Wenn Geschiebe beim Bau verwendet werden, kann man davon ausgehen, daß sie
aus einer Kiesgrube in der Nähe stammen. Diese Geschiebe geben einen guten
Überblick über das Grundgebirge der näheren Umgebung (entgegen dem
Eisstrom). Denn anders als bei uns besteht in Skandinavien das Geschiebe
überwiegend aus Nahgeschiebe. (#952 -
Die Nummern, die in Klammern stehen, sind die Probennummern, die Sie in der
Karte wiederfinden.)
Die Zusammensetzung
des Steinhaufens bestätigte diese Vermutung. Es handelte sich praktisch
ausschließlich um Kristallin aus Småland. Wohin man auch schaute, überall
rote Granite. Es gab keine Sedimentärgeschiebe und fast nichts aus den
nördlicheren Teilen Schwedens wie zum Beispiel Dalarna. Selbstverständlich
keine Ostseegesteine, kein Feuerstein und auch fast keine Gneise. Die uns
vertraute Mischung aus verschiedenen, weit entfernten Gebieten ist nur
südlich der Ostsee zu finden. In Skandinavien sind die Transportwege der
Geschiebe kurz.
An unserem ersten Aufschluß stand ein Gabbro an. Die Stelle liegt beim
Ort Våmmesjön, südöstlich von Målilla (#943).
Das Gestein ist in zwei Anschnitten am Straßenrand leicht
zugänglich und zeichnet sich durch ein dunkles Gefüge aus, das von
grob bis feinkörnig reicht. Das helle Mineral ist, so wie in jedem Gabbro,
Plagioklas. Dazu kommen dunkle Minerale.

Straßenaufschluß |

Klüftung im Gabbro |

grobe Form |

feinkörniges Gefüge |
Insbesondere in den grobkörnigen Partien
befinden sich viele, teilweise mehrere Zentimeter große Biotitaggregate, die
für Gabbros eher ungewöhnlich sind.
Als eine mögliche Erklärung nennt Lindh (2002) die Vermischung mit einem
siliziumreichen Magma.
Da dunkle Gesteine
im Transskandinavischen Magmatitgürtel (TMG) nur eine untergeordnete Rolle
spielen, war es uns wichtig, wenigstens an einigen Stellen auch diese
Vertreter zu beproben. Der Gabbro von Våmmesjön war einer von drei mafischen
Vorkommen, die wir während der Reise aufsuchten.
Der nächste Aufschluß auf unserem
Weg nach Südosten lag knapp 5 km südöstlich von Mörlunda.
Dort
besteht das Grundgebirge aus einem überprägten Granit mit mäßig dunkler
Grundmasse, rötlichbraunen Feldspäten und etwas Epidot. Dieses Gestein gehört
zur Gruppe der älteren Granitoide des Oskarshamn-Jönköping-Gürtels
(#944).
Makroskopisch ist es Gestein ohne besondere Merkmale, wenn man von
reichlich Titanit bis zu 2 mm Größe absieht.
Knapp südlich davon führt die Straße wieder in den TMG.

Unser
nächster Aufschluß lag nördlich des Ortes Berga (#945).
Das Gestein dort ist
schon aus einigem Abstand als überaus stark deformiert erkennbar (links). Der
gesamte westliche Straßenrand besteht aus einem leicht spaltbaren,
schiefrigen, hellgrauen bis rötlichen Vulkanit (rechts).
Er ist feinkörnig, ohne größere Einsprenglinge und so stark geschiefert,
daß im Gelände eine Aussage über das ursprüngliche Gefüge nicht möglich
ist. Die geologische Karte weist das Gestein als sauren Vulkanit ("Smålandporphyr")
aus.
Etwa zwei
Kilometer weiter südlich, am Nordrand von Högsby, zeigt die Karte immer noch die gleiche Signatur.
Das Anstehende hat jedoch sein Aussehen komplett gewandelt. Am
Bahnübergang ist der Vulkanit dunkel, kaum deformiert und extrem hart.
Bei Högsby hielten wir kurz an einem Grabfeld der Wikinger und fuhren
dann durch Långemåla nach Värlebo.
Dort gibt es am Bahnübergang einen überaus sehenswerten Gang von
Påskallavik-Porphyr. (#950)
Wir waren uns einig: Allein für diesen Aufschluß hatte sich der Ausflug
schon gelohnt. Es ist einfach faszinierend, ein so auffälliges Gestein,
das wir alle vom Strand oder der Kiesgrube her kennen, endlich einmal im
Anstehenden zu sehen.

