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Åland-Rapakiwis Teil 3
III.
Åland-Rapakiwis als Geschiebe
11. Einen Rapakiwi finden
Wo
kann man nun so einen Åland-Rapakiwi finden oder wenigstens anschauen?
In Europa gibt es diese Gesteine anstehend nur in Skandinavien. Bei uns
findet man sie ausschließlich als Geschiebe. Wenn Sie dort wohnen, wo die
Karte eine graue Fläche zeigt, ist es leicht. Fast alle losen Steine in
der Landschaft sind Geschiebe aus Skandinavien, unser Land ist voll davon.
Diese Geschiebe und mit ihnen die Åland-Rapakiwis finden Sie auf Feldern,
in Kiesgruben oder an den Küsten. Auch im Kopfsteinpflaster werden Sie
fündig, wobei ein Regentag dafür ideal ist.
Steine vom Acker sind oft angewittert, während in Kiesgruben gelbliche
Verfärbungen stören können.
 
Die ersten
beiden Åland-Rapakiwis stammen aus den Nähe von Hamburg. Bei beiden sind
die runden Feldspäte durch Verwitterung gebleicht. Der linke Stein kam aus
einer Kiesgrube und ist zusätzlich durch eisenhaltiges Sickerwasser
verfärbt.
Rapakiwis an der Ostsee oder saubere Geschiebe aus Kiesgruben sehen viel
attraktiver aus. Um zu wissen, für welche Steine sich das Bücken lohnt,
achten Sie vor allem auf zwei Merkmale: Ein undeformiertes Gefüge
und einen rotbraunen Farbton. Wenn im Gestein auch rundliche
Feldspäte zu sehen sind, sind diese meist 1-2 cm groß.
 
Die
Kennzeichen, nach denen Sie Ausschau halten müssen, um einen
Åland-Rapakiwis sicher zu bestimmen, finden Sie am
Anfang dieses Textes. Dazu kommt aber noch
ein weiterer Gesichtspunkt, der im Gelände wichtig ist:
Undeformierte Gefüge
Ich hatte bereits erwähnt, dass alle Rapakiwis ein
undeformiertes Gefüge
besitzen. Was genau ist damit gemeint?
Alle Rapakiwis in Skandinavien bildeten sich aus Magmen, die
nachträglich
in der Erdkruste aufstiegen. Die Rapakiwis sind daher immer jünger als
ihre Umgebungsgesteine und waren seit ihrer Entstehung auch keinerlei
Gebirgsbildung mehr ausgesetzt. Deshalb gibt es, zumindest in
Skandinavien, keine tektonisch deformierten Rapakiwis. Alle Gesteine, die
irgendwie gestreift aussehen oder in denen einzelne Minerale länglich
verformt sind, scheiden von vornherein aus, wenn Sie einen Rapakiwi
suchen.
So ein undeformiertes Gefüge erkennen Sie schon aus einiger Entfernung.
Das nächste Bild zeigt einen typischen, unauffälligen Rapakiwi am Strand,
im Bild oben links.

Es sind
die gleichmäßig und richtungslos verteilten dunklen Minerale, die Ihnen
auffallen sollten. Sie zeigen ein ungestörtes magmatisches Gefüge an. Ganz
anders die Gneise daneben. Besonders der gelbliche in der Bildmitte und
der etwas rötliche ganz rechts enthalten verformte Minerale, erkennbar an
den dunklen Streifen. So sehen deformierte Gesteine aus, das können keine
Rapakiwis sein.
Den Åland-Rapakiwi rechts habe ich bei Regenwetter in einer
Kiesgrube aufgenommen. Auch hier fällt der typische braunrote Farbton auf,
dazu die regellos verteilten dunklen Minerale (= keine Deformation).
Die weißen Flecken auf dem Stein sind Beläge aus Kalzit. Solche Überzüge
entstehen durch kalkhaltiges Wasser, das im Boden zirkuliert und den Kalk
auf der Oberfläche von Gesteinen ausscheidet. Wenn Sie genau hinschauen,
sehen Sie, dass der Kalkspat nur eine dünne Schicht an der Oberfläche
bildet und nicht ins Gestein hineinführt. Mit verdünnter Salzsäure oder
Essig lässt sich so ein Schleier aus Kalkspat leicht entfernen.
Ein
weiteres Beispiel, diesmal aus einer Beeteinfassung mitten in Hamburg. 
In so
einer Gartendekoration können Sie natürlich nicht einfach den Stein
ausgraben, hier müssen Sie mit der Lupe auf die Knie, um die Quarze zu
untersuchen.
Auch
Kopfsteinpflaster lohnen einen genauen Blick, da sind die Steine außerdem
schön glatt. Wenn Sie sich auf das Straßenpflaster knien, um mit der Lupe
die graphischen Verwachsungen zu suchen, dann fühlt sich das nur beim
ersten Mal komisch an. Das legt sich und wenn Sie den Passanten zeigen
können, dass da ein Gestein liegt, das aus dem Westen Finnlands kommt,
fragt Sie niemand mehr, was Sie da eben auf dem Boden gemacht haben.

Åland-Rapakiwi im Pflaster an der Westseite des Doms in Greifswald.
Unten:
Auch im Pflaster vor der Frauenkirche in Dresden steckt mindestens ein
Åland-Rapakiwi. Die beiden Fotos wurden 2003 aufgenommen, als der
Wiederaufbau der Kirche noch am Anfang stand. Die Pflastersteine wurden
damals in den Gitterboxen zwischengelagert.
 
