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Diese drei Begriffe bezeichnen das gleiche Gestein, wobei die
Bezeichnung
"Lydit" häufig für paläozoische Formen und "Radiolarit" für die
mesozoischen Gesteine der Alpen verwendet wird.
Der sinnvolle Oberbegriff für dieses Gestein unabhängig vom Alter ist "Radiolarit".
Es handelt sich um ein marines Sedimentgestein, das in der Tiefsee
entsteht und aus den kieseligen (SiO2) Resten
einzelliger Strahlentierchen – den Radiolarien – aufgebaut ist . Diese
sinken zu nach ihrem Ableben im Meer in die Tiefsee und bilden unter
günstigen Bedingungen (vor allem geringe oder fehlende sonstige Einträge
von Sand, Ton etc.) den Radiolarienschlamm. Dieser Schlamm ist für sein
extrem langsames Anwachsen bekannt: Sedimentationsraten von wenigen
Millimetern pro tausend Jahre scheinen üblich zu sein.
Aus diesem Radiolarienschlamm bildet sich durch Diagenese der
Radiolarit.
Seinen Weg an Land und in die Handstücke findet das Gestein im Zuge von
Subduktion und Gebirgsbildung. Dabei kommt es zur Entwässerung,
Verdichtung und Kompaktierung. Die feinen Sedimentlagen bleiben nur
manchmal erhalten und sind selten im Handstück zu sehen. In der Regel
sind die als Lydit (oder Kieselschiefer) bezeichnet Stücke durch
folgende Eigenschaften gekennzeichnet:
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Extrem hartes, splittrig oder
muschelig brechendes Gestein, das immer nur in kleinen Dimensionen
gefunden wird. Fundstücke erreichen selten mehr als einen Dezimeter,
meist bleiben sie unter Faustgröße.
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Meist tiefschwarz oder grau
(paläozoisch), aber auch grünlich bis rot (mesozoische Radiolarite der
Alpen). Feinstkörniges bis dichtes Gefüge, keine Fossilien über
Radiolariengröße. Auch letztere sind nur in Ausnahmefällen erkennbar
und unter einem Millimeter klein.
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Oft ist das Gestein stark gefaltet
und von vielen Brüchen durchzogen, die regelmäßig mit Quarzäderchen
gefüllt sind.
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Radiolarite sind so hart, daß sie
oft eine deutlich geringere Rundung als das Umgebungssediment
aufweisen. Der splittrige, kantige Bruch bleibt lange erkennbar.
Die schwarzen
Radiolarite/Lydite, die in Deutschland gefunden werden, sind sichere
Indikatoren für eine südliche Herkunft. Sie stammen aus dem Harz, dem
Thüringer Wald oder dem Erzgebirge/Böhmen und benachbarten Gebieten. In
Skandinavien fehlen Radiolarite/Lydite fast vollständig. Ich habe noch
nie einen im nordischen Geschiebe gefunden, wohl aber Mengen davon,
sobald man in die Bereiche der Flußschotter unserer nach Norden bzw.
Westen entwässernden Flüsse kommt.
Es soll kleine Vorkommen von Lydit im Norden geben, aber die können für
die Bestimmung im Gelände ignoriert werden.
(Zur
Bestimmung lesen Sie bitte ganz unten die Anmerkung)
Lydite sind daher gut geeignet, Fehlbestimmungen zu vermeiden und den
Sammler zu warnen. Im Winter 2005/2006 fand sich in der Kiesgrube
Vastorf bei Lüneburg (Niedersachsen) neben Mengen an nordischen
Geschieben etwas abseits ein Kieshaufen. Er enthielt ungewöhnliche
Porphyre und etliche Lydite. Diese gaben den Ausschlag für die Annahme,
daß es sich bei diesem Kieshaufen um einen Fremdgesteins"import“ in die
Kiesgrube handeln mußte. In skandinavischem Geschiebe kommen niemals
Lydite plus Zellenquarze vor. Damit war auch klar, daß die begleitenden
Porphyre südlicher Herkunft sein mußten.
Es folgen
einige Fotos von Lyditen, die alle durch nordwärts fließendes Wasser
an ihre Fundstellen in Brandenburg bzw. Thüringen gelangten.
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