Westlich der Gleise:
der
kleine Aufschluß |

Nahaufnahmen müssen sein
- egal
wie mühsam |

Påskallavik-Porphyr mit
schönen Blauquarzen |

Bruchstücke des Porphyrs
als Xenolithe |
Der Porphyr von
Värlebo bildet das Innere eines mehrere Meter breiten, gemischten
Ganges,
der
außen aus einem feinkörnigen, leicht vergrünten, mafischen Gestein
besteht. In diesem mafischen Teil stecken dezimetergroße Bruchstücke des
Quarzporphyrs - (Bild rechts oben). Da diese Xenolithe, soweit
erkennbar, kantige Umrisse haben, muß der Quarzporphyr schon weitgehend
fest gewesen sein, als das dunkle Gestein eindrang. Leider lassen sich
weitere Einzelheiten nicht ermitteln, da am Aufschluß nur eine kleine
Fläche von einigen Quadratmetern frei liegt.
Erfreulicherweise regnete es an diesem Tag. So ließ sich die Oberfläche
des Quarzporphyrs gut fotografieren. Neben den Blauquarzen dominieren
die großen, hellen und gerundeten Alkalifeldspäte das Gefüge. Die
angewitterte Oberfläche des Ganges ist hellbraun bis rötlichbraun,
graufleckig und feinkörnig. Frische Teile dieses Quarzporphyrs zeigen
eine deutlich dunklere Färbung in der Grundmasse.
Der Aufschluß hat auf der gesamten freiliegenden Fläche einen schönen
Gletscherschliff, der zur Küste hin ausgerichtet ist.
Der Quarzporphyrgang in Värlebo ist nur einer unter vielen in Småland.
Porphyre vom Typ „Påskallavik“ sind in Småland an etlichen Stellen zu
finden und beschränken sich nicht auf die Umgebung von Påskallavik.
Diese Porphyre sind mit ihrem Gefüge aus gerundeten Alkalifeldspäten und
Quarzen bzw. Blauquarzen wichtige und leicht erkennbare Leitgeschiebe
für den Osten Smålands.
Unser nächstes Ziel lag an der Küste, unmittelbar nördlich von
Påskallavik.
(#951)
Dort
wurde vor einigen Jahren beim Straßenbau ein anderer
Gang der typischen Småland-Quarzporphyre angeschnitten.
Der Aufschluß liegt direkt am Abzweig von der E22. Dort ist an einer
senkrechten Feldwand ein Quarzporphyrgang mit einer Breite von mehreren
Metern zu sehen, der in roten, quarzreichen Smålandgranit eingebettet
ist. Auffällig ist an diesem Gang der feinkörnige Kontakt zum umgebenden
Granit. Auf den ersten Blick scheint es sich um einen abgeschreckten
Rand des eingedrungenen Porphyrs zu handeln. Eine Nachfrage ergab
jedoch, daß hier eine separate Intrusion mit rhyolitischer
Zusammensetzung angenommen wird. Damit wäre auch dieser Gang mehrphasig,
also aus verschiedenen Komponenten aufgebaut. Der eigentliche
Quarzporphyr, der den Hauptteil des Ganges einnimmt, ist zum Teil
eingeregelt, manche Einsprenglinge sind deformiert. Auch hier gibt es
Blauquarz.
Insgesamt ist das Gestein dieses Aufschlusses nicht ganz so hübsch wie
in Värlebo, dafür ist der Gang leicht zugänglich und in voller Breite
sichtbar.
Unmittelbar
nordöstlich von dieser Stelle befindet sich der Ort Vånevik (#949), der in der
Vergangenheit ein bedeutendes Zentrum der Steingewinnung und
-bearbeitung war. Die dort abgebauten und über die Ostsee verschifften
Granite waren unter anderem für Deutschland bestimmt. Eine kleine
Ausstellung auf dem Gelände des Steinhauermuseums („Stenhuggermuseet“)
zeigt Bilder aus der Blütezeit der Steingewinnung.
 Auf einigen Fotos kann man große
Mengen kunstvoll bearbeiteter Steine sehen, die zum Teil in deutsch
beschriftet sind. Ein Denkmalsockel trägt die Aufschrift „Errichtet von
Fürst und Volk 1890“.
Die beiden Bilder rechts und links zeigen Fotos aus dem Museum.
Heute ist von
der mit großem Aufwand betriebenen Steinbearbeitung fast nichts mehr zu
sehen. Die Mole, an der früher die Schiffe anlegten, ist ein Teil des
Badeplatzes. Vereinzelte Reste von soliden, schmiedeeisernen Klammern in
den Felsen geben einen Eindruck von der Qualität der damals errichteten
Verladehilfen.
Das dort anstehende Gestein ist der
typische, ostsmåländische Granit. (#948)
Sein Vorkommen ist nicht auf
die Küste beschränkt, sondern er findet sich auch weiter landeinwärts.
Schon auf dem Weg nach Vånevik zeigten etliche Straßenanschnitte das
gleiche Gestein. Der ostsmåländische Granit ist oft
kräftig rot, reich an Alkalifeldspat und führt regelmäßig, aber
keineswegs immer,
Blauquarz.
Alternativ ist der Quarz hellgrau bis weiß. Dieser Granittyp ist meist
arm an dunklen Mineralen, die, sofern vorhanden, meist aus Biotit
bestehen. Das Gefüge ist überwiegend mittelkörnig, wenig bis
mäßig deformiert und oft weitständig geklüftet. Smålandgranite liefern
deshalb auch große Geschiebe.
Die Granite in Småland sind von ihrer Genese her I-Typen mit einer
Tendenz zum A-Typ. Sie unterscheiden sich damit von den meisten anderen
Graniten, die einen sedimentär geprägten Ursprung (S-Typ) haben. Ein
Hinweis auf den primär magmatischen Ursprung ist der Gehalt an Titanit.
Die braunen und schlanken Kristalle (Bild links) sind mit der Lupe meist
gut erkennbar.
Oft
enthalten Smålandgranite zusätzlich feinkörnige und dunkle Xenolithe.
Nach einer
späten Mittagspause machten wir uns auf den Weg zum letzten Ziel an
diesem Tag, dem
Hummelnsee. Dieser See liegt nordwestlich von Oskarshamn.
Dort traf vor etwa 470 Millionen Jahren ein großer Meteorit das
Grundgebirge. Wir wollten versuchen, typische Impaktgesteine zu finden.
Das Ergebnis blieb leider ein wenig hinter unseren Erwartungen zurück.
Anders als beim Besuch des Miensees im Vorjahr ist die
Aufschlußsituation am Hummelnsee ziemlich schlecht.
So wie ganz Småland nach Osten hin mit einer zunehmenden Decke von
Glazialgeschieben überzogen ist, fanden wir auch das Gelände am
Hummelnsee vor. Eine dicht bewaldete Landschaft, die komplett mit
Findlingen und Geröll jeder Größe bedeckt ist. Dazu intensiver Moos- und
Flechtenbewuchs, der es eigentlich erfordert, von jedem Stein erst
einmal eine Ecke abzuschlagen, um einen Eindruck zu bekommen, was man da
vor sich hat. So etwas ist natürlich nicht praktikabel und daher
beschränkten wir uns auf das unmittelbare Seeufer im Südosten. Einige
der Brocken am Ufer zeigten in der Tat
kräftige Schlieren, die auf eine
Schmelze im Gefolge des Einschlages zurückzuführen sein könnten. Ebenso
fanden sich gerundete Xenolithe in diesen Gesteinen. Letztlich waren
jedoch die Gefüge unserer Fundstücke nicht so eindeutig, daß sie
zweifelsfrei als Impaktbrekzien oder -schmelzen zu identifizieren waren.
Der makroskopischen Bestimmung sind an dieser Stelle leider Grenzen
gesetzt.
Die Rückreise
fiel bereits in die Dämmerung. In Småland wird es Anfang Oktober
deutlich früher dunkel als in Hamburg. Bei bewölktem Himmel ist gegen
18:30 Uhr jede Geländearbeit zu Ende.
Zweiter Tag,
1. Oktober 2007
(Götemaren, Uthammar, Västervik-Fleckengestein, Loftahammar
Gneisgranit, Östergötland-Granit)
Am nächsten Tag
stellten die meisten von uns fest, daß der erste Ausflug anstrengender
gewesen war, als gedacht. Insbesondere das Zurichten der Handstücke
hatte eine deutliche Wirkung in der Muskulatur hinterlassen.
Wir brachen morgens nach
Osten auf, in Richtung Götemaren.
Ebenso wie an
allen anderen Tagen hielten wir unterwegs immer wieder an, um das
Anstehende kennenzulernen. Neben den Vulkaniten dominieren in Småland
die Granite und verwandten Gesteine des TMG. In aller Regel handelt es
sich um mittel- bis grobkörnige, meist rötliche oder rötlichgraue
Granite. Nach unserem Eindruck scheinen die rötlichen Formen im
Exkursionsgebiet in der Überzahl zu sein.
An diesem Morgen
passierten wir nordöstlich von Vena einen Straßenaufschluß mit
graurötlichem Smålandgranit, den wir, sozusagen zum Aufwärmen, zu
Handstücken verarbeiteten - jedenfalls einen Teil davon.
Weiter nach
Osten passierten wir die Kirche in
Tuna.
 Eine Tafel am Ortseingang
klärte uns darüber auf, daß hier das Geschlecht der „Hammarskjölds“
seine Wurzeln hat. Eine dort
gehißte, große Fahne warf Fragen auf. Zwar kannten wir einige der
lokalen und auch der historischen Fahnen Schwedens, aber wofür die
gelbrote Fahne mit der Krone im Kreuz stand, konnten wir nicht klären.
(Spätere Nachforschungen haben ergeben, daß es die Fahne
der schwedischen Kirche ist.)
Gegen Mittag
erreichten wir unser erstes Ziel, den Götemar-Granit. (#954) Seinen Namen hat
er vom Götemarensee, der inmitten des Massivs liegt.
Das Granitmassiv ist als rundliche Intrusion vor etwa 1,4- 1,5 Ga in das
Umgebungsgestein eingedrungen. Dieser Granit gehört zu den jüngsten
Gesteinen in der beschriebenen Gegend und wird zu den porphyrischen
Rapakiwis in Schweden gezählt. (mehr dazu
hier)
Am Südostrand des Götemarmassivs liegt das Örtchen Kråkemåla. Dort gibt
es mehrere Steinbrüche, von denen zur Zeit aber nur einer in Betrieb zu
sein scheint. Nach Anmeldung bei den Eigentümern fuhren wir in einen
kleinen, nördlich der Siedlung gelegenen Bruch. Unser Ziel war natürlich
vor allem, eine Probe dieses markanten und vollständig undeformierten
Granits zu gewinnen.
 