Åland-Rapakiwis, die Sie in Mauern oder im Straßenpflaster finden, sind
entweder Geschiebe oder Ballaststeine aus der Schifffahrt. Letzteres aber
wohl nur in Küstennähe.
Eine sehr
gute Gelegenheit, Rapakiwis aus der Nähe zu sehen, bieten
Geschiebegärten.
Den folgenden Åland-Rapakiwi finden Sie im Findlingsgarten Nochten in der
Lausitz. Dort gibt es noch etliche weiterer Åland-Rapakiwis, so wie in
vielen anderen Findlingsgärten auch.
 
Die
meisten dieser Gesteine aber liegen einfach so in der Gegend herum. Sie
brauchen nur die Augen offen zu halten.
 
IV. Anhang
Verzeichnis der abgebildeten Proben
(Die
Seitenangaben beziehen sich auf die Bilder in der
Druckansicht)
Seite |
Bilder |
Proben und Koordinaten,
jeweils Nord- und Ostwert [WGS 84] |
1 |
oben |
Geschiebe |
|
unten |
Probe
83, 60.238916, 19.974762 |
3 |
oben
und unten |
Geschiebe |
4 |
links
und rechts |
Probe
21, 60.208738, 19.958111 |
5 |
oben
links und rechts |
Probe
20, 60.241856, 20.060821 |
5 |
unten
links und rechts |
Probe
83, 60.238916, 19.974762
(Andere Probe, gleicher Aufschluss) |
6 |
oben
links und rechts |
Probe
83, 60.238916, 19.974762 |
6 |
Mitte
links und rechts |
Probe
60, 60.315388, 19.769713 |
6 |
unten
links und rechts |
Probe
21, 60.208738, 19.958111 |
7 |
drei
Bilder |
Probe
20, 60.241856, 20.060821
(Andere Probe, gleicher Aufschluss) |
8 |
obere
drei Bilder |
Probe
29, 60.307032, 20.382178 |
8 |
zwei
Bilder unten |
Nahgeschiebe bei 60.213281, 20.288055 |
9 |
drei
Bilder oben |
Probe
77, 60.025550, 20.170043 |
9 |
zwei
Bilder unten |
bei
60.22029, 20.11894 |
10 |
oben
links und rechts |
Probe
53, 60.232227, 19.536854 |
10 |
drei
Bilder unten |
Probe
88, 60.214826, 20.303556 |
11 |
alle
Bilder |
Im
Norden der Insel Sandö,
60.309614, 20.377875 |
15 |
unten |
Probe
9, 60.116492, 20.299014 |
16 |
oben
links und rechts |
Probe
9, 60.116492, 20.299014 |
16 |
Mitte
links und rechts |
Probe
14, 60.064508, 20.044176 |
16 |
unten
links und rechts |
Probe
42, 60.073691, 20.158456 |
17 |
oben
und mittig |
Probe
42, 60.073691, 20.158456 |
17 |
unten |
Probe
63, 60.163675, 19.789675 |
18 |
alle |
Probe
27, 60.332226, 20.365043 |
19 |
alle |
Probe
82, 60.115723, 20.297640 |
20 |
beide |
Probe
87, 60.340117, 19.925667 |
21 |
oben
links und rechts |
Probe
36, 60.318257, 19.991334 |
21 |
Mitte
rechts |
etwa
bei 60.29875, 20.02119 |
21 |
unten
links und rechts |
Probe
54, 60.253654, 19.518401 |
22 |
Mitte
|
Insel
Pepparn, 60.08194 19.83650 |
22 |
unten
|
Probe
41, 60.072345, 20.031731 |
23 |
oben |
Probe
81, 60.067460, 20.034619 |
23 |
unten |
Straßenböschung, 60.050741, 19.973355 |
24 |
Mitte
links und rechts |
Probe
und Anstehendes Nr. 53
bei 60.232227, 19.536854 |
24 |
unten |
Probe
34, 60.332259, 20.084111 |
25 |
oben
links und rechts |
Probe
34, 60.332259, 20.084111 |
25 |
Mitte
links |
Probe
58, 60.256167, 19.707705 |
25 |
Mitte
rechts |
Probe
56, 60.226175, 19.589211 |
27 |
alle |
Geschiebe im Großraum Hamburg |
28 |
alle |
Geschiebe, teils Ostsee, teils Kiesgruben |
29 |
oben
links und rechts |
Hamburg Rahlstedt |
29 |
unten |
Westeingang des Doms in Greifswald,
ca. bei 54.095395, 13.376843 |
30 |
oben
links und rechts |
Baustelle der Frauenkirche in Dresden (2003) |
30 |
Mitte
links und rechts |
Findlingsgarten Nochten. Der abgebildete Findling liegt am Hang von
„Skandinavien“, etwa bei 51.438992, 14.599352 |
30 |
unten
links und rechts |
Hamburg Sasel, 53.63308, 10.11744 |
Bei einem
Teil der Ålandproben wurden die Fundorte nachträglich aus Eintragungen auf
der Geländekarte ermittelt. Die Angaben sind daher zum Teil nur auf 100 m
genau, ich bitte um Nachsicht.

Überarbeitete Fassung vom Januar 2016.
Für Hilfe
bei den Korrekturen danke ich Hans-Jörg Altenburg, Elke Figaj, Elsbe
Kraeft, Marc Torbohm und meiner Frau Charlotte-Jeanette.
Matthias
Bräunlich
nach oben
zum Anfang
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