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  Götemar-Granit:
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Dieser grobkörnige und  porphyrische Granit besteht überwiegend aus Kalifeldspat und Quarz. Das Gestein enthält nur sehr wenige dunkle Minerale.
Dieser Granit ist einer der beiden südschwedischen Rapakiwis.
Das sieht man aber erst auf dem zweiten Blick. Den einzigen Hinweis liefern die Quarze, die eine Tendenz zur idiomorphen Ausbildung haben und sich zum Teil auffällig um die großen Kalifeldspäte gruppieren. Ein solches Gefüge bezeichnet man als pyterlitisch.


Das Bild zeigt einen polierten Schnitt durch den Götemar-Granit,
anstehend im Steinbruch Kråkemåla am Ostrand des Plutons (Karte: #461).

Der Götemar-Granit ist nach einem See (Götemaren) benannt, der innerhalb des Anstehenden liegt. Der See und das Gestein befinden sich an der småländischen Ostseeküste, etwa 20 km nördlich von Oskarshamn, beim Ort Misterhult.

Der Granit ist von satter rotbrauner Farbe. Dazu kommt reichlich Quarz von hellgrauer bis rauchbrauner Farbe. Plagioklas fehlt fast vollständig. Er ist nur ab und zu in rötlichen oder blaßgrauen Einsprenglingen aufzufinden, in ganzen Gesteinspartien fehlt er völlig.
Im oberen Bild ist rechts unten ein Saum um einen einzelnen Kalifeldspat zu erkennen. Dabei handelt es sich nicht um Plagioklas als Saummineral. Hier ist Alkalifeldspat um Alkalifeldspat gewachsen. Der Götemar-Rapakiwi hat keine richtigen Plagioklassäume um die Kalifeldspäte wie andere Rapakiwis. Allerdings habe ich die Umrandungen, die oben zu sehen ist, hin und wieder gefunden.
Es gibt einige Blauquarze in diesem Granit. Schaut man genau hin, zeigt sich ein Kranz aus farblosen bis rauchgrauen Quarzen, die den Kern aus Blauquarz umwachsen haben. Es gibt also die typischen zwei Generationen von Quarzkörnern. Etliche der kleineren, teilweise kantigen Quarze sitzen in den Feldspäten.



Damit haben wir ein recht ungewöhnliches Gefüge vor uns: Es handelt sich um einen Ein-Feldspat-Granit, einen Hypersolvusgranit. Diese Bezeichnung bezieht sich auf das Phasendiagramm, in dem die Ausscheidung von Mineralen (in diesem Fall der Feldspäte) während der Abkühlung der Gesteinsschmelze abgebildet wird. In diesem Diagramm gibt es eine Linie – den Solvus - der die Mischungslücke der Feldspäte begrenzt.

Gewöhnlich findet die Feldspatbildung unterhalb der Solvuslinie statt – es entwickeln sich zwei Feldspäte: Alkalifeldspat und Plagioklas.
In sehr heißen und wasserarmen Graniten kann es bereits frühzeitig und bei sehr hohen Temperaturen (über 800°) zur Kristallisation von Feldspäten kommen. Dann bildet sich nur ein Feldspat, der alle Komponenten enthält.
Wegen der Kristallisation oberhalb der Solvuslinie werden solche Granite auch als Hypersolvusgranite bezeichnet: abgeleitet vom griechischen „hyper“(= über, oberhalb).
Wesentliches Kriterium für die Feldspatausscheidung ist der Wassergehalt im Granitmagma. Wenn dieser sehr niedrig ist und das Granitmagma sehr heiß, dann beginnt die Feldspatausscheidung wesentlich früher als bei normalen Graniten. Diese frühe Kristallisation unter erhöhten Temperaturen erlaubt dann den Einbau aller Feldspatkomponenten in einem einzigen Kristall. Das Ergebnis ist ein Gestein wie dieses, in dessen Feldspäten die sonst getrennten Alkalifeldspäte und Plagioklase vereint sind.

Hier folgt die Bruchfläche des gleichen Gesteins. Achten Sie auf die kleinen idiomorphen Quarze, die teilweise in den Feldspäten stecken.



Die nächste Probe stammt ebenfalls aus dem Götemarmassiv, allerdings aus dem westlichen Teil. Auf der Karte unten ist es die Probe #460.



Auch hier der Ausschnitt:.

Insgesamt gibt es im Götemarmassiv vier Gefügetypen: Grobkörnig, mittelkörnig und feinkörnig sowie ein porphyrisches Gefüge. Mit Abstand überwiegt der hier gezeigt grobkörnige Typ.
Die Verteilung der Varianten innerhalb des Anstehenden sehen Sie auf der folgenden Karte.

 

     

Die Karte zeigt sehr schön den rundlichen Umriß des Granitmassivs. Allein das ist ein deutlicher Hinweis auf eine Intrusion, die nachträglich in bereits konsolidiertes Umgebungsgestein stattgefunden hat.
Die Karte wurde von mir umgezeichnet. Sie stammt aus dem sehr lesenswerten Text:
"The Götemar massif in southern Sweden: A recognaissance survey" von Peter Kresten und Jan Chyssler.
Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar, Vol. 98, pp. 155-161, Stockholm, 1976.

Die Autoren betonen, daß es sich bei diesem Pluton um ein Beispiel der Platznahme eines weitgehend fertig auskristallisierten Granitplutons handelt. Innerhalb des Götemar-Granits gibt es keine Deformationen. Der gesamte Pluton mit seinem rundlichen Umriß scheint als fertiger Körper aufgestiegen zu sein.

Eine weitere Besonderheit, auf die mich R. VINX aufmerksam machte, sind vereinzelte Pegmatite in diesem Granit. Die gewöhnlichen Smålandgranite enthalten keine Pegmatite.
Auf dem Gelände des Steinbruchs in Kråkemåla gibt es außerdem mehrfach sehr schöne Spaltenfüllungen mit violettem Flußspat. Es kann also durchaus sein, daß dieser Granit im Geschiebe einzelne Flußspateinsprenglinge oder größere Mengen violetten Minerals enthält.

Der Götemar-Granit wird als Werkstein verwendet, da er sehr gut polierbar ist.
Daher können Sie dieses Gestein auf einem Friedhof wiederfinden. Der Handelsname ist „Gotenrot“. Allerdings nehmen es Steinhändler mit der Herkunft ihrer Steine gelegentlich nicht so genau. Möglicherweise sind aus Småland noch andere rote Granite unter diesem Namen im Handel. Ein Blick auf die Quarze hilft in jedem Fall. Ein solches Gefüge haben nur zwei Gesteine aus Schweden: Götemar-Granit und der Granit von der Insel Blå Jungfrun. Letzterer trägt aber den Handelsnamen „Virgo-Granit“ (von „Jungfrau“) und wird schon lange nicht mehr abgebaut. Sein Gefüge ist noch mehr pyterlitisch, außerdem enthält er mehr Plagioklas von dunklerer Farbe.