Außerdem hatten wir drei weitere Dinge im Blick.
Zum einen führt der Götemar-Granit das Mineral Fluorit (links), zum anderen gibt
es dort - ein ziemlich exotisches Detail - Spalten, die mit kambrischem
Sandstein gefüllt sind (rechts). Zum dritten enthält das Gestein, im Gegensatz zu
den anderen Smålandgraniten, Pegmatite.
Die violett
gefärbten, fluoritgefüllten Kluftflächen fanden wir sofort. Ebenso
mußten wir die mit verfestigtem Sediment gefüllten Spalten nicht lange
suchen. Inmitten der Massen an gebrochenem Gestein fanden wir sogar
verschiedene Ausbildungen. Der Sandstein ist grau bis gelblich, fein-
bis mittelkörnig und enthält hin und wieder einen nennenswerten Anteil
an rötlichen Fragmenten, vermutlich Alkalifeldspat.
 Teilweise ist der
Sandstein sehr kompakt und von quarzitähnlicher Festigkeit. Die Spalten
zeigten, soweit erkennbar, keine sichtbaren Verjüngungen, sondern
parallele Ränder, so daß sie offensichtlich mehrere Meter tief gewesen
sein müssen, als sie mit Sand gefüllt wurden. Rechts: Götemar-Granit mit
Sandsteingang.
Die Suche nach
einem schönen Pegmatit blieb, von einigen einzelnen, größeren
Alkalifeldspatkristallen abgesehen, leider erfolglos.
Unser nächster
Aufschluß lag nur wenige Kilometer südlich: der Granit von Uthammar (#955).
Die Ortschaft Uthammar liegt an der Küste, östlich von Figeholm. Dort
gab es, so wie in Vånevik, in der Vergangenheit einen intensiven
Granitabbau.
 Für unsere
Handstücke bedienten wir uns im alten, aufgelassenen Steinbruch am
Uthammarvägen, südlich des Ortes. Der Granit dort ist grobkörnig, hat
kräftig roten Kalifeldspat, wenig dunkle Minerale und reichlich weiße
bzw. hellgraue Quarze. Diese sind, im Unterschied zum eben beprobten
Götemar-Granit, fast durchgängig xenomorph.
Das folgende
Ziel führte uns, geographisch und geologisch, in eine andere Welt. Nach
mehr als einer Stunde Fahrt auf abenteuerlich gewundenen und engen
Küstenstraßen erreichten wir die Insel Skälö an der Ostküste, südlich
von Västervik. Dort stehen die Gesteine der Västervik-Formation an, die
sich aus Metasedimenten zusammensetzt. Mit einem Alter von etwa 1,9 Ga
gehören diese Gesteine zu den älteren innerhalb der svekofennischen
Provinz.
Unser Interesse
galt vor allem dem Västervik Fleckengestein. Es tritt in recht
unterschiedlichen Varianten auf: Als undeformierter Granofels ebenso wie
als Gneis mit gestrecktem und eingeregeltem Gefüge. Die Straße nach Skälö endet am Bootsanleger.
(#959)
Dort steht ringsum die graue Variante des Västervik Fleckengesteins an. Das Gestein ist dort über größere Strecken
ohne jede Zeichnung. Nur hin und wieder findet man darin dezimeterbreite
Partien mit den typischen, dunkelgrau-schwarzen Flecken. Diese Flecken
bestehen aus Cordierit mit eingelagertem, fein verteiltem Biotit.
Letzterer ist für die dunkle Farbe verantwortlich. Das lagenweise
Auftreten der Flecken spiegelt die ungleichmäßige Zusammensetzung des
Eduktes wider. Cordierit ist ein aluminiumhaltiges Silikat. Deshalb
konnten sich während der Metamorphose nur aus den tonhaltigen Schichten
inmitten der ansonsten sandigen Ablagerungen das Mineral Cordierit
entwickeln. Im reinen Sand fehlten schlicht die Zutaten für die
Neubildungen von Mineralen. Beim Anlegen der
Straße dort wurde
auch Fels gesprengt. Der dabei entstandene Abraum
liegt zum Teil im flachen Wasser und hier fanden wir auch die besonders
hübschen, rotschwarzen Varianten des Västervik-Fleckengesteins. Als
Leitgeschiebe ist es uns allen vertraut, jetzt hatten wir
die dazu
passenden Anstehendproben.
Inzwischen war
es später Nachmittag und die immer knapper werdende Zeit zwang uns
zunehmend zur Eile. Wir hatten noch drei Ziele vor uns und wir wollten
möglichst keines auslassen, vor allem nicht die folgende Attraktion: Wellenrippeln, die knapp 2 Milliarden Jahre alte sind.
Die Stelle, die
wir suchten, liegt südlich von Gamleby an der Ostseite der stark
befahrenen E 22 und ist ziemlich unauffällig (#960). Man kann leicht
vorbeifahren. Die einige
Dutzend Meter lange Wand zeigt die Wellenrippeln nur an
einigen Stellen.
Der plattig brechende Quarzit ist tektonisch überkippt und die Rippeln
liegen auf der Unterseite der Quarzitplatten.
Noch ein paar
Kilometer weiter nördlich schneidet die Straße eine weitere Formation
stark metamorphen Gesteins: den Loftahammar Gneisgranit (#961). De facto
handelt es sich um einen Augengneis. Auch er wird als Leitgeschiebe
betrachtet.
Die in der
Literatur beschriebenen Gefüge und andere Proben, die aus dem gleichen
Gebiet weiter östlich stammen, sind jedoch erheblich dunkler als das
Gestein an
der E 22. Unsere Probenstelle befand sich in einer Randlage,
bezogen auf die ganze Formation. Auch wenn dieser Aufschluß nicht genau
das typische Gefüge (rechts) lieferte, bekamen wir doch einen Eindruck von der
Bandbreite des Gesteins am Nordrand der Västervik- Metasedimente.
Auf dem Rückweg
nach Lönneberga beprobten wir noch einen völlig anderen Typ von
Smålandgranit. Dieser Straßenaufschluß zwischen Hummelstadt und
Blackstad war zwar nur einige Meter lang, aber der Granit dort enthält
einen der am intensivsten gefärbten Blauquarze in Småland (#962). Das Gestein
ist mittel- bis grobkörnig und enthält größere Kalifeldspateinsprenglinge. Dieser Alkalifeldspat ist dunkelbraun,
teilweise zoniert und weist am Rand rötlichen bis orangefarbenen
Feldspat auf. Solche
Alkalifeldspäte mit orangefarbenen Säumen
beschreibt Smed (2002) als ein typisches Kennzeichen des Kinda-Granits.
Zwar haben unsere Proben noch keine richtigen Augenringe, jedoch ist die
Verwandtschaft zu Smeds Leitgeschiebe gut erkennbar. In der Aufnahme
rechts läßt sich sehr schön läßt
der Titanit erkennen, der auch in diesem Granit zu finden ist (Ausschnitt
einer polierten Fläche).
Das Herkunftsgebiet
des Kinda-Granits liegt im nördlichen Småland und südlichem Östergötland.
Inzwischen war
es nach 18 Uhr und die schnell zunehmende Dunkelheit verschaffte uns
