Bottensee-Porphyre (auch
"Bottenmeer-Porphyre" genannt) stammen aus dem Seegebiet nördlich von
Åland. Ihr Herkunftsgebiet liegt unter Wasser und es gibt nicht viele
Möglichkeiten,
Porphyre aufzutreiben, die "sortenrein" aus der Bottensee stammen.

Man muß nach Åland
oder nach Südwestfinnland fahren und dort im
Geschiebe suchen.
Beide Landschaften liegen, der Gletscherbewegung der Eiszeiten folgend,
dem Anstehenden am nächsten. Demgemäß findet man dort die meisten dieser
Porphyre. Im südwestlichen Küstengebiet von Finnland kann man diese
Gesteine bis etwa in Höhe von Pori finden.
Allerdings sind diese Porphyre weder in Finnland noch auf Åland häufig.
Sie
machen immer nur einige wenige Prozent innerhalb des dortigen Geschiebes aus.
Alle hier
vorgestellten Porphyre
habe ich auf
Åland
mehrfach im Geschiebe gefunden.
Dabei macht ein einziger Typ einen besonders großen Anteil innerhalb
dieser Gruppe aus, nämlich der Albitfelsit-Porphyr. Wegen seines auffälligen Gefüges und
des, innerhalb der Bottenmeer-Porphyre, relativ häufigen Auftretens,
stelle ich ihn separat vor.
Seine
Beschreibung finden Sie auf der nächsten Seite.
Es gibt verschiedene Gefügetypen, die offensichtlich eine
Entwicklungslinie von kaum differenziert (Albitfelsit-Porphyr) über
Formen mit nur einer Einsprenglingssorte zu reichhaltiger entwickelten
Typen (zwei Feldspäte plus Quarz)
nachzeichnen.
In der Literatur sind verschiedene Typen namentlich eingeführt. Sie
erhielten Ihre Namen von HAUSEN (1912), ESKOLA (1934) und HESEMANN
(1939).
Die Einteilung erfolgte hauptsächlich über den Bestand an
Einsprenglingen und den vorhandenen oder fehlenden Quarzen. Benannt wurden
sie nach Fundorten bzw. haben nur Nummern.
Ich zeige hier unterhalb einige der häufigeren Porphyre, ohne diese in
die Namensgruppen von Hesemann einzuordnen. Für dieses Vorhaben brauche
ich noch mehr Proben.
Das erste
Geschiebe
stammt von der Hauptinsel Ålands.
Typisch für alle Bottenmeer-Porphyre
ist die dichte und zähe Grundmasse. Oft ist sie schlierig und
ungleichmäßig gefärbt. Es scheint jedoch keine Ignimbrite darunter zu
geben. Die Schlieren sind offensichtlich nur Farbschwankungen in der Grundmasse (pers.
Mitteilung VINX).
Die Bottenmeer-Porphyre sind auffällig hart und brechen splittrig.

Das Gestein enthält wenige Einsprenglinge und kaum Quarz.
Die Grundmasse ist braunschwärzlich und schlierig gefärbt.
Die nächsten
beiden Porphyre enthalten etwas rötlicher gefärbte
Feldspateinsprenglinge und etwas mehr Quarz. Die Quarze sind die
weißlichen, gerundeten Körner.
 
 
Etliche der
Bottensee-Porphyre haben nur mäßig viele Einsprenglinge, so wie dieser
oberhalb.
Die rötliche, manchmal orangerote Farbe der Kalifeldspäte ist
charakteristisch für einen großen Teil dieser Gesteine. Dazu kommt bei
den hier gezeigten Gefügen reichlich Quarz, meist in Form gerundeter
Einsprenglinge von hellgrauer Farbe, die auch ohne Lupe leicht zu
erkennen sind.
Die schlierige Grundmasse ist braungrau bis
grünlich gefärbt.
Alle diese Porphyre sind ausgesprochen zähe, also schwer zu bearbeitende
Gesteine.
Trotz der großen Entfernung findet man Bottensee-Porphyre auch bei uns
im Geschiebe.
Das nächste Stück stammt von der Ostsee (Weißenhäuser
Strand).

Auch das nächste Geschiebe stammt aus Norddeutschland und zwar aus
der Kiesgrube in Vastorf bei Lüneburg.
 
Unten sehen Sie einen Ausschnitt vom Bild oben:
Typisch sind die eher locker verteilten Einsprenglinge. Hier sind gut
erkennbar zwei
Sorten von Feldspäten enthalten: fast weiße und
rötlich-orange gefärbte.
Eine Bruchfläche habe ich an diesem Stück nicht, kann also nicht mit
Sicherheit sagen,
um welche Feldspäte es sich jeweils handelt. Die rötlichen sind sehr
wahrscheinlich
Alkalifeldspäte, die weißen können, müssen aber nicht, Plagioklas sein.
Auch hier ist wieder reichlich Quarz vorhanden, der aber wegen seiner
grauen Farbe nicht
auffällt. Ich habe einige Quarze mit einem Pfeil markiert.
 
Die nächsten Stücke stammen wieder aus Aland:
Dieser Stein ist recht arm an Einsprenglingen, wiederum fallen die
orangeroten
Feldspäte und die viele Quarze auf.
 
Das nächste Geschiebe hat eine helle, grauschlierige Grundmasse mit
kleinen Mandeln.
Dazu einige gerundete Quarze. Die Probe stammt aus der Nähe des Campingplatzes
Notviken auf Åland.
 
Von der gleichen Probe zeigt das nächste Bild die Bruchfläche.
Es ist ein ausgesprochen sehenswerter Porphyr. Die Quarze sehen auf der
angefeuchteten Fläche sehr dunkel aus. Einige sind mit Pfeilen markiert.
 
Verwechselungsmöglichkeit:
Es gibt einen braunen Bottensee-Porphyr, der dem brauen
Ostsee-Quarzporphyr recht ähnlich sieht. Letzterer kommt ebenfalls aus einem Unterwasservorkommen, das
südöstlich von Stockholm / nördlich von Gotland in der Ostsee liegt.
Der auffälligste Unterschied zwischen beiden Gesteinen besteht in der
Menge der Einsprenglinge. Der braune Bottensee-Porphyr hat deutlich
weniger davon als der braune Ostsee-Quarzporphyr.
Das letzte Bild zeigt den braunen Bottensee-Porphyr. Auch dieser stammt
als Nahgeschiebe von der Insel
Åland.
 
Literatur zu
dieser Gesteinsgruppe.
Außer HESEMANNs "Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen" ist
ESKOLAs Schrift "Über die Bottenmeerporphyre" unbedingt lesenswert,
zumal sie in deutsch erschien (Helsinki 1934).
Weiter wäre noch HAUSEN (Fennia 31, 1912) zu erwähnen.
Die meisten Bilder und Beschreibungen finden Sie jedoch in
ZANDSTRAs "Platenatlas van noordelijke kristallijne gidgesteenten",
Leiden 1999.
(Die
Gesteinsbeschreibungen dieses Buches sind seit 2008 als private
Übersetzung von Frau Wilske aus Flensburg erhältlich.
Mehr dazu finden
Sie hier.)
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