese sind dort aber um Olivin
angelegt und nicht um Pyroxen.
 
Trockene Oberfläche eines Granatcoronits (Geschiebe von der Ostsee bei
Lübeck).
Bei der (geologisch) schnellen Entlastung und Emporhebung des Grundgebirges
setzte eine erneute
Anpassung des Mineralbestandes ein. Bei weniger
Druck ist neben dem Plagioklas auch wieder Amphibol stabil. Deshalb kam
es vereinzelt zur rückwärts laufenden ("retrograden") Metamorphose, bei
der aus Pyroxenen wieder Amphibole wurden.
Für diesen Prozeß ist jedoch Wasser
nötig, da die Amphibole OH-Gruppen einbauen. Neben der Druckentlastung
war der Verlauf der retrograden Metamorphose deshalb auch vom Wasserangebot
abhängig. In unseren Fall hier waren die Bedingungen eher schlecht, d.h.
es stand nur wenig Wasser zur Verfügung. Die Umwandlung von Pyroxen in
Amphibol fand deshalb nur vereinzelt und dann auch meist unvollständig statt.
Sichtbar ist das an dünnen Säumen aus schwarz glänzenden Amphibolen (Am)
um die stumpfgrauen Kerne aus Pyroxenen (P):
Bildbreite 1 cm
 
Hier unterhalb sehen Sie das ganze Gestein, das ein etwas gröberes
Gefüge zeigt.
  
Das Geschiebe ist etwa kartoffelgroß und auf den ersten Blick fallen
nur die kantigen Pyroxene bzw. deren dunkle Säume auf. Die Plagioklase sind nur zum Teil weiß, einige sind
gelblichbraun oder noch dunkler.
Das Gefüge dieses Gesteins stammt noch aus der Zeit vor
der Metamorphose und läßt erkennen, daß hier ursprünglich ein mittel-
bis grobkörniger Diabas (Dolerit) vorlag. Zum Teil sind noch die
regellos verteilten
Plagioklasleisten erhalten. Vergleichen Sie diesen Coronit hier mit dem
Åsby-Diabas,
insbesondere mit dem letzten Foto dort.
Die Granatcoronen sind nicht um jedes Pyroxenkorn ausgebildet. Wie auch
in den bisher gezeigten Gesteinen sind die Granate hier nur winzig. Ihre Größe liegt
meist bei
einigen Zehntelmillimetern. Bei stärkerer Vergrößerung sind sie zum Teil
bernsteinfarben, wasserklar und ausgesprochen hübsch.
Die dunklen Säume um die mattschwarzen Pyroxene bestehen aus Amphibol,
der nachträglich bei der Entlastung gebildet wurde. In diesem Gestein
ist mehr davon zu sehen als in den anderen Beispielen.
Dieses Geschiebe enthält außerdem Magnetit, so wie sein nichtmetamorphes
Vorläufergestein, der Diabas, auch. Ein Magnet bleibt am Stein haften.
Mafische Granulite und
Granatcoronite sind als Leitgeschiebe ebenso wie als seltene
Metamorphite interessant. Das Verbreitungsgebiet der Coronite macht
dabei nur einen kleinen Teil der Fläche aus, in der die mafischen
Granulite auftreten. Beide stammen teilweise nur aus kleinräumigen
Vorkommen von wenigen hundert Metern Ausdehnung. Manchmal sind es auch
nur meterbreite Gänge. Die Übersichtskarte auf dieser Seite ganz oben
gibt die vielen kleinen Vorkommen nicht wieder.
In Norddeutschland und im südlichen Dänemark sind diese Gesteine
regelmäßig zu finden.
Sie werden jedoch nur von dem erkannt, der
gezielt darauf achtet, braungraue, fein- bis mittelkörnige Gesteine
mit der Lupe auf den möglichen Granatgehalt hin zu
untersuchen. Wer nicht gezielt nach mafischen Granuliten sucht, wird
keinen finden, denn interessant sehen sie erst aus, wenn man sie in der
Hand hat.
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