Dieser Granit
ist Schwedens zweiter südlicher Rapakiwi.
Er zeichnet sich durch rotbraune große Alkalifeldspäte in einem
pyterlitischen Gefüge aus. Das bedeutet, daß die großen Kalifeldspäte
von kleineren Quarzen umsäumt werden. Diese Quarze haben eine starke
Tendenz zur Ausbildung ihrer idiomorphen Gestalt – sie zeigen eckige
Umrisse.
Das geographisch und geologisch nächstliegende Gestein, das ein
vergleichbares Gefüge hat, ist der Götemaren-Granit. Von diesen beiden
abgesehen finden sich so deutliche Pyterlitgefüge erst wieder im Osten
der Ålandinseln und auf dem finnischen Festland.
Das erste Bild zeigt eine Probe vom Westufer der
Insel Blå Jungfrun.
Sammlung Rybicki (Rosengarten):
 
Der Granit
kommt nur auf dieser Insel vor, die komplett aus diesem
Gestein besteht. Sie liegt zwischen der schwedischen Ostseeküste und der
Nordspitze der Insel Öland. Die gesamte Insel ist Naturschutzgebiet und
es ist dort nicht erlaubt, auch nur ein Handstück zu entnehmen. Aus
diesem Grund liegt mir besonders daran, das Gestein hier zu zeigen, da
es sich als Leitgeschiebe vorzüglich eignet, auch wenn es wegen des
kleinen Herkunftsgebietes selten sein dürfte.
Die hier gezeigten Proben
sind alle älteren Datums und wurden vor der Errichtung des
Naturschutzgebietes gewonnen.
Am Anfang des letzten Jahrhunderts wurde
der Granit auf der Insel als Werkstein abgebaut. Es besteht daher die
Möglichkeit, daß Sie diesem schönen Granit auf einem Friedhof in
Form eines Grabmals begegnen – oder eben im Geschiebe.
Die nächste Probe (im Ausschnitt, wie oben ein
polierter Schnitt) stammt aus der Sammlung des BGR in Hannover.
Foto: Werner Bartholomäus
 
Woran erkennt
man den Blå Jungfrun-Granit?
Das Gestein ist
ausgesprochen grobkörnig und besteht überwiegend aus rotem Alkalifeldspat
und Quarz. Ins Auge springt das schon erwähnte Pyterlitgefüge. Die
kleinen, eckigen Quarze, die die Feldspäte umsäumen, sind rauchig-dunkel bis
klar und haben kantige Umrisse.
Im Vergleich zum nicht weit entfernten Götemaren-Granit enthält dieses
Gestein Plagioklas in etwas größerer Menge. Zwar nicht sehr viel, aber
genug, daß man ihn leichter findet.
Der Plagioklas ist dunkelrotbraun und gern etwas streifig-fleckig. Er
wirkt so, als befinde er sich bereits in Zersetzung.
Die dunklen Minerale sind auch hier in der Minderheit.
Ausschnitt aus
der Probe oberhalb:
 
Das Gestein ist ohne jede Deformation.
Unterhalb ein Teil des obigen Ausschnitts mit Beschriftung.

Dieser Granit ist eigentlich
mit keinem anderen Gestein zu verwechseln.
Eventuell können sehr grobkörnige Formen des Götemar-Granits ähnlich
aussehen. Letzterer enthält aber in der Regel deutlich weniger (bis gar
keinen) Plagioklas und hat ein nicht so deutlich ausgebildetes
Pyterlitgefüge. Die idiomorphen Quarze im Götemaren sind dazu sichtbar
kleiner als im hier gezeigten Blå
Jungfrun.
Der Name der
Insel bedeutet übersetzt „Blaue Jungfrau“.
Sollten Sie
diesen Granit im Geschiebe finden, würde ich mich über eine Nachricht
freuen.
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