einen zwar willkommenen, trotzdem aber etwas verfrühten Feierabend.
Eigentlich war noch die Beprobung eines rötlichgrauen Smålandgranits an
der Straße nach Mariannelund geplant, aber im Dunkeln war daran
natürlich nicht mehr zu denken.
Am Abend
beschlossen wir, das Programm des nächsten Tages etwas zu kürzen und die
letzten Aufschlüsse erst auf dem Weg nach Hause, also am übernächsten
Tag zu besuchen.
Dritter Tag,
2. Oktober 2007
(Lönneberga-Lapillituff, Järeda-Granit, Orbiculit von Slättemossa,
Skarn bei Sunnerskog, Metakonglomerat von Holsbybrunn, Ignimbrit von
Idekulla)
Die Anfahrt zu
unserer ersten Probenstelle betrug gerade mal einige hundert Meter.
Südlich vom „Lönneberga Vandrarhem“, mitten im Ort, befindet sich an der
Hauptstraße eine etwa 100 m lange
Felswand von wenigen Metern Höhe
(#965).
Schaut man sich dort die angewitterten Oberflächen an, sieht man, daß
der Fels komplett aus kleinen Bruchstücken in einer feinkörnigen
Grundmasse besteht. Es handelt sich um den „Lönneberga-Porphyr“. Dabei
handelt es sich um ein vulkanisches Gestein, einen Lapillituff.
Als „Lapilli“
(italienisch: „Steinchen“) bezeichnet man Gesteinsbruchstücke
vulkanischen Ursprungs, deren Größe zwischen 2 mm und 64 mm liegt.
Kleinere Bruchstücke sind vulkanische Aschen, größere werden als Bomben
und Blöcke bezeichnet.
Die kleinen,
eckigen Gesteinsbruchstücke in diesem Gestein sind durch eine
feinkörnige bis dichte Grundmasse miteinander verkittet. Außerdem
enthält die Grundmasse nicht wenige einzelne Feldspäte, die teils
kantig, teils zerbrochen sind. Sie sind jedoch nur auf einer frischen
Bruchfläche gut zu erkennen. Einige der reflektierenden Feldspäte zeigen
gut erkennbare polysynthetische Zwillingsstreifen. Es handelt sich also
um Plagioklase.
Der
Lönneberga-Porphyr ist kein Porphyr im üblichen Sinne, der bei der
beschleunigten Abkühlung einer magmatischen Schmelze entsteht. Sein
Äußeres gleicht zwar manchen Porphyren, jedoch handelt es sich hier um
pyroklastisches Material. Das gesamte
Gestein ist eine verfestigte, vulkanische Auswurfmasse. Für deren
Entstehung sind quarzreiche, zähflüssige und explosive Magmen
verantwortlich. Dieser Vulkanit fügt sich daher nahtlos in die
umgebenden Gesteine im mittleren Småland ein. Die meisten der Gesteine
dort sind hell, quarzreich und eine beträchtliche Anzahl von ihnen zeigt
ignimbritische Gefüge. Sie sind also aus Glutwolken in der unmittelbaren
Nähe von Vulkanen entstanden.
Interessant ist
der Vergleich des Anstehenden mit den Abbildungen in der
Geschiebeliteratur (Zandstra, Smed). Die abgebildeten Gesteine weisen
zwar eine gute Ähnlichkeit auf, jedoch zeigte der gesamte Aufschluß ein
farblich etwas abweichendes Gefüge. Der Lönneberga-Porphyr ist im Ort
Lönneberga überwiegend braungrau getönt, während die in der Literatur
abgebildeten Gesteine eine mehr grauschwarze Grundmasse zeigen.
Dunkelgraue Gefüge kamen in unserem Aufschluß auch vor, jedoch nur am
Rande. Sehr wahrscheinlich gibt es weitere Vorkommen in der Umgebung.
Bei dieser
Gelegenheit zeigte sich außerdem erneut, daß manche Details in
Vulkaniten am besten auf angewitterten Flächen zu erkennen sind. Die
Bleichung der Oberflächen führt dazu, daß einzelne Komponenten
deutlicher voneinander zu unterscheiden sind. Neben den Bruchstücken im
Lönneberga-Porphyr trifft das ganz besonders auf Ignimbrite zu. Die
schönsten Ignimbrite sind leicht angewittert und man tut gut daran, sie
einfach so zu lassen, wie man sie findet.
Für die
nächsten Ziele schlugen wir eine südwestliche Fahrtrichtung ein. Auf dem
Weg zum exotischsten aller Gesteine, dem Kugeldiorit von Slättemossa,
durchquerten wir das Gebiet des Järeda-Granits. Wir nutzen die
Gelegenheit und hielten mehrmals an um Proben zu nehmen.
(#964)
Auf diese Weise
konnten wir die allmähliche Veränderung des Gefüges in einer
ausgedehnten Gesteinsmasse nachvollziehen. Der Järeda-Granit ist ein
gutes Beispiel für ein Leitgeschiebe, das zwar ein markantes und
unverwechselbares Gefüge hat, dessen Vorkommen aber nicht scharf
umrissen und genau eingrenzbar ist. Vielmehr entwickelt sich das
typische Gefüge allmählich aus dem Umgebungsgranit, um nach und nach
alle Merkmale des Leitgeschiebes zu zeigen.
Der
Järeda-Granit ist ein leicht zu erkennendes und regelmäßig im Geschiebe
enthaltenes Leitgeschiebe. Er zeigt blaßrote bis rosabeige
Kalifeldspäte, die zum Teil gerissen und von dünnen Strähnen aus
Hornblende durchzogen sind. Der Plagioklas ist in der Minderheit und
meist blaß. Umrahmungen der Alkalifeldspäte kommen vor.
Das Gefüge ist manchmal leicht deformiert, gelegentlich sind Ansätze von
Augenbildung bei den Alkalifeldspäten erkennbar.
Ein Teil des Järeda-Granits enthält schöne Blauquarze. Es gibt aber auch Varianten
mit weißem bzw. hellgrauem Quarz. Das dunkle Mineral im Gestein ist
Amphibol, was eigentlich untypisch für Småland ist. In der Regel
enthalten die Smålandgranite Biotit.
Die meisten
Järeda-Geschiebe wird man an den typisch gefärbten, schwarz durchäderten
Feldspäten und den mehr oder weniger blauen Quarzen erkennen.
Das
Ursprungsgebiet liegt in etwa im Raum Mariannelund / Hultsfred /
Järnforsen.
Unsere erste
Probe auf dem Weg nach Süden nahmen wir nordöstlich von Pauliström. Dort
steht ein kräftig roter Smålandgranit an, der zwar Blauquarze enthält,
ansonsten aber noch kein typischer Järeda-Granit ist. Etwa 2 km südlich von
Pauliström sieht das Gestein schon verändert aus und noch ein Stück
weiter südlich beginnt das typische Järeda-Gefüge. Einzelne Partien
zeigen
dort eine schwache Tendenz zum Augengneis. Die Ansicht, die das
Gestein bietet, hängt dann auch von der Blickrichtung ab. Spaltet man
den Granit in der angedeuteten C-Fläche, so schaut man auf die dunklen
Minerale, die den Bruch erleichtert haben. Das Gestein wirkt dunkler als
beim seitlichen Blick auf das gleiche Stück.
Noch weiter
südlich, direkt in Järnforsen, ist der Granit noch grobkörniger

(Die
Bilder hier rechts zeigen die Probe vom westlichen Ortsrand
in Järnforsen,
#966). Der
reichlich vorhandene Quarz ist hier grau, das Gestein ist mäßig deformiert.
Bei dieser Gelegenheit erhellte sich uns auch die Quelle des Namens.
Direkt südlich von Järnforsen liegt der kleine Ort „Järeda“ bzw. die
alte Kirche von Järeda. Wieder was gelernt!
Inzwischen hatte
ein etwas lästiger Nieselregen eingesetzt. Das machte die Entscheidung
leichter, für den nächsten Ausflug Gummistiefel zu benutzen. Es stellte
sich auch sofort als nützlich heraus, denn der Orbiculit von Slättemossa
liegt in einem leicht sumpfigen Waldgelände (#979). Man erreicht zwar auch ohne
Stiefel das Gestein, aber trockenen Fußes nur den einen der beiden
Aufschlüsse. Der zweite, der etwa 50 m südlich gelegen ist, war
teilweise von sumpfigen Stellen umgeben.
Es ist hier aus
Platzgründen nicht möglich, auf die Genese und die Besonderheiten der
Kugelgesteine einzugehen. (Weitere Erläuterungen
hier) Ein Besuch in Slättemossa ist auf jeden Fall angeraten, wenn
man es irgend einrichten kann. Dieser Gesteinstyp ist extrem selten. In
ganz Schweden ist er in so schöner Ausbildung nur an dieser einen Stelle
zu finden.
Die Anfahrt ist
inzwischen dank eines großen Schildes an der Straße („Klotgranit“)
ziemlich einfach. Wenn man dann noch den durch das Schild
vorgeschlagenen Trampelpfad ignoriert und 100 m weiter südlich den
Waldweg benutzt, kann man sich den Kampf mit dem Unterholz ersparen und
erreicht das Gestein unzerkratzt.
Der Kugeldiorit in Slättemossa ist ein geologisches Denkmal und steht
unter Schutz. Jeder Hammer muß im Auto blieben! Es ist dagegen sehr
sinnvoll, einen harten Besen mitzunehmen. Der Orbiculit wird von Nadeln
und Moos schnell zugedeckt. Wenn man die Oberfläche abfegt, sieht man
deutlich mehr. (Für diesen Hinweis ein Dank an Professor Vinx!)
Unser Weg führte
zurück über Järnforsen nach Westen in Richtung Holsbybrunn. In Alseda
bogen wir nach Südwesten ab und erreichten die ehemalige Kupfergrube von
Sunnerskog (#967). Das für uns interessante war dabei nicht das ehemalige
Kupfer- und Wolframerz, sondern das eigentliche Lagerstättengestein:
Skarn.
Ein Skarn ist
ein durch Lösungstransport kontaktmetamorph überprägter Kalk.
Aufsteigende magmatische Schmelzen saurer Zusammensetzung können die
Skarnbildung auslösen, an deren Ende der Kalk abbauwürdige Mengen an
Erzen enthalten kann. Zusätzlich kommt es zu durchgreifenden
Mineralneubildungen. Typische Skarnminerale sind Granat,
Diopsid-Hedenbergit (Pyroxene), Ca-reiche Amphibole, Epidot und Quarz. Skarne sind
selten, denn es handelt sich immer nur um kleinräumige Bildungen.
Da wir gern einmal einen Skarn sehen und beproben wollten, war die
Enttäuschung nach unserem Eintreffen an der aufgelassenen Grube ziemlich
groß. Von etwas Granat und dem geschieferten Umgebungsgestein abgesehen
konnten wir um den eingezäunten Schacht herum nichts Besonderes
entdecken. Jeder Test mit Salzsäure fiel negativ aus. Das änderte sich,
als wir hangabwärts die alte Halde des Bergwerks untersuchten. Nachdem
die ersten Brocken zerlegt waren, wurden höchst interessante Sachen
sichtbar: Bunt gestreifter Kalk, zentimetergroße, grüne Pyroxene, dazu
gelbbraune, idiomorphe Granate neben amorphem, braunrotem Granat und
sekundäre Kupferminerale wie Malachit
und Azurit. Diese Funde hatten
eine elektrisierende Wirkung auf uns alle.

Binnen kurzem war jeder mit
der Demontage von Haldengestein beschäftigt. Da wir uns Zeit lassen
konnten, hat wohl auch jeder einige schöne Stücke gefunden. Die enorme
Vielfalt an Gefügevarianten war beeindruckend. Der Skarn ist
ausgesprochen bunt und es ist nicht möglich, zwei Handstücke zu
schlagen, die gleich aussehen. Das Bild rechts zeigt einen Grossular,
einen kalziumbetonten Granat.
Für die Geschiebekunde heißt das, daß ein
Skarn im Geschiebe nur als Kalk erkannt werden kann, der ungewöhnliche
Minerale wie Granat, Pyroxen bzw. Amphibol, Epidot oder auch Quarz
enthält.
Ein Leitgeschiebe kann dieses Gestein wegen seiner Inhomogenität nicht
sein.

Doch zurück zu
unserer Exkursion. Nur wenig westlich der Grube von Sunnerskog
liegt der
Ort Holsbybrunn. Dort gibt es auf dem Gelände der Volkshochschule eine
flach geneigte, etliche Quadratmeter große Felsfläche mit
Gletscherschliff (#968).
Wir hofften, dort ein metamorph überprägtes
Konglomerat zu finden. Die Oberfläche des Felsens war jedoch komplett
von dunklen Flechten überzogen und zeigte keine Einzelheiten. Erst als
wir am Rand ein wenig den lehmigen Boden beiseite räumten, kam ein
interessantes Gefüge zum Vorschein. Abgerundete und länglich
deformierte, parallel ausgerichtete Einschlüsse unterschiedlicher
Gesteine. Mit Hilfe von zwei Eimern Wasser und einer Bürste konnten wir
ein kleines Stück Oberfläche so weit säubern, daß erste Einzelheiten zu
erkennen waren. Ganz offensichtlich war hier ein ausgedehntes und grobes
Konglomerat deformiert worden. Die gerundeten Klasten bestehen aus
mehreren Gesteinssorten. Helle, feinkörnige Typen scheinen jedoch
gegenüber einzelnen, dunklen Geröllen zu überwiegen.
Für mehr Einzelheiten hätte man allerdings eine größere Fläche gründlich
säubern müssen, wofür uns die Voraussetzungen fehlten.
Außerdem liegt der Aufschluß auf privatem Grund, so daß wir uns mit
einigen Fotos begnügten.
Wir versuchten
anschließend, in der Nähe einen weiteren Aufschluß dieses
Metakonglomerats zu finden, jedoch ohne Erfolg. Zwar gibt es am
westlichen

Ortsrand von Holsbybrunn hinter einem Industriegelände einen
größeren Anschnitt, dort steht jedoch nur ein feinkörniger, dunkler,
glimmerführender Schiefer (Phyllit) an. Beide Gesteine, Schiefer und
Metakonglomerat, sind Teil des bereits erwähnten Oskarshamn-Jönköping-Gürtels und Vertreter der dortigen metamorphen
Sedimentgesteine.
Wir fuhren
weiter nach Norden, zurück zu den Vulkaniten des TMG. Nördlich vom See
„Lilla Bellen“ gibt es mitten im Wald ein paar kleine Felsen, die von
einem ausgesprochen schön gezeichneten Ignimbrit gebildet werden (#978).
Dieser Ignimbrit (beim Ort Idekulla) ist rötlich und dunkel gestreift und gehört zu
den wenigen in Småland, deren Gefüge wirklich gut erhalten ist.
Beim Versuch,
kleine Handstücke herzustellen, zeigte sich allerdings wieder einmal,
daß sich harte und splittrig brechende Vulkanite nur mühsam formatieren
lassen. Ihr Verhalten kann man einfach nur als widerspenstig bezeichnen.
Unser dritter
Tag war damit im wesentlichen abgeschlossen. Zwar versuchten wir noch,
einen nur vage bekannten Porphyr bei Mariannelund zu finden, jedoch war
dafür nicht genügend Zeit. Es wurde wieder einmal zu schnell dunkel und
wir mußten die Suche im Gelände abbrechen.
Letzter Tag,
3.Oktober 2007
(Kissenlava, Hörnebo Schiefergrube, Gabbro von Inglamåla)
An unserem
Abreisetag besuchten wir auf dem Weg in Richtung Heimat noch drei
Aufschlüsse.
Alle drei befinden sich südwestlich von Vetlanda. Zum Teil
gehören sie noch zum Oskarshamn-Jönköping-Gürtel, zum Teil liegen sie
knapp südlich davon.
Das erste Ziel
befand sich wieder mitten im Wald und wäre ohne Navigationshilfe nur
sehr mühsam zu finden gewesen (#973). Ein kleiner, bemooster Hügel aus einem,
gemessen an der geologischen Umgebung, sehr fremden Gestein. Der dunkle
Fels besteht aus einer mäßig verformten, aber
 
gut erkennbaren Kissenlava. Wir standen also plötzlich mitten in Småland auf einem mehr
als 1,8 Milliarden Jahre alten Ozeanboden. Genauere Untersuchungen dieses Gesteins in
der Vergangenheit haben gezeigt, daß es sich um einen Basalt aus einer
ozeanischen Spreizungszone handelt (MORB – Mid-Ocean Ridge Basalt).
Gesteine wie dieses haben dazu beigetragen, den Oskarshamn-Jönköping-Gürtel als ein Gebiet zu erkennen, das eine eigene
Entwicklung durchlaufen hat und innerhalb Smålands eine Sonderstellung
einnimmt. Die Kissen sind auf dem Bild rechts markiert.
Ein Dank geht an
dieser Stelle noch an den Unbekannten, der mitten im Wald den Fels zum
Teil gesäubert und damit das wesentliche, nämlich die Umrisse der
Lavakissen, erst sichtbar gemacht hatte.
Etwas weiter
südöstlich, im Ort Hörnebo, besuchten wir danach noch kurz die ehemalige
Schiefergrube, genauer gesagt, deren Halde (#974). Das dort früher abgebaute
Gestein ist tektonisch so stark ausgewalzt worden, daß es trotz seines
vulkanischen Ursprungs dünnplattig bricht und als Dachschiefer verwendet
wurde. Auch dieser Schiefer war ursprünglich einmal ein Ignimbrit. (Bild
rechts unterhalb.) Davon
ist jedoch wegen der starken Deformation praktisch nichts mehr zu
erkennen. Allenfalls ist die rötliche Verfärbung, die sich oft bei
alterierten Vulkaniten findet, ein Hinweis auf die Natur
dieses Steins. Nicht unerwähnt bleiben soll die Grube
selber. Von oben hat man einen guten Blick in die Tiefe. Die
senkrechten, eng stehenden Wände bieten ein beeindruckendes Bild.
Unser letztes
Ziel lag in der Nähe von Inglamåla, 2 km südlich von Hörnebo. Dort ist
ein weiteres mafisches Gestein aufgeschlossen, wiederum ein Gabbro (#976).
Verglichen mit unserem ersten war dieser hier extrem fest. Es kostete
große Mühe, auch nur kleine Stücke zu gewinnen. Der Gabbro dort ist
feinkörnig und besteht überwiegend aus dunklen Mineralen und nur wenig
erkennbarem Plagioklas. Der Magnetitgehalt dieses Gesteins ist groß
genug, einen Magneten festzuhalten (Bild links).
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Leider mußten
wir nach diesem Aufschluß nun wirklich aufhören. Auch wenn wir uns im
tiefen Süden von Schweden befanden, lagen noch etwa 700 km Rückreise vor
uns. Dazu kamen dann noch die Heimwege der einzelnen Teilnehmer, die zum
Teil bis aus Mecklenburg angereist waren. |
Alles in allem
war unsere Exkursion eine voller Erfolg. Ziemlich anstrengend, aber sehr
interessant.
Die Bilder auf dieser Seite
stammen von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe "Kristalline Geschiebe".
Alle Rechte daran bleiben vorbehalten. Kopien nur nach schriftlicher
Anfrage, siehe Impressum.
Literatur:
Lindh: The southern
part of the Transscandinavian Igneous Belt,
European Journal of
Mineralogy, Vol. 14, 2002
Smed / Ehlers: Steine
aus dem Norden, Bornträger Verlag 2002
Vinx:
Gesteinsbestimmung im Gelände, Elsevier 2005
Zandstra:
Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys 1999
Matthias
Bräunlich, Oktober 2007
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